Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
Anführer!“ Bill beugte sich wieder zu ihm nieder. Er konnte Bakers Atem riechen.
„Es gibt Mittel und Wege, es aus dir herauszubekommen. Zwinge mich nicht dazu, sie anzuwenden“, hauchte er ihm ins Gesicht.
Keine Reaktion.
„Ich wiederhole mich ungern“, presste Bill zwischen seinen Lippen hervor. „Ich warte!“
Demonstrativ drehte Paul Baker seinen Kopf beiseite.
„Wie du willst“, sagte Bill nach einer Weile und wandte sich ab. „Ich gebe dir fünf Minuten Zeit. Genug Zeit für dich, um es dir zu überlegen.“
Henriece hatte Paul Baker nicht eine Sekunde lang aus den Augen gelassen. Langsam stand er nun auf und trat dicht an ihn heran.
Ohne etwas zu sagen, ohne mit der Wimper zu zucken, schaute er ihm in die Augen.
Unaufhörlich.
Immer wieder versuchte Paul Baker wegzusehen, seinem Blick auszuweichen.
Jedoch vergeblich.
Wie ein Magnet wurde sein Blick von den dunklen Augen Henrieces angezogen.
Henriece stand vor ihm, wie erstarrt und keiner der anderen versuchte, diese Stille, die entstanden war, zu unterbrechen.
Paul Baker wurde unruhig. Schweiß perlte sich auf seiner Stirn, sein Atem ging schnell und flach.
„Was glotzt du mich so an?“, entfuhr es ihm plötzlich.
Henriece reagierte nicht. Noch tiefer schien sein Blick in ihn zu dringen.
Ich weiß, dass du hier bist, sprach er innerlich mit sich selbst. Was willst du von uns?
„VERDAMMT NOCH MAL!“, schrie Paul ihn an. „Was glotzt du mich so an?“
„D-i-e-s-e-s Z-e-i-c-h-e-n.“ Henrieces Lippen bewegten sich sehr langsam. Jedem einzelnen Buchstaben verlieh er einen besonderen Ausdruck. Sein Blick blieb dabei starr auf ihn gerichtet.
Paul Baker wollte aufspringen – kraftlos sackte er jedoch zurück.
„Dieses Zeichen“, wiederholte sich Henriece, diesmal um vieles lauter.
„WAS IST DAMIT?“, schrie Paul zurück.
„Woher hast du es?“
Schweigen.
„Woher hast du es?“, wiederholte Henriece seine Worte. „W-O-H-E-R?“
Der Schweiß rann Baker über das Gesicht. Es war ihm anzusehen, dass er sich beherrschen musste.
„WOHER?“, wieder holte sich Henriece. Bisher hatte er seine Augen nicht einmal zugedrückt. So nass, wie Paul Bakers Gesicht war, so trocken mussten seine Augen sein.
„H – Scarliet“, entfuhr es Paul.
„Wer ist Scarliet?“
„VERDAMMT NOCH MAL, HÖR AUF DAMIT“, schrie er ihn an. „HÖR AUF, MICH STÄNDIG ANZUSEHEN. ICH HALTE DAS NICHT MEHR AUS!“
„Scarliet“, wiederholte sich Henriece. „Wer ist Scarliet?“
Schweigen.
„SCARLIET“, wurde nun Henriece laut. „WER IST ER?“
Baker hechelte nur noch. Henriece hatte ihn voll ihm Griff!
„Gott“, brachte er mit viel Mühe hervor. „Scarliet ist Gott.“
„Gott? Welcher Gott?“
Jetzt lehnte Baker sich zurück!
Er war auf einmal ruhig geworden und wirkte äußerst gelassen. Niemanden war diese Wandlung entgangen. Auch Doc Wesley nicht, der im Hintergrund dastand und auf Baker starrte.
Der grinste jetzt auch noch. „Dein Gott“, sagte er dann.
Er kontrolliert ihn, ging es Henriece durch den Kopf.
Langsam nahm er das Athamé hervor. Noch langsamer näherte er sich ihm. Schlagartig schnellte seinen Arm nach vorn und setzte ihm die Dolchspitze an das Zeichen.
„Ich verachte ihn.“ Henrieces Stimme klang ruhig – ohne jegliche Gefühlsregung. „Ich verachte DEINEN Gott.“
Paul Baker grinste immer noch – das sich schlagartig in ein schmerzverzerrtes Gesicht verwandelte.
Entsetzt senkte er seinen Blick. Henriece drückte ihm die Dolchspitze in die Haut.
„Verdammt“, entfuhr es Baker. Er wollte sich aufbäumen. Dadurch erreichte er aber nur, dass sich die Spitze noch tiefer hineinbohrte.
„Dein Gott ist falsch“, sprach Henriece zu ihm. „Dein Gott lügt! Dein Gott benutzt dich nur. Wo ist dein Gott? Wo?“
Bakers Blick schweifte zwischen ihm und dem Dolch hin und her. Ein klägliches Grinsen verzog seine Mundwinkel.
„Dein Gott?“, wiederholte sich Henriece. „Wo ist er? Wo?“
„Lass mich!“, kam es wütend zurück.
Augenblicklich drückte Henriece fester zu. Fassungslos starrte er auf die Klinge. Die Spitze war schon nicht mehr zu sehen.
„Verdammt, das tut weh!“, hauchte er nur noch.
„Dein Gott? Wo ist er?“, wiederholte Henriece sich.
Schweigen. Baker schien mit sich und dem Schmerz zu kämpfen – Henriece wusste aber, dass er mit etwas ganz anderes zu kämpfen hatte. Er fühlte die unmittelbare Nähe des Geistes, der den Gefangenen unter seiner Kontrolle hatte.
„LASS MICH
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