Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
hätte es anders sein können– über das Wetter unterhielten. Theo verstand beim besten Willen nicht, warum Erwachsene ständig über das Wetter reden mussten. Ändern konnten sie es ohnehin nicht.
Die große Neuigkeit war, dass Pete Duffy am internationalen Flughafen von Chicago gesichtet worden war. Er hatte versucht, einen einfachen Flug nach Mexiko City zu buchen, den er bar bezahlen wollte. Dabei war der Dame am Ticketschalter aufgefallen, dass mit seinem Pass etwas nicht stimmte. Sie informierte ihren Vorgesetzten. Daraufhin verschwand Duffy und tauchte in der Menge unter. Das FBI identifizierte ihn anhand eines Fingerabdrucks auf dem Pass und durch Analyse des Videomaterials. Die Titelseite der Strattenburger Lokalzeitung zeigte ein Foto von Duffy, auf dem er– zumindest für Theo– nicht zu erkennen war. Er trug eine Art Baskenmütze, eine dicke Brille und einen Drei-Tage-Bart; sein Haar war blond, fast weiß.
» Das FBI verfügt über eine Technologie, mit der man Fotos von Gesichtern so aufbereiten kann, dass Dinge erkennbar werden, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind«, erklärte Mr. Boone, als verstünde er etwas von FBI -Technik. Theo saß am Tisch, starrte das Schwarzweißfoto von Pete Duffy an und war dankbar, dass der Mann endlich wieder in den Schlagzeilen war. Vielleicht befasste sich die Öffentlichkeit nun ein paar Tage lang wieder mit Pete Duffy und vergaß darüber den Schwerverbrecher Theo Boone.
» Ich frage mich, wo er die ganze Woche über war«, sagte Mrs. Boone, während sie ihren Kaffee schlürfte und die Todesanzeigen las.
» Wahrscheinlich hat er an seinem neuen Äußeren gearbeitet«, erwiderte Mr. Boone. » Haare färben, den Bart wachsen lassen. Aber ausgerechnet eine Baskenmütze? Wie blöd kann man sein? Mit einer Baskenmütze fällt man am Chicagoer Flughafen hundertprozentig auf.«
» Er sieht überhaupt nicht aus wie Pete Duffy«, stellte Theo fest.
» Aber er ist es«, verkündete Mr. Boone im Brustton der Überzeugung. » Der Mann hat sein Äußeres verändert, sich Bargeld und gefälschte Papiere besorgt– die offenbar nicht besonders gut sind. Fast wäre ihm die Flucht gelungen.«
» Ich würde mich auch gern absetzen«, verkündete Theo.
» Theo«, mahnte seine Mutter.
» Ist doch wahr, Mom. Am liebsten würde ich abhauen und mich irgendwo verstecken.«
» Alles kommt wieder in Ordnung, Theo«, sagte Mr. Boone.
» Ach, tatsächlich? Wie denn? Mir sitzen die Cops im Nacken und wollen mich unbedingt vor den Jugendrichter zerren, während ein Irrer mit einem Messer hinter mir her ist und nur darauf wartet, mir die Reifen zu zerstechen. Wirklich tolle Aussichten, Dad.«
» Jetzt beruhig dich mal wieder, Theo. Du bist unschuldig, und das wird sich auch herausstellen.«
» Gut, dann habe ich jetzt eine Frage an dich, Dad: Meinst du, derjenige, der bei Big Mac eingebrochen ist, ist derselbe, der Reifen aufschlitzt, Steine wirft und den ganzen Mist im Internet verbreitet?«
Mr. Boone kaute ein paar Sekunden lang auf einem Bissen Wurst herum. » Davon bin ich fest überzeugt.«
» Mom?«
» Ich auch.«
» Dann sind wir schon zu dritt. Für mich ist das offensichtlich. Aber warum glaubt uns die Polizei nicht?«
» Ich denke, das ist nur eine Frage der Zeit, Theo«, sagte Mr. Boone. » Die Ermittlungen wegen des Einbruchs laufen noch. Ich vertraue der Polizei und gehe davon aus, dass sie die Verbrecher fasst.«
» Also, ich glaube, die haben sich auf mich eingeschossen. Dieser Vorman denkt, ich lüge. Ich mag ihn nicht. Der Kerl ist mir unheimlich.«
» Das kommt alles wieder in Ordnung, Theo.« Mrs. Boone tätschelte Theo den Arm, aber er bemerkte den Blick, den sie mit seinem Vater wechselte. Für einen Augenblick sahen sie einander an, und keiner der beiden wirkte besonders zuversichtlich. Sie waren genauso beunruhigt wie Theo, wenn nicht mehr. Nach dem Frühstück fuhren Theo und sein Vater zu Gils Fahrradgeschäft, um wieder einmal den Reifen wechseln zu lassen. Auf Mr. Boones Bitte verschwand Gil hinten im Laden und suchte die beiden anderen beschädigten Reifen heraus. Er übergab sie Mr. Boone, der damit über eine Kollektion von drei Stück verfügte. Mr. Boone bezahlte Nummer zwei und drei sowie die acht Dollar, die Theo vom ersten Reifen noch schuldig war. Gil versicherte ihnen, die Stadt werde nicht von einer Epidemie aufgeschlitzter Reifen heimgesucht. Tatsächlich habe er in der ganzen Woche nur drei zu Gesicht bekommen: die von
Weitere Kostenlose Bücher