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Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)

Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nicht zur Theatralik neigte. Kein Gebrüll, aber Woods Boone war wohl einfach zu ausgeglichen, um herumzuschreien. Keine Drohungen, keine zusätzlichen Strafen, die seine Eltern allerdings ohnehin zuerst miteinander besprochen hätten.
    Bis vor ein paar Stunden hätte er sich nicht träumen lassen, dass er je suspendiert werden würde. Der Gedanke war ihm nie gekommen, und als er den Vorfall noch einmal Revue passieren ließ, fragte er sich, ob es die Sache wert gewesen war. Er hielt nichts davon, die Regeln zu brechen. Es bereitete ihm nicht das geringste Vergnügen, Mrs. Gladwell und Mr. Mount zu enttäuschen. Seine Eltern würden sich wahrscheinlich für ihn schämen, und das bekümmerte ihn. Ehrlich gesagt, hatte ihm die Schlägerei, das wilde Handgemenge, bei dem die vier Kämpfenden kratzten, schlugen, traten und fluchten, während manche der Umstehenden entsetzt zusahen und andere sie anfeuerten, überhaupt keinen Spaß gemacht.
    Andererseits war er stolz darauf, einem Freund, der von zwei Gegnern attackiert wurde, zu Hilfe gekommen zu sein. Er hatte die Bewunderung in den Augen der Zuschauer, seiner Klassenkameraden und Freunde gesehen. Gegen ihn, Theo Boone, waren falsche Anschuldigungen erhoben worden, und er war zum Angriff übergegangen, um seinen guten Namen zu verteidigen und einen Freund zu schützen.
    Und was für einen Freund! Unwillkürlich lächelte Theo, als er die Auseinandersetzung im Geiste noch einmal ablaufen ließ. Erstaunlich, wie schnell und furchtlos Woody Baxter sein loses Mundwerk gestopft hatte. Irgendwie wurde Theo das Gefühl nicht los, dass Woody noch nicht fertig war. Wahrscheinlich würde er Baxter außerhalb des Schulgeländes abfangen und ihm ein zweites blaues Auge verpassen. Theo hoffte, dass es für ihn selbst der letzte Kampf gewesen war, aber wenn nicht, hätte er beim nächsten Mal gern wieder Woody an seiner Seite gehabt.
    Es klopfte leise. » Herein«, sagte Theo.
    Elsa trat ein, mit geröteten Augen und tränennassen Wangen. Sie schaltete das Licht ein und beugte sich zu ihm herab, um ihn in die Arme zu nehmen. » Theo, das tut mir so leid«, sagte sie.
    » Ist ja gut, ist ja gut«, wehrte er ab. Das hatte ihm gerade noch gefehlt– großes Drama von seinen Lieben. Widerwillig ließ er die Umarmung über sich ergehen. » Mir geht es gut. Mir fehlt wirklich nichts, okay?«, sagte er leicht genervt.
    Sie richtete sich auf und wischte sich mit einem Taschentuch die Tränen ab. » Ich kann es kaum glauben. Du bist doch der netteste Junge der Welt.«
    » Bestimmt nicht. Bestenfalls einer der fünf Nettesten. Bitte, Elsa, mir geht es wirklich gut.«
    » Wer hat dich angegriffen?«
    » Niemand. Das war nur eine dumme Rauferei, klar? Keine große Sache.«
    Sie tupfte ihre Wangen ab und merkte allmählich, dass ihr Mitgefühl nicht erwünscht war. » Ich hab dich trotzdem lieb, Theo.« Es klang, als hätte er einen Mord auf dem Gewissen.
    » Mit mir ist alles in Ordnung, Elsa. Alles bestens.« Kannst du jetzt bitte wieder verschwinden?
    Sie zog ab, und Theo schaltete das Licht aus. Gemeinsam mit Judge hing er wieder seinen Gedanken nach, was eigentlich ganz angenehm war. Fünf Minuten später klopfte es erneut.
    » Ja«, sagte er.
    Die Tür öffnete sich langsam, und Dorothy, die Sekretärin seines Vaters, trat einen Schritt ins Zimmer. Sie schaltete das Licht an. » Theo, geht’s dir gut?«
    » Bestens«, erwiderte er knapp und fürchtete eine endlose Sekunde lang, sie würde ihn in die Arme schließen– was für alle Beteiligten nur peinlich gewesen wäre.
    » Ich kann es nicht fassen. Wie konnte die Schule dich suspendieren?«
    » Ganz einfach, weil ich in eine Schlägerei verwickelt war. Das verstößt gegen die Schulordnung.«
    » Ja, aber, Theo, das war doch bestimmt nicht deine Schuld.«
    Theo schüttelte den Kopf und sah aus dem Fenster. Wie oft sollte er das noch erklären? » Das ist egal. Schlägerei ist Schlägerei.«
    Eine verlegene Pause trat ein.
    » Wenn du reden willst– ich bin nur ein paar Türen weiter.«
    » Danke.« Na klar. Theo hatte nicht die geringste Absicht, sich bei einer Erwachsenen auszuweinen, die alt genug war, um seine Mutter zu sein.
    Als sie ging, schaltete Theo das Licht wieder aus. Sein Handy piepste: eine SMS von April Finnemore.
    Hab’s gerade gehört. Bist du OK ?
    Ja. Im Büro. Kein Unterricht. Super.
    Deine Eltern?
    Mom bei Gericht. Dad ganz OK .
    Wen hast du verprügelt?
    Weiß nicht. Jeden, den ich erwischen konnte.
    Verletzungen?

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