Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
sich aufregt, wird es nur noch schlimmer.«
Immer mehr Schüler trafen ein und knallten ihre Rucksäcke auf die Tische.
» Wie geht es bei der Polizei weiter?« April flüsterte fast.
» Die Ermittlungen werden fortgesetzt«, sagte Theo leise, wobei er einen Blick in die Runde warf. » Auf den Tablets in meinem Schließfach waren keine Fingerabdrücke, der Dieb muss also sehr gewieft sein. Erst wollten sie meine Fingerabdrücke, aber jetzt halten sie das für Zeitverschwendung. Du darfst nicht vergessen, dass es sich nicht um eine schwere Straftat handelt. Die Polizei hat Wichtigeres zu tun.«
» Wie die Suche nach Pete Duffy.«
» Genau. Oder Drogensachen und andere Verbrechen. Viel Zeit werden die nicht auf diesen Einbruch verwenden. Dafür ist die Sache nicht gravierend genug.«
» Außer man ist der Verdächtige. Hast du etwa keine Angst, dass man dir die Sache anhängt?«
» Natürlich mache ich mir Sorgen, aber ich vertraue Polizei und Gericht. Man muss an das System glauben, April. Die Polizei wird die wahren Diebe finden, dann bin ich aus dem Schneider.«
» So einfach ist das?«
» Ja. Hoffe ich zumindest.«
Hinter ihnen ging die Meute Siebtklässler vorbei. Phil Jacoby führte wieder das große Wort.
» Hey, Leute, passt auf eure Rucksäcke auf. Theo der Dieb ist im Raum.«
Seine Kumpel grölten vor Lachen, gingen aber weiter. Die anderen Schüler bedachten Theo mit misstrauischen Blicken. Einige hielten ihre Rucksäcke fest.
» Oh nein!«, sagte Theo. » Das ist wohl mein neuer Spitzname.«
» Blödmänner!«
Theo fiel es schwer, die Zähne zusammenzubeißen und die Ohren steifzuhalten. Es würde wirklich ein langer Tag werden.
Der Kampf folgte einige Minuten später, als Theo seinen Spind schloss. Der Unruhestifter war ein anderes Großmaul, ein Junge namens Baxter, der Madame Monique als Klassenlehrerin hatte. Sein Schließfach war ganz in der Nähe von Theos.
Baxter stellte sich hinter Theo. » Hallo, Knastbruder!«, sagte er laut.
Das brachte ihm ein paar Lacher ein, aber längst nicht so viele, wie er gehofft hatte. Also blieb er stehen und grinste Theo an.
Dummerweise hatte er sich für seine dummen Sprüche den Augenblick ausgesucht, in dem Woody gerade seinen Spind schloss. Der fuhr wütend herum. » Halt’s Maul!«, blaffte er.
Mit Woody legte man sich besser nicht an. Er hatte zwei ältere Brüder, die Football spielten und Karate liebten. Die beiden prügelten sich aus dem kleinsten Anlass. Bei Woody zu Hause gab es ständig Raufereien. Fenster, Möbel und manchmal auch Knochen gingen dabei zu Bruch. Als Jüngster war Woody immer wieder als Sparringspartner und Sandsack missbraucht worden, sodass er sich über einen Kampf mit einem Gleichaltrigen geradezu freute. Er drangsalierte niemanden, aber er schlug schon einmal zu oder bedrohte einen Klassenkameraden.
Doch Baxter galt ebenfalls als harte Nuss und konnte es sich nicht leisten, vor Publikum als Schwächling dazustehen. » Du hast mir gar nichts zu sagen!«, konterte er. » Wenn ich Theo einen Knastbruder nennen will, dann tu ich das auch.«
Woody ging bereits auf Baxter zu, und jetzt gab es kein Zurück mehr. Gespannte Erwartung machte sich im Gang breit, als die anderen Schüler merkten, dass es zu einem Showdown kommen würde, weil keiner der beiden zurückstecken wollte.
Theo sah sich verzweifelt nach Mr. Mount oder einem anderen Lehrer um, aber in diesem entscheidenden Augenblick war weit und breit kein Erwachsener zu sehen. » Ist schon in Ordnung, Woody«, sagte er.
Aber das fand Woody keineswegs. Er starrte Baxter wütend an. » Nimm das zurück!«
» Kommt nicht infrage«, sagte Baxter. » Wer stiehlt und von der Polizei festgenommen wird, ist für mich ein Knastbruder.« Er spuckte immer noch große Töne, aber seine Augen hatten sich geweitet. Das linke sollte sich allerdings ganz schnell wieder schließen.
Woody schlug einen rechten Haken, der Baxter direkt ins Gesicht traf. Zu Baxters Ehre war zu sagen, dass er ebenfalls einen kräftigen Hieb landete, bevor die beiden hoffnungslos ineinander verkeilt zu Boden stürzten. An der Middleschool gab es nur selten eine Prügelei, sodass sich niemand das Ereignis entgehen lassen wollte. Sofort hatte sich eine Zuschauermenge versammelt. » Eine Prügelei!«, rief jemand im Gang. » Eine Prügelei!« Kratzend und krallend wie die Katzen rutschten Woody und Baxter über den gefliesten Boden.
Baxter war immer mit einem Kümmerling namens Griff unterwegs. Offenbar
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