Therapielexikon der Kleintierpraxis
mandibulärer Abszess. Der Eiter kann über die Zahnalveole abfließen.
•Untere PM und M: mandibulärer Abszess.
•Obere Schneidezähne: Epiphora, Konjunktivitis, purulente Rhinitis.
•Obere PM und M: Augenhöhlenentzündung, retrobulbärer Abszess, maxillärer Abzess. Exophthalmus ist oft das erste sichtbare Symptom.
Die Ätiologie dieses Abszesses ist noch unklar.
•Genetische Faktoren: besonders die Verkürzung des Gesichts bei Zwergrassen (v. a. Widder).
•Malokklusion der Schneidezähne oder Molaren. Die Okklusion ist anomal, sie schwächt die Alveolen und führt dann zur perialveolären Knochenlyse, die unbestreitbar bukkodentale Abszesse begünstigt.
•Fehlendes hartes, siliziumreiches Futter (Heu).
•Phosphor-Kalzium-Ungleichgewicht: Fehlen oder Übermaß an Kalzium, Hypervitaminose D.
•Intrabukkale Verletzungen durch holzige Pflanzen.
• Therapie:
•Genaue Untersuchung der Läsionen und des Allgemeinzustands des Patienten.
•Chirurgische Abszessbehandlung: vorsichtiges Eröffnen der Abszesskapsel, tiefe Knochenkürettage, Drainage mit verdünnter Jodlösung, Wasserstoffperoxid oder Akridinfarbstoffen. Bei erheblichem Verlust von Knochengewebe kann es sinnvoll sein, die Höhle mit einem Zement aus mit Antibiotika getränktem Methylmetacrylat zu füllen.
•Die für den Abszess verantwortlichen Zähne extrahieren. Es wird nicht empfohlen, mehr als vier oder fünf Zähne/Eingriff zu ziehen.
•Es wird nicht empfohlen, die gesamten Probleme während desselben Eingriffs zu behandeln.
•Die postoperative Behandlung ist sehr wichtig: Das Tier muss stationär aufgenommen werden, mit einer Nasen-Schlund-Sonde ernährt und rehydriert werden. Der Verdauungstransit muss möglichst schnell wieder einsetzen. Der Besitzer muss über die Risiken während der Operation (Narkose) und nach der Operation (Stillstand der Verdauung, Anorexie, hepatische Lipidose, Enteropathie, Septikämie) aufgeklärt werden.
•Gleichzeitige medikamentöse Behandlung: Die Keime, die bukkodentale Abszesse hervorrufen, sind vorwiegend Anaerobier. Deshalb sind Chinolone insgesamt wenig wirksam. Die Antibiotika der Wahl sind Metronidazol (20 mg/kg/12 h), Trimethoprim/Sulfonamid (30 mg/kg/12 h) (oder Clindamycin, 7,5 mg/kg/12 h, Anm. d. Redaktion).
Zahnkaries
Selten, v. a. bei Ratte und Hamster zu beobachten, deren Backenzähne amelodont sind. Beim Kaninchen sind es eher die hypokalzifizierten Zonen infolge unerwarteter Schädigungen während der Zahnentstehung.
Erkrankungen der knöchernen Strukturen des Zahnapparats
•Osteosarkom der Mandibula beim Zwergkaninchen.
•Osteomyelitis der Mandibula oder Maxilla (Zahnabszess als Komplikation).
Parodontitis (ältere Kaninchen, Ratte und Hamster).
•Fraktur der Mandibula oder Maxilla (selten).
•Odontom beim Präriehund (
Odontom beim Präriehund)
.
Erkrankungen der nichtknöchernen Strukturen der Maulhöhle
•Obstruktion der Backentaschen: Hamster (
Backentaschen der Hamster
).
•Entzündliche Läsionen der Maulhöhle (Wange, Zunge, Zahnfleisch).
•Dakryo-Sialo-Adenopathie der Ratte: Es handelt sich um eine Krankheit,die durch ein Coronavirus hervorgerufen wird und sich in einer hochgradigen Erkrankung der Speicheldrüsen, Tränendrüsen und Lymphknoten äußert. Sie muss von der Chromodakryorrhö oder roten Tränen aufgrund der Sekretion von Porphyrinen durch die Harder-Drüsen differenziert werden.
Chromodakryorrhö der Ratte
.
Augenentzündung dentalen Ursprungs
•Konjunktivitis (
Epiphora
).
•Retrobulbärer Abszess (
Epiphora
).
Tab. 2.9 Gründe für einen Tierarztbesuch, die auf eine Zahnerkrankung zurückzuführen sind
Tab. 2.10 Checkliste für die klinische Untersuchung bei Patienten mit einer Erkrankung der Zähne oder der Maulhöhle
Tab. 2.11 Vorgehensweise bei einer Infektion der Zähne oder der umgebenden Strukturen
Zäkale Stase
Ätiologie
•Verantwortlich für die zäkale Stase sind die gleichen Ursachen, die auch die Magenstase (
Magenstase)
oder mukoide Enteritis hervorrufen: Unruhe in der Umgebung, unsachgemäße Fütterung.
•Die zäkale Stase wird v. a. beim Kaninchen, aber auch beim Meerschweinchen, Chinchilla oder Hamster beobachtet.
Klinik
•Wie bei der Magenstase, aber mit stärker reduziertem Allgemeinbefinden.
•Kollaps, Zähneknirschen, Aufblähen, abdominale Schmerzen, Stillstand des Verdauungstransits.
Diagnostik
Erhöhtes Volumen des Zäkums, das manchmal eine erhebliche Gasmenge
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