Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)
Anruf für Anruf, aber die Hinweise auf Plunder blieben dürftig.
Gegen Mittag tauchte Chase auf und packte seinen Laptop aus. Bis dahin hatte sich Theo mit etwa sechzig Geschäftsführern, Barkeepern, Bedienungen, Türstehern und sogar einem Tellerwäscher unterhalten, der kaum Englisch sprach. Den kurzen Gesprächen entnahm er, dass Plunder eine miserable Band mit wenigen Fans war. Ein Barkeeper in Raleigh, der behauptete, »jede Band zu kennen, die je in der Stadt aufgetreten ist«, hatte nie von Plunder gehört. In drei Fällen war von einer »Studentenband« die Rede.
»Dann sehen wir uns am besten die Studentenverbindungen an«, meinte Chase.
Bald stellte sich heraus, dass es im Gebiet von Raleigh und Durham jede Menge Colleges und Unis gab. Besonders bekannt waren natürlich Duke University, die University of North Carolina und die North Carolina State University, aber es gab noch ein Dutzend kleinere Hochschulen. Sie beschlossen, mit den größeren anzufangen. Minutenlang hackten beide auf die Tastaturen ein und surften im Internet, immer in der Hoffnung, als Erster etwas Nützliches herauszufinden.
»An der Duke gibt es keine Studentenverbindung mit eigenem Haus«, stellte Chase fest.
»Wo machen die dann ihre Partys?«, wollte Theo wissen.
»Weiß ich nicht. Mit der Duke befassen wir uns später. Du nimmst dir die NC State vor und ich die UNC .«
Theo hatte schnell herausgefunden, dass es an der NC State vierundzwanzig Studentenverbindungen für Männer und neun für Frauen gab, von denen die meisten ihre Zentrale in einem Haus außerhalb des Campus hatten. Alle schienen eine Website zu haben, wobei die Qualität unterschiedlich war.
»Wie viele Verbindungen gibt es an der UNC ?«, fragte Theo.
»Zweiundzwanzig für Männer und neun für Frauen.«
»Dann nehmen wir uns am besten die einzelnen Websites vor.«
»Bin schon dabei.«
Chase ließ seine Finger über die Tasten tanzen. Theo war schnell am Laptop, aber mit Chase konnte er sich nicht messen. Um die Wette suchten beide nach Hinweisen. Judge, der sich zum Schlafen gern unter Tische, Betten oder Stühle zurückzog, schnarchte leise unter dem Konferenztisch.
Bald sah eine Website für sie aus wie die andere. Sie fanden Informationen über Mitglieder, Alumni, soziale Projekte, Auszeichnungen, Kalender und vor allem gemeinsame Unternehmungen. Die Zahl der Fotos war endlos: Partyszenen, Skiausflüge, Grillen am Strand, Frisbee-Turniere und offizielle Feiern mit Frack und Abendkleid. Theo freute sich schon auf das College.
Die beiden Unis spielten gegeneinander Football. Anstoß war um vierzehn Uhr. Theo wusste das, weil er und Chase sich darüber unterhalten hatten, wie die Mannschaften gesetzt waren. Die NC State führte mit zwei Punkten. Im Augenblick war das jedoch weniger interessant. Viel wichtiger war, dass die Studentenverbindungen das Spiel zum Anlass für weitere Partys nahmen. Da es in Chapel Hill stattfand, hatten die Studenten von der NC State Freitagnacht schon vorgefeiert, während die Studenten der UNC dasselbe für den Samstag planten.
Theo machte eine Website zu und gab einen Laut der Frustration von sich. »Zehn Studentenpartys gestern Nacht an der State, aber nur auf vier Websites sind die Bands genannt. Wenn man schon eine Party ankündigt, kann man doch auch sagen, wer spielt.«
»Bei mir ist es das Gleiche«, stellte Chase fest. »Die Bands werden kaum erwähnt.«
»Wie viele Partys gibt es heute Abend in Chapel Hill?«, wollte Theo wissen.
»Vielleicht ein Dutzend. Da geht es ordentlich ab.«
Als sie alle Websites der beiden Unis durchsucht hatten, war es ein Uhr.
Theo schickte seiner Mutter eine SMS : Mit Chase auf der Flucht vor Axtmördern. Haben keine Chance. Kümmere dich um Judge. HDL .
Die Antwort kam wenige Minuten darauf: Schön, von dir zu hören. Pass auf dich auf. Alles Liebe, Mom.
Sechzehn
Theo fand eine Tüte Salzbrezeln und zwei Diätlimos in der kleinen Küche der Kanzlei, in der stets eine stillschweigende Schlacht ums Essen tobte. Die Regeln waren einfach: Wer Lebensmittel mitbrachte, die er nicht teilen wollte, beschriftete sie mit seinen Initialen und hoffte das Beste. Alles andere stand zur freien Verfügung. Aber in der Praxis war die Sache nicht ganz so einfach. Sich Essen aus einem Privatvorrat zu »borgen«, war an der Tagesordnung und galt als akzeptabel. Der gute Ton verlangte jedoch, dass es so schnell wie möglich nachgekauft wurde. Das bot Anlass zu allen möglichen Streichen. Mr.
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