Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
sich keinen Ärger einhandelt?«
» Ganz sicher. Wenn er der Polizei hilft, Diebesgut wiederzufinden, werden die ihn höchstens dafür loben. Mit dem Gesetz kenne ich mich aus, das wisst ihr doch.«
» Wie könnten wir das vergessen«, seufzte Chase.
» Ihr wisst ja selbst, dass Tony für alles zu haben ist. Dem macht es Spaß, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen. Gute Idee, Theo. Aber wie treiben wir fünfzig Dollar auf?«
» Die habe ich schon.«
Woody sah Chase an. » Warum wundert mich das nicht?«, sagte der.
» Ruf ihn nochmal an«, drängte Theo, und Woody griff zum Handy. Er grinste in sich hinein, als es klingelte.
» Hallo, Tony, ich bin’s.«
Sie unterhielten sich ein paar Minuten, ohne dass Woody die Rolle erwähnte, die sie Tony zugedacht hatten. Er sagte nur, sie bräuchten Insiderinformationen über einen Neuntklässler namens Jessie Finn. Tony kannte ihn nicht, wollte aber nachforschen.
Eine halbe Stunde lang diskutierte die Dreiergang Ideen für die Überführung der Finns, deren Schuld für sie mittlerweile unumstößlich feststand. Chase fand ihre Fotos in einem Schülerverzeichnis und druckte vergrößerte Kopien aus. Theo musterte die zwei Gesichter, erkannte aber keinen der beiden. Jessie Finn hatte eine Facebook-Seite (Jonah nicht), die Chase durchsuchte, ohne etwas von Interesse zu finden.
Woody lümmelte auf dem Sofa, warf einen Tischtennisball in die Luft und fing ihn wieder, während er sich an ein eigenes Erlebnis zu dem Thema erinnerte.
» Wisst ihr, ich kann mir das gut vorstellen. Ich habe zwei Cousins in der Nähe von Baltimore. Letztes Jahr haben sich ihre Eltern scheiden lassen, das war eine üble Sache. Einfach furchtbar. Ich weiß noch, wie meine Cousins über den Anwalt ihres Vaters hergezogen sind. Die hassten den Mann, dabei hat der sicherlich nur seine Arbeit getan. Macht sich deine Mutter deswegen Gedanken, Theo?«
» Bestimmt, aber sie spricht nicht darüber.«
» Das ist ihr Job«, erklärte Chase, ganz Sohn einer Anwältin.
Einundzwanzig
Am Sonntagvormittag saß Theo zwischen seinen Eltern in der Kirche und versuchte, der Predigt von Reverend Judd Koker zuzuhören, was ihm nicht leichtfiel. Wie es der Teufel wollte, ging es dabei um das Übel des Diebstahls, und Theo kam sich vor, als wäre er damit gemeint. Vor Beginn des Gottesdienstes waren ihm ein paar verstohlene Blicke aufgefallen, und er hätte fast die Flucht ergriffen, als Mrs. Phyllis Thornberry an ihrer Bank vorbeiging und ihnen mitteilte, dass sie » …für Theo beteten«. Mrs. Thornberry war ein Urgestein der Gemeinde und eine furchtbare Klatschbase. Theos Eltern hätten ihr am liebsten gesagt, das sei völlig unnötig– Theo gehe es bestens. Die Gemeinde solle lieber für Leute beten, die es nötig hatten.
Theo mochte Reverend Koker, weil er jung und dynamisch war. Seine Predigten waren witzig und angenehm kurz. Sein Vorgänger, der alte Pastor Pat, hatte der Kirche dreißig Jahre lang vorgestanden und war ein furchtbarer Redner gewesen– fand zumindest Theo. Seine endlosen Predigten waren so langweilig, dass selbst der gläubigste Gottesdienstbesucher innerhalb von Minuten in eine komaartige Trance fiel. Kokers Predigten waren längst nicht so weitschweifig und während seiner kurzen Amtszeit in der Gemeinde bisher immer gut angekommen.
Er sprach über die verschiedenen Arten des Diebstahls, die vor Gott alle von Übel sind. » Du sollst nicht stehlen« heißt es im siebten Gebot, es war also Unrecht, sich am Eigentum anderer zu vergreifen. Koker ging jedoch noch weiter und schloss auch andere Arten des Stehlens mit ein. Zeit stehlen, die eigentlich für Gott, die Familie oder Freunde gedacht ist. Gesundheit stehlen durch ungesunde Lebensweise. Von der Zukunft stehlen, indem man Chancen in der Gegenwart ungenutzt verstreichen lässt. Und so fort. Es war ziemlich verwirrend. Theos Gedanken schweiften bald ab und kehrten zu den Finn-Jungen zurück. Vor allem fragte er sich, wie er und seine kleine Unterstützergruppe die gestohlenen Waren in die Finger bekommen konnten, die die Finns möglicherweise zu verkaufen versuchten.
Dabei wusste Theo ganz genau, dass sein Vater ihn im Auto sofort fragen würde, wie ihm die Predigt gefallen hatte. Deswegen– und nur deswegen– bemühte er sich verzweifelt, doch noch etwas mitzubekommen.
Als er sich umsah, merkte er, dass er nicht der Einzige war, der sich nicht konzentrieren konnte. Die Predigt war einfach nicht gut. Er fragte sich, wie
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