Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
sie jedoch, strich ihr Kleid glatt und ging langsam auf Areop-Enap zu.
Das Wippen und Zucken der Spinne hörte schlagartig auf: Sie bemerkte, dass jemand näher kam. Reglos blieb sie stehen und blickte in Rians Richtung. Die Elfe ging unbeirrt weiter, bis sie zwischen den Vorderbeinen stand. Erst nun konnte sie die Größe des unheimlichen Wesens richtig erfassen. Selbst mit nur halb durchgedrückten Gliedern überragte Areop-Enap die Elfe um ein Vielfaches. Wenn sie die zwei Knie jedes Beines streckte, konnte sie vermutlich über den niedrigen Palmenwald hinwegsehen. Unter ihrem Leib hätte Rian sich im Regen problemlos trocken hinlegen können. Es war kein Wunder, dass die Spinne ganze Ziegen als Nahrung benötigte.
Bewegung kam in Areop-Enaps Hinterbeine. Sie schob den Kokon nach hinten und senkte ihren Körper ab, bis er wieder auf dem Boden ruhte. Rian spürte alle acht Augen auf sich ruhen. Die mittleren zwei waren wie dunkle starre Löcher, während die sechs daneben und darüber angeordneten kleineren Augäpfel das Licht zurückwarfen.
»Areop-Enap, ich bitte darum, mit dir reden zu dürfen!«, rief Rian.
Die Taster der Spinne zuckten ein wenig, und nach einem Moment des Schweigens erklang eine hohe, etwas gebrechlich klingende Stimme.
»Komm ein Stückchen näher, Kind. Ich höre nicht mehr so gut.«
Rians Blick huschte zu Pirx, der sie mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund anstarrte. Kaum merklich schüttelte sie den Kopf, sah wieder zu der Spinne und trat ein paar Schritte auf sie zu.
»So ist es gut«, sagte Areop-Enap. »Du bist ein gutes Kind.« Ein leises Kichern folgte, während die Spinne ihre Taster in Rians Richtung ausstreckte, sie jedoch nicht berührte. Fasziniert beobachtete die Elfe, wie ein Gifttropfen sich von den scharfen Kieferklauen vor dem Mund der Spinne löste und in den Sand fiel.
»Urahnin Areop-Enap, ich zolle dir meinen Respekt und bitte darum, mit dir reden zu dürfen«, brachte sie ihre Bitte erneut mit erhobener Stimme hervor.
Und wieder erklang das Kichern. »Ganz so taub bin ich nicht«, scherzte Areop-Enap. »Du musst nicht schreien, bis Bangarra und seine Leute dich hören können, Rhiannon von den Sidhe Crain, Tochter von Fanmór, dem Herrscher Earrachs.«
»Du kennst mich?«
»Ja, denn Pirx hat mir genug von dir erzählt. Es gibt nicht so viele deiner Art hier, und Bangarra ist blind und dumm, wenn er nicht erkennt, was für ein seltsamer Zufall es ist, dass innerhalb von zwei Wochen zwei fremde Gestalten im Reich der Wasser auftauchen. Aber irgendwann wird er vielleicht darauf kommen, dass Pirx zu dir gehört; also nimm dich in Acht.«
Rian neigte leicht den Kopf. »Das werde ich.«
»Also, warum schickt Bangarra dich her?«
Die Elfe sah wieder auf. »Ich habe ihm angeboten, zwischen dir und ihm zu verhandeln. In Wirklichkeit bin ich aber gekommen, um dich zu befreien. König Yacowie hat mir ein Pulver gegeben, das die Fesseln löst, und mich hergebracht. Aber ich möchte auch eine Gegenleistung für meine Hilfe.«
»Natürlich. Und die wäre?«
Das Bein, in dessen Nähe Pirx saß, zuckte und gab dem Pixie einen Stoß. Die Banane flog aus seiner Hand, und mit einem Quietschlaut fiel er um und zog sich zusammen. Mühelos rollte die Spinne ihn über den Sand und auf Rian zu.
»Ich muss wissen, wie ich zu Eigigu in den Mond komme«, antwortete Rian.
Pirx entfaltete sich zu ihren Füßen wieder und schüttelte sich. Sandkörner flogen nach allen Richtungen davon.
»Was kümmert dich diese Information?«, fragte Areop-Enap. »Willst du sie Bangarra geben? Es ist genau das, was er zu erfahren trachtet. Er will die Mondfrau ebenso gefangen setzen wie mich und ihre Zauberkräfte für sich nutzen.«
Rian schüttelte den Kopf. »Ich muss sie etwas fragen, was für uns alle von großer Wichtigkeit ist, vor allem für so alte Elfen und Götter wie dich. Ich will herausfinden, was sie über den Quell der Unsterblichkeit weiß.«
»Hast du das Pulver dabei?«
»Wirst du mir helfen?«
Mit großen Augen sah Pirx zu Rian auf, sagte jedoch nichts. Er musste brennen vor Neugierde, so, wie Rian selbst es tat, und sie war erstaunt über seine Zurückhaltung. Doch ihm war zweifellos klar, wie wichtig das Gespräch mit Areop-Enap war.
Die Spinne rieb die Taster aneinander und klopfte mit ihnen auf den Boden. »Abgemacht. Sobald ich frei bin, werde ich dir sagen, was du wissen musst, um zu Eigigu zu gelangen.«
Rian griff an ihren Hals und löste scheinbar nur
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