Therapielexikon der Kleintierpraxis
Störungen eine gewisse Rolle bei verstärkter Motilität der Längsmuskulatur und schmerzhaften Spasmen.
• Andere Therapieaspekte:
•Damit säurebindende Präparate im Darm wirken können, müssen sie in großer Menge und 3 – 4 × tgl. verabreicht werden.
•Die Dauer der Therapie richtet sich exakt nach der Dauer der Diarrhö, um jegliches Risiko einer Konstipation zu vermeiden.
•Absorbanzien bei Blähungen (sehr häufig).
•Antiseptika (s. o.).
Therapiegrundsätze bei verschiedenen Formen der Kolitis
•Behandlung der Grunderkrankung.
•Leichte Diät mit allmählich gesteigerter Nahrungsaufnahme (spezifisches Diätfutter, sehr weich gekochter Reis und Hühnchen).
•Eine Rehydrierung ist selten notwendig.
•Adsorbenzien wie Aktivkohle
(Kohle-Compretten
® [H. M.],
Kohle-Pulvis
® [H. M.]), Kaolin (Sanosorb®), Kaolin-Pektin-Kombinationen, Siliciumdioxid
(Sanosorb®, Entero-Teknosal Vet
®) oder Huminsäuren
(Dysticum
®) werden häufig eingesetzt. Bei Vergiftungen ist ihre Wirksamkeit belegt, bei Durchfallerkrankungen konnte sie nicht eindeutig bewiesen werden. Die genannten Stoffe haben eine flüssigkeitsabsorbierende Wirkung, weshalb sie die Fäzeskonsistenzverbessern, sie stören aber den Selbstreinigungsprozess des Darms und adsorbieren andere oral verabreichte Arzneimittel. Bei Durchfallerkrankungen besteht keine begründete Indikation für Absorbenzien.
•Ähnliches gilt für Adstringenzien wie Tannin
(Reto
®) oder Aluminiumhydroxid.
Sonderfall des Reizdarms (Colon irritabile)
Verschiedene pharmakodynamische Aspekte lassen auf eine cholinerge Beteiligung des Parasympathikus schließen. Daher werden Anticholinergika, eventuell in Kombination mit Neuroleptika, verabreicht (Chlordiazepoxid, div. H. M.).
Sehr schmerzhafte Kolitis
Zusätzlich zu den oben genannten Präparaten kommen Spasmolytika zum Einsatz (z. B.
Buscopan compositum
®, 0,1 ml/kg).
Hinweis: Eine systemische Antibiotikatherapie erfolgt nur bei begleitendem eindeutigen Fieber, und nur in diesem Fall wird der Kot bakteriologisch auf Salmonellen untersucht.
Kolitis (chronische)
Chronische Entzündung des Kolons und eventuell des Rektums
Es gibt folgende Möglichkeiten, in welcher Form eine chronische Kolitis auftreten kann:
•Besondere klinische Form (hämorrhagische Rektokolitis).
•Vor allem verschiedene spezifische Entzündungen, die beim Hund beschrieben wurden und zum langsam fortschreitenden Verfall des Hundes führen können:
•Granulomatöse Kolitis.
•Histiozytäre ulzerative Kolitis von Boxer oder Bulldogge.
•Eosinophile ulzerative Kolitis.
•Idiopathische ulzerative Kolitis.
•Banale Form: lymphozytär-plasmozytäre Kolitis.
Symptome
•Verlauf über mehrere Wochen.
•Sehr häufige und schmerzhafte Defäkationsbemühungen.
•Sehr kleine Kotmengen, weich, schleimig und blutig tingiert.
•Erbrechen (inkonstant).
Ergänzende Untersuchungen
•Koproskopie (
Kolitis (akute
)).
•Kolon-Doppelkontrast nach Diät und Einlauf, danach Verabreichung eines Kontrastmittels und Insufflation von Luft.
•Die Rektokoloskopie mit Biopsieentnahme ist die Untersuchungsmethode der Wahl.
•Komplettes Blutbild (Neutrophilie, Eosinophilie, mikrozytäre Anämie).
•Mit einer schnellen zytologischen Untersuchung einer kleinen Kotmenge (Färbung mit Methylenblau) kann man die „Tiefe“ der Erkrankung feststellen und eine realistische Prognose stellen:
• Erkrankung der Schleimhaut: Nachweis von Erythrozyten und zahlreichen Leukozyten.
• Parietale Erkrankung: Nachweis nur von Erythrozyten.
Therapie
Nach aktuellem Kenntnisstand ist die Pathogenese der vorstehend aufgeführten unterschiedlichen Entzündungen nicht geklärt. Die Therapie leitet sich aus den in der Humanmedizin gebräuchlichen hypoallergenen Therapieprotokollen ab.
• „Hypoallergene Diät“, fraktioniert über den Tag gegeben: kommerzielle hypoallergene Diät oder selbst zubereitetes Futter mit sehr weich gekochtem Reis (vier Teile), weißem Fleisch (ein Teil), Frischkäse und Ei.
• Es gibt i. d. R. keinen Anlass für eine Dämpfung der Peristaltik. Sind die Schmerzen jedoch zu ausgeprägt, können Butylscopolamin, Metamizol zur Spasmolyse eingesetzt werden.
• Der systematische und Langzeiteinsatz der meisten Antiinfektiva ist kontraindiziert aufgrund der Risiken einer iatrogenen pseudomembranösenKolitis. Dennoch sind drei Wirkstoffe bei der Therapie der chronischen Kolitis sehr interessant und können, zumeist
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