Theo Boone und das verschwundene Mädchen: Band 2 (German Edition)
Telefonnummer.«
»Wie heißt er denn mit Nachnamen?«, wollte Ike wissen.
»Das weiß ich auch nicht. Ich habe versucht, mich von Zack fernzuhalten.«
Ein oder zwei Kilometer später trank Ike einen kräftigen Schluck Kaffee. »Also, ich stelle mir das so vor: Wenn sie dich nicht finden können, fällt Zack bestimmt wieder ein, dass er dich mit uns gesehen hat. Er wird versuchen, sich an unsere Namen zu erinnern – Jack und Max Ford, ursprünglich aus Strattenburg, jetzt in Chapel Hill ansässig. Falls ihm das einfällt, werden sie versuchen, unsere Telefonnummer zu finden. Wenn das nicht klappt, gehen sie bestimmt davon aus, dass du bei uns zu Besuch bist. Alte Freunde, die sich nach Jahren wiederbegegnet sind.«
»Ganz schön weit hergeholt«, stellte April fest.
»Was Besseres fällt mir nicht ein.«
»Ich hätte eine Nachricht hinterlassen sollen.«
»Machst du dir wirklich solche Sorgen um deinen Vater?«, fragte Theo. »Überleg doch mal, was dir der Mann angetan hat. Er hat dich mitten in der Nacht mitgenommen, keiner Menschenseele was davon gesagt, und seit vier Tagen ist die ganze Stadt krank vor Sorge. Deine arme Mutter dreht fast durch. Mein Mitgefühl hält sich in Grenzen, April.«
»Ich konnte ihn noch nie leiden«, gab sie zurück. »Aber ich hätte eine Nachricht hinterlassen sollen.«
»Zu spät«, erklärte Ike.
»Am Donnerstag wurde eine Leiche gefunden«, sagte Theo. »Die gesamte Stadt dachte, du wärst tot.«
»Eine Leiche?«, fragte sie.
Ike sah Theo an, und Theo sah Ike an. Dann gab es kein Halten mehr. Theo begann mit der Geschichte, wie sie mit ihrem Suchtrupp durch Strattenburg gestreift waren, Flugblätter verteilt, eine Belohnung angeboten und leer stehende Gebäude durchsucht hatten, stets darauf bedacht, der Polizei nicht über den Weg zu laufen, und wie sie schließlich beobachtet hatten, dass die Polizei am anderen Ufer eine Leiche aus dem Fluss zog. Ike ergänzte hier und da ein paar Einzelheiten.
»Wir dachten, du wärst tot, April. Von Jack Leeper in den Fluss geworfen. Mrs. Gladwell hat uns alle in die Aula geholt, um uns aufzumuntern, aber wir waren davon überzeugt, dass du tot bist.«
»Das tut mir echt leid.«
»Ist ja nicht deine Schuld«, beruhigte sie Ike. »Bedank dich bei deinem Vater.«
Theo wandte sich um und sah sie an. »Schön, dass du wieder da bist, April.«
Ike lächelte in sich hinein. Sein Kaffeebecher war leer. Sie ließen North Carolina hinter sich und überquerten die Staatsgrenze von Virginia. Ike legte einen Stopp ein, um sich mehr Kaffee zu holen.
Kurz nach zwei Uhr morgens vibrierte Ikes Handy. Er fischte es aus seiner Tasche und meldete sich. Es war sein Bruder, Woods Boone, der mit ihm reden wollte. Er und seine Frau waren eben zu Hause in Strattenburg angekommen und wollten wissen, wie die Fahrt lief. Beide Kinder und der Hund schliefen, deswegen sprach Ike mit gedämpfter Stimme. Bisher kämen sie gut voran: kein Verkehr, kein schlechtes Wetter und bislang keine Radarfallen. Verständlicherweise brannten Theos Eltern darauf zu erfahren, wie sie April gefunden hatten. Marcella hörte auf einem anderen Apparat mit, als Ike schilderte, wie Theo und Chase Whipple in mühevoller Detektivarbeit – mit ein wenig Unterstützung von Ike – die Band aufgespürt und Tausende zufällig ausgewählter Facebook-Fotos gesichtet hatten, bis sie einen Treffer landeten. Als sie dann wussten, in welcher Gegend sich die Band aufhielt, hätten sie angefangen, eine Studentenverbindung nach der anderen abzutelefonieren, bis sie die richtige gefunden hatten.
Ike versicherte den beiden, dass es April gut ging, und erzählte ihnen ihre Version der Lügengeschichte, die ihr Vater ihr aufgetischt hatte.
Theos Eltern konnten es immer noch nicht recht fassen, waren aber eher belustigt. Irgendwie waren sie gar nicht so überrascht, dass Theo April nicht nur gefunden, sondern auch gleich abgeholt hatte.
Als das Gespräch zu Ende war, rutschte Ike unruhig auf seinem Sitz hin und her, versuchte, sein rechtes Bein auszustrecken und seine steifen Muskeln zu dehnen. Plötzlich fielen ihm fast die Augen zu.
»Das reicht!«, brüllte er. »Aufwachen, ihr beiden!« Er boxte Theo gegen die linke Schulter, zerzauste ihm das Haar und blaffte ihn an. »Jetzt bin ich fast von der Straße abgekommen. Seid ihr lebensmüde? Hoffentlich nicht. Theo, wach auf und sprich mit mir. April, du bist dran. Erzähl uns eine Geschichte.«
April rieb sich die Augen und versuchte,
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