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Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)

Titel: Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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richtig wach zu werden, um zu verstehen, wieso dieser Irre sie anschrie. Selbst Judge wirkte verwirrt.
    Ike trat auf die Bremse und hielt abrupt auf dem Seitenstreifen. Er sprang aus dem Wagen und joggte dreimal um das Auto. Ein Sattelzug donnerte hupend vorbei. Ike stieg wieder ein, legte seinen Gurt an und fuhr los.
    »April«, sagte er laut, »sprich mit mir. Ich will genau wissen, was passiert ist, als du mit deinem Vater weg bist.«
    »Okay, Ike«, erwiderte sie verschüchtert. »Ich war eingeschlafen.«
    »Wann war das, Dienstagabend oder Mittwochmorgen?«, fragte Ike. »Wie spät war es?«
    »Keine Ahnung. Es war nach Mitternacht, weil ich um Mitternacht noch wach war. Dann bin ich eingeschlafen.«
    »Deine Mutter war nicht da?«, hakte Theo nach.
    »Nein, war sie nicht. Ich hatte mit dir telefoniert und dann ewig gewartet, dass sie nach Hause kam. Irgendwann bin ich eingeschlafen– bis jemand an meine Tür geklopft hat. Erst habe ich geglaubt, das ist ein Traum, ein Albtraum, aber dann habe ich gemerkt, dass ich wach war, und das war noch schlimmer. Jemand, ein Mann, war im Haus und hat an meine Tür gehämmert und meinen Namen gerufen. Ich hatte solche Angst, dass ich nicht denken, nichts sehen, mich nicht bewegen konnte. Dann habe ich gemerkt, dass es mein Vater war. Er war seit einer Woche zum ersten Mal nach Hause gekommen. Ich habe aufgemacht, und er wollte wissen, wo meine Mutter ist. Das wusste ich aber nicht. Sie war seit zwei oder drei Nächten nicht mehr zu Hause gewesen. Er hat fürchterlich geflucht. Dann musste ich mich anziehen, weil er mich mitnehmen wollte. Ich sollte mich beeilen. Und dann ging’s los. Als wir weggefahren sind, war ich richtig froh. Lieber mit meinem Vater im Auto als ganz allein im Haus.«
    Sie stockte einen Augenblick. Ike war jetzt hellwach, genau wie Theo. Beide hätten sich am liebsten nach ihr umgedreht, um zu sehen, ob sie weinte, aber sie beherrschten sich.
    »Wir sind eine Zeit lang gefahren, vielleicht zwei Stunden. Ich glaube, wir waren in der Nähe von Washington, D.C., als wir an einem Motel an der Interstate angehalten haben. Da haben wir übernachtet, beide im selben Zimmer. Als ich aufgewacht bin, war er weg. Also habe ich gewartet. Irgendwann ist er mit Egg McMuffins und Orangensaft zurückgekommen. Beim Frühstück hat er mir erzählt, er hätte mit meiner Mutter geredet. Angeblich fand sie auch, dass ich ein paar Tage, eine Woche, vielleicht länger, bei ihm bleiben sollte. Sie hätte eingesehen, dass sie Probleme hat und Hilfe braucht. Und mit der Schuldirektorin hätte er auch geredet, die wäre auch der Meinung, dass ich woanders besser aufgehoben bin. Falls nötig, würde sie Extrastunden für mich organisieren, um den versäumten Unterricht nachzuholen. Dann habe ich ihn nach dem Namen der Direktorin gefragt, aber den wusste er nicht. Das kam mir schon komisch vor, aber mein Vater kann sich sowieso keine Namen merken.«
    Theo warf einen Blick nach hinten. April sah aus dem Seitenfenster und merkte nichts davon. Ein merkwürdiges Lächeln lag auf ihrem Gesicht, während sie mit freundlicher Stimme weitererzählte.
    »Von dem Motel aus sind wir nach Charlottesville in Virginia gefahren. An dem Abend– das muss wohl Mittwoch gewesen sein– hat die Band in einer Kneipe namens Miller’s gespielt. Das Lokal gibt es schon lange, und es ist jetzt ziemlich bekannt, weil die Dave Matthews Band da angefangen hat.«
    »Die Band ist einfach toll«, sagte Theo.
    »Ganz in Ordnung«, pflichtete Ike bei– die weise Stimme der älteren Generation.
    »Mein Vater war total stolz, dass sie bei Miller’s spielen durften.«
    »Wieso dürfen Dreizehnjährige da rein?«, wollte Theo wissen.
    »Keine Ahnung. Ich war ja mit der Band da und habe mich nicht gerade volllaufen lassen oder geraucht. Am nächsten Tag sind wir mit der Band in eine andere Stadt gefahren, ich glaube, das war Roanoke. Da sind sie in einem alten Club aufgetreten, aber es ist kaum einer gekommen. Welcher Tag war das noch gleich?«
    »Donnerstag«, soufflierte Ike.
    »Dann sind wir weiter nach Raleigh gefahren.«
    »Mit dem Bus der Band?«, fragte Ike.
    »Nein. Mein Vater hatte sein eigenes Auto, und zwei andere Musiker auch. Wir sind immer hinter dem Bus hergefahren. Zack war Fahrer und Roadie. Mein Vater wollte nicht, dass ich mit den anderen Bandmitgliedern redete. Die streiten sich ständig oder sind wegen irgendwas beleidigt. Der reinste Kindergarten.«
    »Und was ist mit Drogen?«, fragte

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