Theodor: Im Zeichen des Bösen (German Edition)
gesehen. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass es ihn gibt. Ihr solltet ihn suchen, solange ich mit Doc Wesley weg bin.“
„Und wie kommt ihr unbemerkt von hier weg, wenn du den geheimen Gang nicht kennst?“ Helens Gesicht glich einem Fragezeichen.
„Wir schleichen uns durch den Garten und überwinden die Palisaden auf der nördlichen Seite. Dort hat er sie mitten durch den Wald errichten lassen. Es ist nicht ganz ungefährlich, aber es ist eine Möglichkeit.“
„Gut“, meinte Helen nach kurzem Überlegen. „Bestimmt gibt es eine Leiter. Ich beobachte sie, Bill warnt euch mit einem Schuss, sollte etwas schief gehen. Sprechen wir mit ihm.“
Es war drei Uhr nachmittags, als Henriece und Doc Wesley das Herrenhaus durch den Hintereingang verließen. Die Luft war rein.
Von der anderen Seite konnte Helen die Vier beobachten, wie sie sich immer wieder berieten. Die Eindringlinge schienen tatsächlich die Dunkelheit abwarten zu wollen.
Zur gleichen Zeit huschten Doc Wesley und Henriece mit einer Leiter durch den verwilderten Garten. Das Gras war kniehoch, Büsche und Sträucher wucherten – der Garten war lange nicht mehr gepflegt worden.
Nachdem sie die Palisaden überwunden und die Leiter unter Laub und Gras versteckt hatten, schlichen sie sich in die Nähe des Eingangs. Henriece wollte sich nochmals vergewissern, dass sie nicht schon jetzt versuchten, in das Gebäude einzudringen.
„Aber nicht zu nahe“, raunte Wesley ihm zu, als sie in die Nähe des Tores kamen. „Es wäre fatal, wenn sie uns sehen.“
„Sei unbesorgt“, raunte Henriece zurück. „Ich schlage vor, du bleibst hier, bis ich zurückkomme. Alleine fühle ich mich hierbei sicherer.“
„Ich kann dir Feuerschutz geben“, meinte Doc Wesley.
„Sie werden mich nicht sehen – vertraue mir.“
Lautlos und flink wie eine Katze huschte Henriece zwischen den Bäumen hindurch. Als er außer Sichtweite war, hielt er inne und kniete sich auf die Erde nieder. Behutsam nahm er das Amulett von seinem Hals und legte es vor sich auf die Erde, die er zuvor von Laub und Gras befreit hatte. Danach schloss er seine Augen, streckte seinen Arm und seinen Zeigefinger aus und begann, in der Luft einen Kreis um sich zu ziehen.
„Sie können mich nicht sehen, sie können mich nicht hören, sie nehmen mich nicht wahr“, flüsterte er, breitete seine Arme wie zum Gebet aus und richtete seinen Kopf nach oben ohne die Augen zu öffnen. „In mir liegt die Kraft. In mir liegt die Macht. Gott ist in mir. Frei fliese seine Energie. O sagas, del nabur cortellas. Es ist vollbracht.“
Henriece öffnete seine Augen, nahm das Amulett an sich und hielt es in die Höhe. „Ich glaube an die Kraft deiner Symbole. Ich vertraue ihrer Macht.“ Er legte sich das Kettchen wieder um den Hals und nahm das Athamé heraus. Die einzige Waffe, die er bei sich trug. „Ich finde dich“, flüsterte er in felsenfester Überzeugung. „Du kannst dich nicht länger verbergen.“
Seine Backenmuskeln zuckten, als er in die Richtung des Tores blickte. Auf einmal drangen Stimmen zu ihm. Aufgebrachte Stimmen. Das Geräusch von Schritten im Laub näherte sich. Auf einmal tauchten John Baker und Neil Stanley zwischen den Bäumen auf. Henriece verbarg sich hinter einem Baumstamm.
„Dieser Idiot!“, hörte er Bakers wütende Stimme. „Ich sagte doch, keine Einzelgänge. Wenn er jetzt hier wäre, ich würde ihn übers Knie legen!“
Unweit vor dem Baum blieben sie stehen. „Wir müssen die Dunkelheit abwarten“, sagte Stanley darauf. „Alles andere ist Selbstmord.“
„Wenn sie meinem Jungen auch nur ein Haar gekrümmt haben, bringe ich jeden von ihnen eigenmächtig um.“
„Er will nur das Mädchen.“ Stanleys Stimme vibrierte. „Und den sicheren Tod des Spaniers. Mehr verlangt er nicht.“
„Verdammt noch mal! Sie haben meinen Jungen! Ich kann nicht warten, bis es dunkel ist. Das macht mich wahnsinnig. Verstehest du das?“
„Paul ist selbst schuld!“, kam es energisch zurück. „Wir können es nicht wagen. Erst wenn es dunkel ist – nicht früher!“
„Frank war bei ihm“, zischte Baker.
„Wo ist Frank eigentlich?“
„Mit Stephen sucht er auf der anderen Seite eine Möglichkeit, an das Haus zu kommen.“ Baker stampfte mehrmals wütend auf den Boden. „Ich weiß doch, dass du recht hast“, sagte er. „Aber mein Junge. Ich kann ihn doch nicht so lange im Stich lassen...“
„Du lässt ihn eher im Stich, wenn du unüberlegt handelst. Denk doch
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