Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
Eindruck, sich im Wind zu wiegen. Dazu trug sie ihren liebsten Schmuck – Halskette, Armbänder, Ringe und ein Diadem, dessen geschliffene Glassteine im Licht der Glühpünktchen wie weißes Feuer funkelten. Zusätzlich dazu, dass sie ihr Gegenüber beeindrucken sollte, überdeckte die Kette das Band, an dem das Schwirrholz und das Beutelchen hingen.
»Ich bin Rhiannon von den Sidhe Crain, Tochter von Fanmór, dem Herrscher über Earrach«, sagte sie. »Falls Ihr Bangarra seid, grüße ich Euch im Namen meines Vaters, in dessen Auftrag ich Eas bereise.«
Der Mann runzelte die Stirn. »Ich bin Bangarra. Was will ein Herrscher vom anderen Ende der Anderswelt von mir?«
Rian neigte kurz den Kopf. »Es ist Euch sicher nicht entgangen, dass unsere Welt von Veränderungen betroffen ist, wie es sie nie zuvor gab. Nicht nur, dass die Zeit beginnt, Gewalt über uns zu erlangen. Die Grenzen werden schwach, und eine mächtige Frau ist aus dem Schattenland in die Welt der Menschen eingefallen. Ihre Absicht ist es, sich die Sterblichen zu unterwerfen, weil sie Kraft aus deren Seelen bezieht, um dann mit großer Macht zurückzukehren. Es wird furchtbare Kriege geben, Bangarra; Kriege, die alle Teile unserer Welt betreffen. Für diese Zeit sucht mein Vater nach starken Verbündeten. Er schickte mich zu Yacowie, doch ich musste feststellen, dass er ein alter Narr ist. Seine Stärke lässt so sehr nach, dass er nicht einmal mehr seinen Bumerang richtig werfen kann, und in gleichem Maß wird sein Geist wirr. Nein, nur Ihr seid die Kraft, die hier triumphieren muss, damit Eas mit Stärke geeint und auf den kommenden großen Krieg vorbereitet werden kann. Darum bin ich zu Euch gekommen.«
Die Augen von Yacowies Erzfeind blitzten hell auf. »Eine Zeit großer Kriege? Das klingt gut. Nur im Krieg zeigt sich, wer es wirklich wert ist zu leben.«
Erneut neigte Rian leicht den Kopf. »So ist es.«
»Prinzessin Rhiannon, Ihr habt mir gesagt, warum Ihr glaubt, dass ich der richtige Bündnispartner bin – und Ihr habt Euch weise entschieden. Eure Pläne, Bündnisse für den kommenden Krieg zu schmieden, klingen vernünftig. Aber wer sagt mir, dass ausgerechnet Euer Vater meiner Stärke würdig ist?«
»Ich werde Euch beweisen, was ich vollbringen kann. Daraus mögt Ihr dann schließen, zu wie viel mehr mein Vater in der Lage sein muss, der noch nicht von seinen Kindern des Thrones beraubt wurde.«
Bangarra musterte Rian einen Moment lang mit nicht mehr als einem Funkeln in den Augen als Reaktion. Auf einmal zuckte sein Mundwinkel, und er begann erst leise, dann zunehmend lauter zu lachen. Schließlich schlug er mit einer Hand auf seinen Schenkel und wurde abrupt wieder ernst.
»Also gut. Lassen wir die Förmlichkeiten beiseite. Von Herrscher zu königlichem Geblüt: Wie willst du es mir beweisen?«
Rian lächelte berechnend. »Ich habe gehört, du hättest einen deiner Urahnen gefangen gesetzt, die Spinne Areop-Enap, um an Wissen zu kommen. Aber es ist dir bisher nicht gelungen, dieses Wissen zu erlangen, richtig?«
Der Klang, der aus Bangarras Kehle kam, glich mehr dem Knurren eines wilden Hundes als einem menschlichen Laut. »Ich werde es herausfinden. Sie wird mir den Weg weisen, und wenn ich ihr dafür jedes einzelne ihrer Glieder in kleine Teile zerbrechen muss!«
Rian schnaubte leise und schüttelte den Kopf. »Siehst du, in diesen Dingen kannst du etwas von Fanmór lernen. Er weiß, dass Stärke nicht nur rohe Kraft bedeutet, sondern dazu auch Verstand erforderlich ist. Ein Herrscher muss wissen, wann es sinnvoll ist, diese Stärke anzuwenden, und wann nicht.«
Der Thronanwärter ballte seine Hände. »Willst du etwa behaupten, ich sei zu dumm?«, fragte er gefährlich leise.
»Das kommt darauf an, ob du bereit bist, die Hilfe anderer anzunehmen, die das können, was dir offenbar nicht liegt. Du bist ein Krieger, Bangarra, kein Diplomat, und das ist gut so, denn in kommenden Zeiten brauchen unsere Völker Krieger an der Spitze. Aber Krieger sind nicht dazu da, zu verhandeln und zu reden. Manchmal führt das Wort aber viel schneller zum Ziel als alles Drohen und Kämpfen, und inzwischen ist Zeit etwas, womit wir rechnen müssen. Ein kluger Krieger sucht sich daher für solche Aufgaben zuverlässige und fähige Leute. Und wenn es ein starker Mann ist, muss er auch nicht fürchten, dass diese Leute ihm die Treue brechen könnten.«
Bangarra zog die Stirn kraus. »Niemand wagt es, Bangarra zu hintergehen«, sagte er laut.
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