Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
dass ein Dreizehnjähriger in ein Computergeschäft einbricht, die Überwachungskameras überlistet und unbehelligt entkommt.«
» Aber ein Hausmeister oder Hilfslehrer wohl erst recht nicht«, erwiderte Mr. Boone.
Eine lange Pause trat ein, während die drei Detektive tief durchatmeten. Diese Erkenntnis mussten sie erst einmal verarbeiten.
Theo ergriff zuerst das Wort. » Der Täter hat einen Komplizen gehabt, stimmt’s? Sonst hätte das mit dem anonymen Anruf von dem Münztelefon am Krankenhaus nicht geklappt. Außerdem hätte einer allein gar nicht das Diebesgut aus dem Computergeschäft wegschaffen können.«
» Du hast es erfasst«, sagte Mr. Boone wieder. » Und dann wäre da noch das technische Know-how, über das der Täter offenbar verfügt. Sonst hätte er sich kaum in den Schulcomputer einhacken und die Geheimzahl stehlen können. Außerdem hat er uns genau im richtigen Augenblick an der Polizeistation abgepasst und wusste, dass er bei Trashmail mit großer Wahrscheinlichkeit anonym bleiben würde. Das muss ein Jugendlicher gewesen sein.«
» Eine Fensterscheibe einwerfen kann aber jeder«, gab Mrs. Boone zu bedenken.
» Natürlich, aber trotzdem tun Jugendliche so etwas eher als Erwachsene.«
Die anderen waren seiner Meinung.
» Und die meisten Schüler wissen vermutlich auch, wo und wann sich die Pfadfinder treffen. Dieser Jemand hätte sich nur beim Veteranenklub nach meinem Fahrrad umsehen müssen, während ich bei unserem Treffen war.«
Die Beweise wurden immer erdrückender.
» Wie viele Schüler sind an deiner Schule, Theo?«, wollte Mrs. Boone wissen.
» Fünf Jahrgänge in den Klassen fünf bis acht. In jedem Jahrgang gibt es achtzig Schüler, mal vier, also etwa dreihundertzwanzig.«
» Vergessen wir mal die Mädchen«, sagte Mr. Boone. » Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mädchen Reifen aufschlitzt oder Fensterscheiben einwirft.«
» Ich schon, Dad. Manche von den Mädchen an unserer Schule sind ganz schön heftig.«
» Trotzdem würde ich die für den Augenblick gern außen vor lassen, Theo. Mit den Mädchen können wir uns immer noch befassen.«
» Okay, bleiben hundertsechzig Jungen«, sagte Theo. » Wo fangen wir an?«
Die Spur war plötzlich nicht mehr ganz so heiß. Mr. und Mrs. Boone wussten, dass Theo beliebt war, seine Mitschüler nicht mobbte und auch sonst weder Streit anfing noch Dummheiten machte.
» Wir kennen deine Freunde, Theo«, sagte Mr. Boone, » aber das ist nur eine Handvoll. Über die meisten Schüler an deiner Schule wissen wir rein gar nichts. Am besten stellst du eine Liste der möglichen Verdächtigen zusammen. Mitschüler, mit denen du Streit hattest. Welche von ihnen könnten sauer auf dich sein? Vielleicht hat es in letzter Zeit oder auch schon vor Längerem einen Vorfall gegeben.«
» Was ist mit dem Debattierclub?«, fragte Mrs. Boone. » Du hast bisher jede Debatte gewonnen. Vielleicht ist jemand beleidigt, weil er verloren hat.«
» Oder einer der anderen Pfadfinder ist eifersüchtig auf dich«, fügte Mr. Boone hinzu.
Theo nickte eifrig, während er fieberhaft überlegte, wer ihm feindlich gesinnt sein könnte. » Mich mögen bestimmt nicht alle, aber warum so eine Aktion? Selbst wenn jemand sauer auf mich ist– und davon ist mir nichts bekannt–, kommt mir das völlig überzogen vor.«
» Und ob das überzogen ist«, stimmte Mrs. Boone zu.
» Denk nach, Theo. Mach eine Liste deiner wichtigsten Verdächtigen. Wir sprechen morgen beim Abendessen darüber.«
» Ich kann es versuchen«, erwiderte Theo.
Elf
Theo war schon hellwach, als sein Wecker am Donnerstagmorgen um halb acht klingelte. Sein Magen war wie zugeschnürt– bestimmt war er zu krank, um zur Schule zu gehen. Während er an die Decke starrte, wartete er hoffnungsvoll darauf, dass die Übelkeit schlimmer wurde und er sich übergeben musste. Der Kopf tat ihm auch weh, vermutlich Migräne, obwohl er damit bisher nie Probleme gehabt hatte. Die Minuten vergingen, aber leider verschlechterte sich sein Zustand nicht.
Wie konnte er in die Schule gehen, wo ihn jeder verdächtigen würde? Wie sollte er die Witze, bissigen Bemerkungen und Hänseleien überstehen? Falls es jeeinen idealen Tag gegeben hatte, um die Schule zu schwänzen und blauzumachen, dann heute.
Judge rührte sich zuerst. Er kroch unter dem Bett hervor und war putzmunter. Theo beneidete seinen Hund. Er würde den Tag in der Kanzlei verbringen, neben Elsas Schreibtisch dösen, von Raum zu Raum wandern, in
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