Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
einen Blick auf seine Frau, die neben einem Fenster stand, von dem aus sie den Garten überschauen konnte.
„Wenn es dunkel ist“, beharrte Henriece auf sein Vorhaben. „Es hat mich sehr viel Mühe gekostet, ihn so weit zu bringen, dass er überhaupt redete. Wir müssen diesen Landstreicher finden. Nur er kann Scarliet sein. Er hat direkte Verbindung zu Theodor.“
„Theodor...“ Bills Augenbrauen zogen sich zusammen. „Für mich sind es immer noch Menschen, die diese Verbrechen begehen.“
„Du willst es nicht verstehen!“, erwiderte Henriece. „Du verschließt deine Augen, wie sie sie vielleicht verschlossen haben.“
„Was willst du tun, wenn du ihn hast? Ihn etwa verhören?“
„Theodor hat versucht, mich durch Chrissie zu bezwingen.“ Henriece schaute auf Chrissie, die an einem anderen Fensterladen stand. „Ist dir nicht aufgefallen, dass im selben Moment, als du ihr den Revolver an die Schläfe gesetzt hast, sie von mir abließ?“
„Natürlich ist mir das aufgefallen.“
„Hast du dich noch nicht gefragt, warum gerade in diesem Moment?“
„Angst...“ Bills Stirn bekam so tiefe Falten wie Henrieces Gesicht.
„Theodor wäre es ein Leichtes gewesen, noch mehr anzurichten als nur das“, sprach Henriece weiter. „Ja, Theodor hatte Angst! Angst davor, dass du abdrücken würdest. Verstehst du Bill? Er hatte Angst davor. Angst –“
„Du willst doch nicht etwa damit sagen, dass ich –?“ Verständnislos sah er ihn an.
„Nein, nein“, wehrte Henriece ab. „Ich will damit sagen, dass er Chrissies Körper benutzt hat.“
„So!“ Hörbar tief atmete Bill durch. „Vielleicht war es so. Etwas hat sie kontrolliert – aber du hattest sie auch hypnotisiert. Vergiss das nicht!“
„Theodor hatte Chrissie kontrolliert.“ Henriece schaute ihm ins Gesicht. „So kontrolliert er auch diesen Scarliet.“
„Aha. Jetzt verstehe ich, auf was du hinaus willst. Du vermutest, dass dieser Scarliet und Theodor ein und dieselbe Person sind?“
„Nicht ganz. Dieselbe Person vielleicht, aber nicht derselbe Geist.“
„Du meinst, er benutzt den Körper des Landstreichers?“ Bill nahm das Bild hervor, das er an sich genommen hatte. „Warum hatte Ron es bei sich?“, fragte er sich selbst.
„Der Landstreicher und dieser Scarliet sind vermutlich die ein und dieselbe Person“, sagte Henriece und schaute mit auf das Bild. „Etwas muss Ron entdeckt haben. Und das möchte ich herausbekommen.“
Doc Wesley hatte der Unterhaltung aufmerksam zugehört. Nachdem er den bewusstlosen Paul Baker verbunden hatte, war er an sie herangetreten.
„Chrissie hat von dir abgelassen, weil Bill sie sonst erschossen hätte“, sagte er. „Sie ist der Schlüsselpunkt, nicht wahr?“
Henriece nickte nur.
„Was erhoffst du dir von diesem Scarliet?“, wollte Wesley dann wissen. „Warum fixierst du dich auf jemanden, den es vielleicht gar nicht gibt?“
„Was mit Chrissie geschehen ist, kann auch mit mir passieren“, erwiderte Henriece trocken. „Würdest du mich erschießen?“ Er wandte sich zu Bill. „Würdest du mich erschießen?“
Langsam schüttelte Bill seinen Kopf. „Ich hätte nicht abgedrückt. Niemals hätte ich es getan.“
„Wie soll es nun weitergehen?“, fragte Doc Wesley mit runzliger Stirn. „Vermutlich warten sie, bis es dunkel wird, und greifen dann an. Sollen wir nicht versuchen, ihnen zuvor zu kommen?“
„Ich bleibe hier!“, gab Bill bestimmt zurück. „Hier sehe ich uns im Vorteil.“
„Ich werde ihn alleine finden“, sagte Henriece leise und nahm das Foto an sich, um es besser betrachten zu können. „Harbourn ist mir vertraut. Ich kenne jeden Schlupfwinkel und jedes Versteck.“
„Dann bereite ich mich auf eine unruhige Nacht vor“, erwiderte Bill. „Einen haben wir ja schon. Dank deiner Hilfe! Sogar ein Gewehr hat er uns mitgebracht. Ich werde nicht zögern, mit ihrer eigenen Waffe auf sie zu schießen!“
Henriece warf einen Blick auf Paul Baker. „Sie sind nicht böse“, sagte er. „Sie sind unschuldig. Wenn du sie tötest, mordest du. – Ich mache mich auf die Suche nach dem Landstreicher...“
„Dann willst du wirklich gehen?“ Henriece bemerkte in Wesley eine Unsicherheit. Er fragte sich, warum?
„Einer muss sich auf die Suche nach ihm machen“, entgegnete er gelassen.
„Wann wirst du dich auf den Weg machen?“ Das leichte Vibrieren seiner Stimme entging Henriece nicht.
„Ich will keine Zeit verlieren“, erwiderte er.
Nachdenklich
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