Therapielexikon der Kleintierpraxis
zu oberflächlichen Anästhesie vorzugsweise 0,5 – 1 % Isofluran anwenden, keine erneuten Injek tionen mit Injektionsanästhetika.
•Während des Eingriffs Sauerstoff zuführen.
Tab. 2.49 Wichtige Analgetika für die Anwendung bei Nagetieren (mg/kg)
* Harcourt-Brown F (2002): Textbook of Rabbit Medicine. Butterworth-Heinemann, Oxford.
3 Frettchen
Aggressivität
Agonistisches Verhalten oder Aggressivität
•Frettchen drücken ihre Aggression durch Beißen aus. Dieses Beißen erfolgt in der Regel direkt und ohne Drohung. Es kann in drei Mustern ablaufen:
•Anhaltend und ohne Besänftigung.
•Einmalig, nicht anhaltend.
•Nicht anhaltend aber immer mal wieder wiederholt.
•Drohen besteht in einem Fauchen, das viel diskreter als bei der Katze ist. Ein Biss folgt nur ausnahmsweise.
•Die verschiedenen Aggressionstypen sind aufsteigend (nach Häufigkeit sortiert):
• Angstaggression: wird beobachtet, wenn das Frettchen überrascht wird oder sich in einer Stresssituation befindet. Diese Aggressionsform verläuft heftig, und das Tier lässt sich nicht besänftigen.
• Aggression durch eine Beeinträchtigung: Sie wird ausgelöst durch Schmerz, körperlichen Zwang oder Frust. Sie verläuft eher kurzzeitig und besteht, solange der Auslöser vorhanden ist.
• Aggression durch die Anziehungskraft bestimmter Körperregionen: selbst sehr zahme Frettchen fühlen sich durch bestimmte Körperteile des Menschen (Hände, Füße, Gelenke, Gesicht) angezogen. Der Biss ist krampfartig und nur schwer zu lösen. Dieses Verhalten wird durch die Anwesenheit von Pheromonen ausgelöst, die in der Zusammensetzung denen im Nacken von Frettchen ähnlich sind.
• Territoriale Aggression: Dies ist eine Schutzmaßnahme. Das Frettchen packt den Gegner im Nacken und schüttelt ihn heftig. Dieses Verhalten wird von durchdringenden Schreien, Entleeren der Analdrüsen, Sträuben der Schwanzhaare, Harn- und Kotabsatz begleitet.
• Mütterliche Aggression: Um ihre Jungen vor einer Gefahr zu schützen, nimmt das Muttertier ein Aggressionsverhalten an, das mit dem territorialen vergleichbar ist.
• Beuteaggression: Das Frettchen ist ein Beutefänger. Dieser Jagdtrieb zeigt sich vor allem gegenüber Hasen, Nagetieren und Vögeln, die es als Beute ansieht. Es verfolgt sie, fängt sie und beißt sie in den Halsbereich. Der Biss erfolgt in der Regel blitzartig und ist tödlich.
• Hierarchieaggression: Sie spielt in einer Frettchengruppe eine Rolle beim Futterzugang, beim Besitz von Weibchen, bei der Inbesitznahme des zur Verfügung stehenden Raums und seiner Bestandteile; wie z. B. Schlafplätze. Die Angaben sind allerdings insofern eher angenommen und unvollständig, da Frettchen in der Regel kastriert sind. Unbekannte oder geschwächte Frettchen werden häufig in sowohl von gleichgeschlechtlichen als auch von den anderen, auch wenn alle kastriert sind, angegriffen.
Oft werden neue Rudelmitglieder aber auch freundlich aufgenommen. Ein Greifen im Nacken und Schleppen von Jungtieren ist dagegen keine Aggression, sondern dient eher der Erziehung. Auch eine scheinschwangere Fähe kann Partnertiere oder Besitzer mit den Zähnen festhalten und versuchen wegzuschleppen. Spielerische Kämpfe untereinander und mit dem Besitzer sind von aggressivem Verhalten abzugrenzen.
Im Übrigen sind die bei verschiedenen wilden Musteliden beobachteten Verhaltensweisen nicht immer übertragbar, da das Frettchen schon lange domestiziert ist.
Aleutenkrankheit
Epidemiologie
•Die Aleutenkrankheit ist eine schwächende Erkrankung mit chronischem Verlauf über mehrere Monate oder sogar Jahre. Sie entwickelt sich vor allem im Alter zwischen 2 und 4 Jahren und ist immer tödlich. Manche positive Frettchen bleiben gesunde Träger, ohne die Erkrankung zu entwickeln.
•Auslösendes Agens ist ein ADV („aleutian disease virus”) genanntes Parvo virus, das Nerze, aber auch Frettchen sowie alle anderen Musteliden befällt. Es gibt mehrere Stämme mit unterschiedlicher Virulenz.
•Die Übertragung kann über Fäzes, Atemwegsekrete, Urin, Speichel und Blut erfolgen, aber auch indirekt über kontaminierte Oberflächen.
•Bis vor Kurzem war die Erkrankung nur auf Nerzfarmen, in den Vereinigten Staaten und in Neuseeland bekannt. Heute kommt sie jedoch, ausgehend von aus Neuseeland importierten Tieren, auch in Europa vor. Ihr Vorkommen ist in den Niederlanden, Frankreich, Belgien und Deutschland nachgewiesen. Die Niederlande scheinen über
Weitere Kostenlose Bücher