Theo Boone - Unter Verdacht: Band 3 (Heyne fliegt) (German Edition)
strengen Blick seiner Mutter auf beste Tischmanieren achtete, griff zu und aß, als wäre er am Verhungern. Mrs. Lusk hatte das Kochen aus Altersgründen aufgegeben, was sehr begrüßt wurde. Ihre Haushälterin war nämlich eine exzellente Köchin. Der nächste Brunch würde bei den Garbowskis stattfinden, danach waren die Boones an der Reihe. Theos Mutter versuchte gar nicht erst, für ihre Gäste zu kochen, sondern engagierte stets eine Türkin, die köstliche Gerichte zubereitete.
Zu Theos Freude kam man bald auf Pete Duffy und seine Abenteuer in der vergangenen Woche zu sprechen. Das Gespräch belebte sich deutlich, da jeder seine Meinung äußern und die neuesten Gerüchte kommentieren wollte. Das Urteil war einstimmig: Alle waren davon überzeugt, dass Duffy seine Frau ermordet hatte, und seine Flucht vor der Justiz wurde als zusätzlicher Beweis seiner Schuld gesehen. Mr. Salmon behauptete, Duffy gut zu kennen, und meinte, er hätte jede Menge Bargeld versteckt und würde wohl nie gefunden werden. Dagegen war Richter Lusk der Meinung, nach der Beinahe-Festnahme am Chicagoer Flughafen werde ihm bald ein weiterer Fehler unterlaufen.
Theo aß wortlos und hörte aufmerksam zu. Normalerweise ging es bei den Gesprächen um Politik und die Ereignisse in Washington, aber das hier war deutlich interessanter. Dann kam ihm ein Gedanke, bei dem ihm ganz elend zumute wurde. Würde er bald Thema solcher Gespräche sein? Bestimmt war keiner der Anwesenden jemals einer Straftat beschuldigt worden. Vielleicht tuschelten sie bereits hinter ihrem Rücken über die Boones und ihren Sohn.
Er aß seinen Teller leer und wartete auf das Dessert. Doch eigentlich sehnte er sich nur danach, dass es zwei Uhr wurde, die magische Zeit, wo sie endlich nach Hause gehen durften.
Am späten Sonntagnachmittag fuhr Theo mit dem Rad quer durch die Stadt zu einer Eisdiele in der Nähe des Stratten College, um sich mit April zu treffen. April nahm ein Frozen Yoghurt und Theo sein Lieblingseis: Schoko mit Oreo-Stückchen. Dann suchten sich beide eine Nische weit weg von den anderen Gästen.
» Ich habe mit Rodney Tapscott gesprochen«, sagte sie leise. » Ich war gestern Abend zum Fernsehen bei ihm.«
Theo lud sich den Löffel voll. » Okay, ich bin ganz Ohr.«
» Es ist mir gelungen, auf Jonah Finn zu sprechen zu kommen, ohne Verdacht zu erregen. Rodney weiß, dass ich mit dir befreundet bin, deswegen wollte ich nicht zu neugierig wirken. Rodney sagt, Jonah ist ein merkwürdiger Junge, der sich noch eigenartiger verhält, seit seine Eltern sich scheiden lassen. Angeblich ist er sehr launisch, geradezu aggressiv. Jonah hat kaum Freunde. Er leiht sich von Rodney und anderen Mitschülern Geld für das Mittagessen. Seine Noten werden immer schlechter, der Junge ist völlig am Ende. Rodney sagt, irgendwann hat Jonah mal erwähnt, wie sehr er deine Mutter hasst. Ich habe natürlich gefragt, warum. Rodney sagt, weil Jonahs Vater deiner Mutter die Schuld an ihren Problemen gibt und behauptet, sie zwingt Jonah und seinen Bruder, bei ihrer Mutter zu leben, was sie auf keinen Fall wollen.«
» So was hatte ich mir schon gedacht.« Theo sah sich im Lokal um.
» Angeblich verbreitet Jonahs Vater hässliche Geschichten über deine Mutter. Er behauptet, das ganze Geld geht für Anwaltshonorare drauf, und deine Mutter sei schuld, dass er viel zu viel Unterhalt zahlen muss. Rodney hat mich gefragt, ob du in Ordnung bist. Ich habe natürlich Ja gesagt.«
» Danke.«
» Ist doch selbstverständlich. Jetzt wird’s interessant. Rodney hat Jonah bisher nie mit einem Handy gesehen. Siebtklässler dürfen in der Schule sowieso keins haben, aber letzte Woche, Rodney meint am Donnerstag, hat Jonah ihm in der Mittagspause plötzlich ein Excell Smartphone gezeigt. Angeblich hat sein Vater ihm das gekauft. Rodney fand das komisch, weil der Typ nie Geld hat.«
» Der Einbruch war am Dienstagabend«, sagte Theo. Das Schokoeis war vergessen.
» Richtig. Weißt du, was gestohlen wurde?«
» Nur das, was in der Zeitung stand: Laptops, Tablets, Handys und ein paar andere Gegenstände.«
» Excell Smartphones?«
» Keine Ahnung. Solche Informationen veröffentlicht die Polizei nicht.«
» Es kommt noch besser. Am Freitag saßen sie in der Bibliothek, und Jonah lernte an einem der Arbeitsplätze im ersten Stock beim Computerlabor. Er hatte sich vorgebeugt, als wollte er nicht, dass jemand sieht, was er tut. Das hat Rodney neugierig gemacht. Er hat sich unauffällig
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