Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
worden, dass im Internet das Gerücht kursierte, Theo sei wegen Diebstahls festgenommen worden und solle vor Gericht gestellt werden. Sie hatte das über Trashmail verbreitete Foto gesehen. Eigentlich hatte sie im Laufe des Tages mit Theo sprechen und ihm ihre Unterstützung anbieten wollen. Jetzt stand sie vor der unangenehmen Aufgabe, ihn und die anderen drei suspendieren zu müssen.
» Ich vermute, dass Baxter oder Griff eine Bemerkung darüber gemacht haben, dass Theo angeblich mit dem Gesetz in Konflikt geraten und festgenommen worden ist. Da Woody und Theo Klassenkameraden und Freunde sind, wollte Woody das wohl nicht durchgehen lassen, was wiederum zu der Prügelei geführt hat. Stimmt das, Griff?«
Griff fuhr zusammen, als hätte er eine Ohrfeige bekommen, fasste sich aber schnell wieder. Kein Wort. Er kniff die Augen zusammen, biss sich auf die Unterlippe und schwieg eisern.
Während sie wartete und wartete, löste sich ihre angespannte Miene. Wenn die Jungen Spielchen spielen wollten– das konnte sie auch. » Baxter?«
Baxter trommelte nervös auf dem Tisch herum, sagte aber kein Wort.
» Von mir aus können wir den ganzen Vormittag hier sitzen«, sagte sie.
Mr. Mount, der hinter ihr stand, unterdrückte ein Lächeln. Insgeheim bewunderte er die Jungen dafür, dass sie sich gegenseitig schützten und die Strafe gemeinsam auf sich nahmen.
» Mr. Mount, würden Sie bitte Baxter, Griff und Woody mit nach draußen nehmen?«, fragte sie. » Ich möchte mit Theo allein sprechen.«
Wortlos folgten die drei Mr. Mount nach draußen. Als sich die Tür hinter ihnen schloss, fühlte sich Theo sehr allein.
» Sieh mich an, Theo«, sagte Mrs. Gladwell leise. Theo drehte sich zu ihr um und nahm Blickkontakt auf.
» Ich weiß, dass du eine furchtbare Woche hinter dir hast«, begann sie. » Du fühlst dich als Opfer. Die Polizei ist hinter dir her. Jemand will dir den Einbruch anhängen. Ein Stalker hat es auf dich abgesehen. Du wirst gemobbt. Das Foto von dir und deinen Eltern vor der Polizeistation kursiert im Internet. Es werden Lügen über dich verbreitet. Die wildesten Gerüchte sind im Umlauf. Das ist mir alles klar, Theo. Ich bin auf deiner Seite, und ich hoffe, du weißt das.«
Theo brachte ein schwaches Nicken zustande.
» Und ich bin mir sicher, dass du die Rauferei nicht angefangen hast. Ich möchte, dass du mir genau erzählst, was passiert ist.«
» Ich war in eine Schlägerei verwickelt«, erklärte Theo.
» Aber hast du die Schlägerei angefangen, Theo?«
» Ich war in eine Schlägerei verwickelt, das ist ein Verstoß gegen die Schulordnung.« Am liebsten hätte er den Blick abgewandt, aber irgendwie schaffte er es, die Direktorin anzusehen.
Sie war enttäuscht, ja verletzt, und Theo fühlte sich mies. Mrs. Gladwell war auf seiner Seite, eine Verbündete und Autoritätsperson, die ihm helfen wollte, und er ließ sie auflaufen.
» Du willst mir also nicht sagen, was passiert ist?«, fragte sie nach einer langen, angespannten Pause.
Theo schüttelte den Kopf, der noch mehr schmerzte, wenn er ihn bewegte.
Dann kam eine besonders bittere Frage: » Was werden deine Eltern denken, wenn ich sie anrufe und sage, dass du wegen einer Rauferei suspendiert bist?«
» Ich weiß es nicht«, brachte Theo mühsam heraus. Tatsächlich fand er die Vorstellung entsetzlich. Seinen Eltern gegenüberzutreten war viel schlimmer als ein Tritt gegen den Kopf. Wenn er sich ihre Gesichter vorstellte, spürte er einen Stich in der Magengrube.
» Warte bitte draußen.«
Hastig sprang Theo auf und verließ das Zimmer. Als er aus der Tür kam, sah er die drei anderen und legte rasch den Finger auf den Mund. Meine Lippen sind versiegelt. Ich habe nicht gepetzt und erwarte von euch dasselbe.
Baxter war als Nächster an der Reihe. Er trottete in den Raum und zum Tisch wie ein Lamm zur Schlachtbank.
» Hast du eine Bemerkung darüber gemacht, dass Theo Ärger mit der Polizei hat?«
Keine Antwort.
» Hast du ihn gehänselt oder provoziert?«
Keine Antwort.
» Hat Woody dich ins Gesicht geschlagen?«
Keine Antwort.
» War es Theo?«
Nichts.
» Geh bitte nach draußen und schick mir Woody.«
Als Baxter aus dem Zimmer kam, legte er ebenfalls den Finger auf die Lippen. Niemand petzt.
Während Woody von Mrs. Gladwell ausgequetscht wurde, warteten Theo, Griff und Baxter auf einer Holzbank– bewacht von Mr. Mount, dem die Jungen leidtaten. Sie waren alle völlig in Ordnung, und eine Suspendierung brachte gar
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