Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
ihn?“
„Die Leute waren alle sehr nett zu uns.“
„Du klingst sehr traurig“, machte sie vorsichtig einen Annäherungsversuch.
„Als wir gestern hier ankamen, war alles anders“, erwiderte Chrissie. „Mrs. Wayne war sehr nett zu uns. Das Essen war wunderbar. Nur –“, sie stockte.
Soll ich ihr von meinem Traum –?
„Nur was?“, hakte Helen nach.
Ein warmer, vertrauenserweckender Blick versenkte sich in Chrissies Augen.
Soll ich ihr sagen, dass sie mir bekannt vorkommt? Soll ich das..?
„Ich – ich hatte einen schrecklichen Albtraum“, versuchte sie nun dem Traum die Schuld zu geben. Sie wollte vermeiden, über den Tod ihrer Mutter sprechen zu müssen. „Ich bin davon aufgewacht.“ Langsam setzte sie sich auf die unterste Stufe des Eingangspodestes. Sie war kalt.
„Möchtest du mir von diesem Traum erzählen?“, fragte Helen, indem sie sich neben ihr niederließ.
Immer wieder musste Chrissie daran denken, wie sie in der Nacht aufgewacht war und sie das grauenvolle Gefühl hatte, jemand sei in ihrem Zimmer. Jemand, der sie beobachtete.
Ängstlich blickte sie um sich, als würde dieser Jemand hier sein.
Ich muss! Ich muss dahinter kommen! Ich muss mit ihr reden...
„Ich habe schreckliche Angst“, sagte sie nach einer Weile. „Ich habe Angst davor, ins Bett zu gehen. Vor dem Schlafen...“, sie drehte sich ihr zu. „Ich habe Angst hier zu sein.“ Ihre Stimme wurde sehr leise – sie bebte.
Helen legte sanft einen Arm um ihre Schulter. Sofort wurde ihr warm. Eine eigenartige Wärme. Chrissie war, als würde ihre Mutter sie umarmen. Für einen Moment erschreckte sie darüber.
„Dein Traum, Chrissie. Erzähl ihn mir“, forderte sie. Helen sprach, wie ihre Mutter zu ihr gesprochen hätte.
Das ist alles so seltsam...
Unruhig schweifte ihr Blick umher. Sie suchte etwas – aber sie wusste selbst nicht nach was. Der Gedanke an die Abreise beruhigte sie ein wenig.
Plötzlich eine Bewegung im Augenwinkel. Die Kirchentür schwang auf. Ganz langsam.
Eine finstere Öffnung gähnte ihnen entgegen, aus der jedoch niemand das Freie betrat.
Helen zog die Augenbrauen zusammen. Sie erhob sich.
„Nicht!“, entfuhr es Chrissie. „Geh nicht hinein!“
Helen hielt inne. „Warum nicht?“
„Ich kann es nicht sagen. Es ist ein Gefühl.“ Langsam stand sie auf.
Helen warf einen skeptischen Blick auf die Kirchentür.
„Ich möchte nur nachsehen, was da los ist. Der Wind kann das Tor ja nicht geöffnet haben.“
„Ich komme mit“, sagte Chrissie mit Überwindung. Sie wollte nicht allein sein.
Ein kalter Luftzug drang ihnen entgegen, als sie den Vorraum betraten und die Augen mussten sich erst an das Dunkel gewöhnen. Die Tür zur Messehalle war angelehnt und ein dünner Lichtspalt wies ihnen den Weg. Vorsichtig drückte Helen diese Tür auf – und blieb wie erstarrt stehen.
Der gesamte Altarbereich war rundherum von brennenden Kerzen eingekreist. Davon stand an jeder Seite des Opfertisches jeweils eine Kerze, im Ganzen vier von mindestens einem Meter Höhe, welche die Oberfläche des Altares beleuchteten. Dieser war mit einem schwarzen Tuch bedeckt. Auf dem Tuch war ein weißes Kreuz abgebildet dessen Querbalken nach unten neigte.
„Satanismus!“, stieß sie hervor.
Das heilige Kreuz des Jesus Christus hinter dem Altar war ebenfalls von einem mächtigen schwarzen Tuch verdeckt, auf dem dasselbe Symbol abgebildet war.
Chrissie schnappte nach Luft. „Was ist das?“
„Besser wir verschwinden hier“, flüsterte Helen entsetzt und drückte Chrissie zurück in den Vorraum, doch im selben Augenblick bewegte sich wie von Geistes Hand der schwere Eichenflügel und fiel donnernd in den eisernen Beschlag. Als hätte die Tür jemand zugeworfen.
Chrissie schrie auf, blickte um sich und ihr war, als sehe sie überall diese stummen Augen, die sie anstarrten.
Helen ergriff ihre Hand und schloss sie fest in die ihre.
„Hab keine Angst“, raunte sie Chrissie zu. „Bleib dicht hinter mir.“ Helen versuchte, das Tor wieder aufzudrücken. Vergebens! Als würde jemand von außen dagegen drücken. Es gab keinen Millimeter nach.
Etwas ist doch hier! Irgendjemand will doch verhindern, dass wir hier nicht mehr rauskommen. Wir sind gefangen!!
„Was hat das zu bedeuten?“ Ihr Atem ging schnell.
„Ich vermute, dass wir mitten in eine schwarze Messe geplatzt sind“, flüsterte Helen ihr zu.
„Eine schwarze Messe?!“
Helen antwortete nicht darauf. „Bestimmt gibt es noch einen anderen
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