Therapielexikon der Kleintierpraxis
manchmal höheren Kammerkomplexen (QRS).
Wenn sie erkennbar sind, sind die P-Wellen formverändert (abhängig vom Bereich der Ektopie), und zwar entsprechend derselben Herddifferenzierung, die für atriale und AV-Knoten-Extrasystolen gilt (
Extrasystolen
).
Therapie
•Eine Vagus-Aktivierung versuchen (Kompression des Karotissinus).
• Bei exzessiver Erregung: Bei Stauungsinsuffizienz oder beeinträchtigter Herzleistung durch die hohe Frequenz: Digitalisierung.
• Bei Intoxikation mit Glykosiden: Digoxin absetzen.
• Bei nicht behandelter Herzinsuffizienz: Digoxin.
• Bei einem Tier ohne begleitende Kardiopathie:
•Verapamil (div. H. M.): 10 mg/kg/d auf 2 – 4 Dosen.
•Propranolol (div. H. M.): 0,44 – 1,1 mg/kg 3 × tgl. p. o.
•Diltiazem (div. H. M.): 0,5 – 1 mg/kg 3 × tgl. p. o.
Tachykardien
Definition
Erhöhte Herzfrequenz aufgrund einer Erregungsstörung, deren Sitz im Sinusknoten, supraventrikulär (in Vorhof oder Knoten), atrial oder ventrikulär sein kann.
Symptome
•Erhöhte Herzfrequenz (160 – 260 Schläge/min) bei Hund und Katze.
•Asymptomatisch oder mit Symptomen der Grunderkrankung.
•Synkopen bei sehr stark erhöhter Herzfrequenz.
Diagnostik
Nur mittels EKG ist eine Unterscheidung der verschiedenen Formen möglich.
Sinusformen (Sinustachykardien)
Frequenz > 60 – 180 Schläge/min mit normalen PQRST-Strecken, TP-Verkürzung und evtl. (bei sehr schnellen Formen) Tendenz der Fusion von T und P (die Vagusaktivität verlangsamt und trennt T und P).
Der Ursprung kann physiologisch (Erregung, Anstrengung) oder pathologisch sein. Abzuklären sind:
•Herzinsuffizienz.
•Hämorrhagie, Anämie, kardiovaskulärer Schock
•Akute Kardiopathie.
•Hyperthyreose.
•Iatrogener Ursprung (Vagolytika, ß-Mimetika etc.).
Supraventrikuläre Formen (supraventrikuläre Tachykardien)
Tachykardie (paroxysmale
).
Ventrikuläre Formen (ventrikuläre Tachykardien)
Die ventrikulären Formen sind immer schwerwiegend:
• Rhythmus in der Frequenz erhöht, mit:
•Stark veränderten QRS-Komplexen, die in ihrer Dauer auf > 70 ms verlängert, deformiert und aufgebrochen sind, mit inversem T, die wie (i. d. R. monomorphe) Salven von Extrasystolen aussehen (manchmal ektopische Komplexe mit biventrikulärem Ursprung, Fusions- und Capture-Komplexe).
•Manchmal erkennbaren Sinus-P-Wellen niedrigerer Frequenz, die von den Ventrikelkomplexen unabhängig und abgekoppelt sind.
• Sie können in Zusammenhang stehen mit:
•Akuten infektiösen Myokarditiden.
•Chronischer Herzinsuffizienz im Stadium IV.
•Schweren Thoraxtraumata.
•Intoxikationen (Digitalis, Quinine, Procainamid).
Therapie
Sinusformen
•Bei „idiopathischen Formen“ (andauernde, auslöserunabhängige Tachykardie):
•Propranolol (div. H. M.): 1 mg/kg/d auf 2 Dosen.
•Pindolol (div. H. M.): 2 mg/kg/d auf 2 Dosen (zu beachten ist die negativ inotrope Wirkung).
•
Hyperthyreose (Thyreotoxikose
).
•Evtl. die verantwortliche Medikation absetzen.
•Bei Bedarf Therapie der Herzinsuffizienz.
•Therapie der Anämie, des Schocks, der Hämorrhagie.
Supraventrikuläre Formen
Tachykardie (paroxysmale
).
Ventrikuläre Formen
Antiarrhythmika
.
•Chinidin (Cordichin® H. M., Kombinationspräparat mit Verapamil) 6 – 20 mg/kg 3 × tgl. p. o.
•Procainamid (H. M.)
•Mexiletin (Mexitil H. M.) 4 – 8 mg/kg 3 × tgl. p. o.
•Lidocain
(Lidocain 2%
®): 25 – 80 μg/kg/min.
Taubheit
Definition
Ein- oder beidseitige Verminderung der Hörfähigkeit:
•Partielle Taubheit: Hypoacusis.
•Vollständige Taubheit: Anacusis.
Man unterscheidet:
• Transmissionstaubheiten aufgrund einer Läsion im Bereich Trommelfell/Gehörknöchelchen.
• Perzeptionstaubheiten aufgrund von Läsionen von Cochlea oder Hörnerv.
• Zentrale Taubheiten aufgrund einer Läsion der Hörbahnen und -zentren.
Ätiologie
•Läsion von äußerem Gehörgang oder Trommelfell (Otitiden, Tumoren).
•Kongenitale Taubheit (für bestimmte Rassen als erblich nachgewiesene Degeneration von Cochlea und Sacculus). Bei Hunden mit weißem Fell zu beobachten (frühzeitige Kontrolle angeraten).
•Senile Taubheit (pro gressive Degeneration der wahrnehmenden Rezeptoren oder der Gehörknöchelchen).
•Taubheit in Verbindung mit einer temporären oder permanenten Hypoxie(zerebrale Ischämie, Herz-Kreislauf-Stillstand, Hypoxie während einer Narkose).
•Toxische Wirkung auf die Cochlea (Aminoglykosid-Antibiotika, Ethacrynsäure,
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