Themsen, V: Elfenzeit 17: Korsar der Sieben Stürme
gehen.«
Tatsächlich wartete der Kobold dort, wo Rian ihn zuletzt gesehen hatte, wenn er auch der Letzte im Lager war. Alle anderen hatten sich offensichtlich Yacowies Überraschungsangriff angeschlossen.
»Ich verstehe es selbst nicht so ganz«, sagte Grog brummend, nachdem er mit Pirx ein paar Knuffe und Stupser ausgetauscht hatte und sie ihm von ihren Erlebnissen berichtet hatten. »Eigigus Weg … Na ja, sie ist vom Strand über einen Baum in den Mond gestiegen. So hat es mir zumindest Tambreet erzählt. Aber was mich im Moment viel brennender interessiert: Wie kommst du hierher, du kleiner Ausreißer?«
»Ach, das war eine dumme Geschichte«, antwortete Pirx etwas kleinlaut. »Ich bin im Wasser gelandet, und als ich gerade an Land gekrabbelt war, hab ich einen Haufen Leute mit langen bunten Gesichtern gesehen, die mit Speeren und Messern fuchtelten. Ich habe Angst bekommen, bin weggerannt und hab mich hinter einem Felsen versteckt. Dann sah ich, wie sie dich in einem Netz fingen und Rian mit hinter den Wasserfall zerrten, aus dem wir rausgekommen sind … Ich wusste nicht, was ich tun sollte, also wollte ich Hilfe suchen. Und dann steckte plötzlich ein Giftstachel in meinem Bauch, und bevor ich mich wehren konnte, wurde alles schwarz.«
»Das ist mir der Richtige«, sagte Grog. »Ein Igel, der von einem Stachel erlegt wird.«
»Die blasen die Dinger mit Rohren, und die kommen schneller angeflogen, als du gucken kannst!«
»Ja, ja. Erzähl weiter.«
Pirx funkelte Grog an und schüttelte eine geballte Hand vor dessen Nase, folgte schließlich jedoch seiner Aufforderung.
»Als ich wieder aufgewacht bin, hatten sie mich in das Lager hier geschleppt, und sie haben mir lauter Fragen über einen Yacowie, eine Festung und irgendwelche komischen Zeichen gestellt, aber ich wusste nicht, was sie von mir wollten, und habe einfach getan, als ob ich sie gar nicht verstand. Wahrscheinlich haben sie mich am Ende für taubstumm gehalten oder so. Jedenfalls schickten sie mich dann los, Areop-Enap das Essen zu bringen … Ich schätze, sie haben gehofft, die Urahnin nähme mich als Nachspeise. Aber sie hat sich lieber Geschichten von mir erzählen lassen. Und wenn ich eins gut kann, dann das.«
»Oh ja. Vor allem, wenn es darum geht, deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen«, kommentierte Grog trocken.
Rian ging nicht darauf ein. »Ich muss herausfinden, was Areop-Enaps Worte bedeuten. Ein Baum am Strand … Vermutlich gibt es davon unzählige.«
»Vielleicht ist es ja auch gar nicht wichtig, welcher Baum es ist.«
Die Elfe wiegte den Kopf. »Möglich. Aber es kann nicht so einfach sein, sonst wären ihr schon viele gefolgt.« Sie sah in den Himmel, wo die Mondsichel gerade ihren höchsten Stand erreicht hatte. Sie wirkte größer als in Earrach und lag zudem, anstatt schräg zu stehen, und das Licht, das sie spendete, war so hell wie das eines Vollmondes.
Pirx streckte den Arm nach oben aus. »Hat sich da nicht gerade etwas bewegt?«
Rian kniff die Augen zusammen. Tatsächlich wirkte es, als wäre ein Schatten in der Sichel, der ab und zu wanderte.
»Vielleicht ist das Eigigu«, mutmaßte sie. »Dann wäre sie also tatsächlich dort. Was uns allerdings nicht allzu viel hilft, solange wir nicht wissen, wie wir hinkommen.«
Die Elfe strich durch ihr Haar und musterte die Bäume. Vereinzelt gab es welche, die höher gewachsen waren. Jeder von ihnen würde sie zumindest wohl ein gutes Stück näher zum Mond bringen. Doch wenn es nur darum ginge, wäre ein Baum auf dem Plateau vermutlich die bessere Wahl gewesen.
Rian wandte den Blick zu Grog. »Wie genau ging die Geschichte, die Tambreet dir erzählt hat?«
Grog strich das Haar auf seinem Bauch glatt und sagte: »Eigigu hatte sich am Strand verletzt. Als sie nach Hause kam, schickte ihre Mutter sie wieder zum Strand, trotz der Verletzung. Daraufhin hat das Mädchen dort einen Baum bewässert, der dann bis in den Himmel wuchs. Sie ist auf ihn geklettert und von der Spitze des Baumes auf eine Wolke, auf der das Haus der Königin Enibarara stand.«
Rian hob die Hand. »Das beschreibt aber nur ihren Weg von der Menschenwelt hierher. Das heißt, der Baum muss nicht unbedingt von Bedeutung für den Weg zu Eigigu sein; er war möglicherweise nur ihr Portal in die Anderswelt. Wie ging es weiter?«
Grog kratzte sich am Bauch. »Sie heilte die Königin von einem Fluch, der sie blind gemacht hatte, und durfte daraufhin bei ihr bleiben. Aber sie mochte Gesellschaft nicht
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