Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
keine Stimmen, keine Gespräche. Als wäre wirklich jemand gestorben.
Nur die Geräusche der Steinchen, die unter ihren Schuhen zerbarsten, waren zu hören. Sonst nichts als Schweigen.
Nicht einmal das Zwitschern der Vögel.
Der Park, die Kirche, das gesamte Dorf hüllte sich in Schweigen.
Arnold fixierte den kleinen alten Mann, der mit hängendem Kopf direkt auf sie zugeschritten kam.
„Hallo Charles“, sprach Arnold ihn an, als dieser an ihm vorüber wollte. Charles Bansly war der Besitzer des Lebensmittelladens. Der alte Mann gab keine Reaktion von sich. Er blickte nicht einmal auf, als er hautnah an den beiden vorbei schritt.
„Kannst du dir das erklären?“, fragte Arnold leise seinen Freund. Mit merkwürdigem Blick sah er ihn dabei an. „Hast du eine Ahnung, was das zu bedeuten hat?“ Eben kam eine ältere Frau auf sie zu. Breitbeinig versperrte Arnold ihr den Weg. Den Blick auf den Boden gerichtet, blieb sie einfach vor ihnen stehen. Melissa Steel, Arnolds ehemalige Privatlehrerin.
„Mrs. Steel?“
Auch Mrs. Steel gab keine Reaktion von sich.
„Mrs. Steel!“, wiederholte Arnold etwas energischer. Langsam hob sich der Kopf der alten Frau. Sie hatte die grauen Haare zu einem Dutt zusammengebunden, doch einige Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Die Sonne spiegelte sich in den runden Brillengläsern, sie besaß mehr Falten, als Arnold in Erinnerung hatte.
„Du bist nicht da gewesen“, krächzte sie. „Geh hinein und tue deine Pflicht!“
Ohne ein weiteres Wort hob sie den Gehstock und entfernte sich humpelnd von den zwei Freunden.
„Irgendetwas stimmt hier nicht“, flüsterte Ron und sah Arnold fragend an. Dieser zuckte nur mit den Achseln.
„Da stimmt was nicht, Arnold, warum sind die alle so komisch?“
„Ach lass das! Ich kenne die Leute doch, lass uns lieber frühstücken!“
E s war Abend und Chrissie saß mit ihrem Vater im Hotelrestaurant, als die neuen Gäste kamen.
„Guten Abend“ lachte der Mann. Er sah wirklich aus wie Sean Connery. Die beiden setzten sich an den Nachbartisch. „Brechend voll“, murmelte er und blickte von einem leeren Tisch zum anderen. „Kann lange dauern, bis wir dran kommen.“ Die Frau lächelte. Sie war sehr hübsch, das dunkelblaue Abendkleid stand ihr gut.
In diesem Moment schwang die Küchentür auf und March Wayne schleppte sich zu ihrem Tisch.
„Es gibt Wurstsalat, Kartoffelsalat oder belegte Brote“ murrte sie.
„Was meinst du, Schatz“, scherzte der Mann. „Wurstsalat, Kartoffelsalat oder belegte Brote?“ Die Ironie in seinen Worten war dabei nicht zu überhören.
„Was meinst du?“, fragte sie zurück.
Der Mann lachte. „Nein, wir hätten beide gerne eine Pizza.“
„Sie glauben mir wohl nicht?“, zischte March, „Die warme Küche ist heute geschlossen. Meine Tochter hat sich heute Morgen den halben Finger abgeschnitten.“
„Oh, das tut mir leid wegen ihrer Tochter“, erwiderte er.
„Ich nehme an, dass uns gar nichts anderes übrig bleibt“, bemerkte die Frau enttäuscht, „Bestimmt ist dies das einzige Lokal in Harbourn.“
„Richtig, junge Lady“, giftete sie. „Ich hab‘s eilig. Was nun?“
„Bringen sie uns von jedem etwas!“, meinte er, musste sich aber beherrschen. „Zum Trinken möchte ich ein kaltes Bier. Und du Schatz?“
„Dasselbe“, antwortete sie verwirrt.
Als sich die Hotelbesitzerin wieder durch die Küchentür gezwängt hatte, schmollte er gefrustet: „Wir reisen morgen ab.“
„Ich verstehe das auch nicht“, mischte sich Chrissies Vater höflich ein. „Irgendetwas muss passiert sein. Ich war schon oft hier und habe die Leute ganz anders in Erinnerung.“
„Wie meinen Sie das?“
„Wir sind vorgestern angekommen und da war alles noch ganz normal!“ flüsterte er. „Mrs. Wayne war überaus zuvorkommend. Die Menschen hier im Dorf sehr freundlich. Doch jetzt –?“
„Sind wir denn die einzigen Gäste?“, fragte die junge Frau skeptisch. Sie sah zwischen Chrissie und Dolph hin und her. Chrissie beobachtete sie schon die ganze Zeit über mit interessierten Blicken.
„Als wir angereist sind, brach eine Schulklasse soeben auf“, antwortete Dolph. „Das Hotel war eine Woche lang belegt, sonst wären wir schon früher gekommen.“
„Und das Essen?“ Der Mann sah ihn erwartungsvoll an.
„Das war köstlich. Bis auf das Frühstück heute Morgen. Das war ekelhaft. Seit heute Morgen ist das so.“
Das Paar tauschte Blicke einander aus.
„Dürfen wir uns an Ihren Tisch
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