Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
NICHT IM STICH!“, schrie Paul Baker plötzlich. „KOMM ZURÜCK!“
Bill und Helen schauten sich verwundert an. Chrissie wusste sehr genau, wen er meinte.
„Er hat dich verlassen“, sprach Henriece zu ihm. „Dein Gott hat dich im Stich gelassen. An ihn willst du deinen Glauben verschenken? An einen Gott, der dir nicht beistehen kann?“
„Was weißt du?“ zischte Paul zurück.
„Ich weiß viel“, erwiderte Henriece ruhig. „Mehr als du nur erahnen kannst. Aber wie steht es mit dir?“ Langsam reduzierte er den Druck des Dolches.
„Nichts weißt du!“
„Scarliet ist nicht dein Gott“, sagte Henriece darauf. „Wer ist er wirklich? Ist er der Landstreicher?“
„Land-streicher?“ Mit großen Augen sah er ihn an.
Henriece nahm die Klinge gänzlich weg. Langsam machte er einen Schritt zurück. Mit der Handfläche fuhr er sich über die Augen. Das Starre darin war darauf wie weggeblasen.
„Ich sage nichts“, wurde Baker trotzig. „Du kannst mich umbringen, meinetwegen. Aber von mir –“, Paul bewegte seinen Kopf unmissverständlich hin und her.
„Wie du meinst“, erwiderte Henriece und machte gleichzeitig einen Schritt nach vorn. Niemand konnte so richtig verfolgen, was nun geschah. Plötzlich quoll aus Paul Bakers linker Brust Blut heraus.
Entsetzt starrte er auf ihn – alle starrten sie entsetzt auf ihn, auch Chrissie.
Er wollte sich an die Brust fassen, aber seine Hände waren ja zusammengeschnürt.
Tränen nässten seine Augen. Henriece hatte ihm mit einem Hieb das Zeichen herausgeschnitten. Der Hautfetzen klebte noch an der Klinge.
„Enopidra dele quala, uquantana, pesta dila; Gott vergib uns, Jesus Christus hilf uns, Jahwe beschütze uns, Ahim vergelte uns. De Sagis et earum, Operibus“
Mit verachtendem Blick wischte er die Klinge an seinem Hosenbein ab. Der Hautfetzen blieb daran haften.
„Dein Gott ist ein Teufel“, sagte er zu ihm in einem Ton, als wäre überhaupt nichts geschehen. „Dein Gott hat dir das Zeichen des Antichristen unter das Herz gesetzt. Dein Gott hat dir nicht helfen können, als ich es dir herausgeschnitten habe. Bist nun bereit? Beantwortest du nun unsere Fragen?“
Paul sah von der blutenden Wunde auf ihn, dann wieder auf die Wunde und abermals auf ihn. „Verdammt, ich verblute“, entfuhr es ihm ängstlich.
Henriece wandte sich zu Bill.
„In der Speisekammer habe ich einen kleinen Gasbrenner stehen sehen. Würdest du ihn holen?“
Bill schluckte – und ging. Zwei Minuten später kehrte er mit dem Gasbrenner zurück. Zwei Minuten, in denen der Verletzte Höllenqualen erleiden musste. Die Steigerung sollte jedoch noch kommen!
Henriece nahm den Brenner entgegen.
„Das Zeichen ist die Verbindung zu einem Wesen, das böse ist“, sagte er, indem er den Brenner mit einem Feuerzeug entfachte. Paul starrte auf die kleine blaue Flamme. Noch unternahm Henriece nichts. „Ich habe diese Verbindung durchtrennt“, fügte er hinzu.
Baker schluckte. Ein Zittern erschütterte seinen Körper.
„Wenn du nicht verbluten willst“, sprach Henriece weiter und schaute demonstrativ auf die angetrocknete Blutlache vor ihm. „Dann beantworte mir nur diese eine Frage – Scarliet, wo finde ich ihn?“
„Das kannst du doch nicht tun?“, schrie Paul entsetzt und wollte zurückweichen. „Er hat recht“, zischte er darauf. „Er hat verdammt recht. Ihr seid es, die sich ihm in den Weg stellen. Seitdem ihr hier seid, ist unser Dorf die reinste Hölle. Ihr habt Schuld –“
„Wo finde ich ihn?“, wiederholte sich Henriece. „Du hast nicht mehr viel Zeit.“
„Verdammt – in der Kirche. Du findest ihn in der Kirche. Ahhhhh –“, ein gellender Schrei.
Henriece hielt ihm die bläuliche Flamme auf die blutende Wunde. Geruch von verbranntem Fleisch stieg empor und begann sich zu verteilen. Ohnmächtig brach Paul Baker zusammen.
Kapitel 7
„Scarliet“, sprach der Spanier den Namen leise aus. Sein Blick fixierte Doc Wesley, der damit beschäftigt war, Paul Bakers Brandwunde zu verarzten. Bill stand daneben. Sein Blick wanderte zwischen Henriece und Wesley hin und her.
„Warum hast du das getan?“, fragte er ihn fassungslos zum wiederholten Mal.
Henriece blickte auf ihn. „Wir müssen diesen Scarliet finden“, ignorierte er seine Frage, ebenfalls zum wiederholten Mal.
„Wir können das Haus nicht verlassen“, schüttelte Bill seinen Kopf. „Da draußen sind noch vier weitere, die nur darauf warten, uns in den Pelz zu brennen.“ Bill warf
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