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Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Titel: Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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im Leben mit ihrem Vater mitgehen. Das habe ich dir doch schon gesagt. Sie traut ihm nicht, und sie kann ihn nicht ausstehen.«
    »Und sie hatte Angst, Theo. Ein völlig verängstigtes kleines Mädchen. Du hast keine Ahnung, was in ihr vorging. Ihre Mutter hatte sie im Stich gelassen. Diese Leute sind nicht ganz richtig im Kopf, oder bist du anderer Meinung?«
    »Nein.«
    »Es gab keinen Einbruch, weil ihr Vater einen Schlüssel hat. Er schnappt sie sich, und los geht’s. Keiner weiß, für wie lange.«
    »Schön und gut, aber wenn sie bei ihrem Vater ist, ist sie doch in Sicherheit, oder?«
    »Findest du? Du meinst, bei Plunder ist sie sicher? Nicht der beste Umgang für eine Dreizehnjährige.«
    »Ich schwinge mich also auf mein Rad und flitze nach Raleigh, North Carolina.«
    »Das sehen wir noch. Du bist ein Computergenie. Sieh zu, was du herausfinden kannst.«
    Theo hielt das für Zeitverschwendung. Er war plötzlich sehr müde. Die Woche war anstrengend gewesen, und er hatte nicht viel geschlafen. Die aufregende Verhandlung am Tiergericht hatte ihn seine letzte Energie gekostet. Jetzt wollte er nur noch nach Hause und sich in seinem Bett verkriechen.
    »Danke, Ike.« Damit griff er nach seiner Regenjacke.
    »Keine Ursache.«
    Spät am Freitagabend wurde Jack Leeper erneut aus seiner Zelle geholt und bekam Handschellen angelegt. Die Besprechung fand in einem Raum im Gefängnis statt, in dem sich die Anwälte mit ihren Mandanten beraten konnten. Leepers Anwalt Kip Ozgoode war da, Detective Slater und Capshaw sowie eine junge Dame von der Staatsanwaltschaft namens Teresa Knox. Ms. Knox nahm die Sache sofort in die Hand. Sie gab sich sehr geschäftsmäßig und war offenbar sauer, dass sie am Freitagabend zu Hause angerufen worden war.
    »Von einer Abmachung kann keine Rede sein, Mr. Leeper«, begann sie. »Sie haben uns nichts anzubieten. Wenn Sie wegen Entführung verurteilt werden, wandern Sie für bis zu vierzig Jahre ins Gefängnis. Sollte dem Mädchen etwas zustoßen, ist das ein zusätzlicher Anklagepunkt. Und falls die Kleine tot ist, sind Sie sowieso erledigt. Ich rate Ihnen daher dringend, uns zu sagen, wo sie ist, damit Ihnen nicht noch mehr Straftaten zur Last gelegt werden.«
    Leeper grinste sie nur an, sagte aber nichts.
    »Das gilt natürlich nur, wenn Sie keine Spielchen mit uns treiben. Genau den Verdacht habe ich aber– und der Richter und die Polizei auch.«
    »Das wird Ihnen noch leidtun«, erwiderte Leeper. »Ich biete Ihnen die Chance, dem Kind das Leben zu retten. Und was mich angeht, ich sterbe sowieso im Gefängnis.«
    »Nicht unbedingt«, konterte Ms. Know. »Wenn Sie uns das Mädchen wohlbehalten zurückbringen, sprechen wir uns für zwanzig Jahre für die Entführung aus. Sie können Ihre Zeit hier absitzen.«
    »Was ist mit Kalifornien?«
    »Darauf haben wir keinen Einfluss.«
    Leeper grinste immer noch. Offenbar genoss er die Situation. »Wie Sie selbst sagen«, erklärte er schließlich. »Es gibt keine Abmachung.«

Fünfzehn
    Als die Boones am Samstagmorgen frühstückten, war die Stimmung recht angespannt. Wie üblich aßen Theo und Judge Cheerios, zu denen Theo Orangensaft trank, Judge natürlich nicht. Woods Boone kaute an einem Bagel herum und las die Sportseite, während Marcella Kaffee trank und auf ihrem Laptop die aktuellen Nachrichten überflog. Gesprochen wurde nicht viel, zumindest nicht in den ersten zwanzig Minuten. Es gab verschiedene Streitpunkte, die noch nicht geklärt waren und die jeden Augenblick zu neuen Meinungsverschiedenheiten führen konnten.
    Die Spannung hatte verschiedene Gründe. Zunächst einmal war die Stimmung generell schlecht, seit die Polizei sie am Mittwochmorgen aus dem Schlaf gerissen und gebeten hatte, zu den Finnemores zu kommen. Dass April auch nach Tagen nicht wieder aufgetaucht war, drückte sie noch weiter. Besonders Mr. und Mrs. Boone versuchten immer wieder ein Lächeln und gaben sich betont optimistisch, aber alle drei wussten, dass das vergebliche Liebesmüh war. Außerdem– das war allerdings längst nicht so wichtig– würden Theo und sein Vater den Vormittag diesmal nicht auf dem Golfplatz verbringen wie sonst. Sie standen praktisch jeden Samstag um neun Uhr am Abschlag, und Theo freute sich schon die ganze Woche darauf, mit seinem Vater neun Löcher zu spielen.
    Diesmal fiel das aus. Schuld daran war der dritte Grund für die angespannte Stimmung. Mr. und Mrs. Boone wollten über Nacht wegfahren, und Theo wollte unbedingt allein

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