Therapielexikon der Kleintierpraxis
begleitet sein. Folglich erscheint eine zytologische Untersuchung der Oberfläche wenig ergiebig.
•Chronische kerato-seborrhoische Zustände sind von einer sehr deutlichen Zunahme der kutanen Bakterienpopulation mit Auftreten einer pathogenen Flora gekennzeichnet, die beim Hund praktisch ausschließlich von
Staphylococcus intermedius
dominiert ist. Oft wird die Hypothese vertreten, dass Lecken ihre Verbreitung begünstigt, ausgehend von „Nischen“ wie dem Analbereich. Allerdings gehen die Adhäsion dieser Bakterien und ihre deutliche Vermehrung von sehr oberflächlichen epidermalen Veränderungen aus, die sekundär zu chronischen Entzündungen entstanden sind (allergische Dermatose, schlechte Hautpflege etc.). Schließlich können sekundäre Toxinsekretionen oder allergische Reaktionen auf Bakterien das Ungleichgewicht verstärken.
Therapie
Die bakterielle Proliferation erfordert eine massive und lange Anwendung topischer Antiseptika in Kombination mit Emollienzien, ggf. vorübergehend ergänzt durch eine systemische Antibiose.
Ein Kortikoideinsatz muss sorgfältig abgewogen werden.
Synkopen
Definition
Kurzer, kompletter Bewusstseinsverlust mit Sturz (Verlust der Körperspannung), in Verbindung mit einer zerebralen Hypoxie als Folge folgender Störungen:
•Vorübergehender Abfall des Herzminutenvolumens (Herzrhythmusstörung, Kontraktilitätsverlust mit rechts- oder linksventrikulärer Auswurfbehinderung).
•Arterielle Hypotonie durch periphere Vasodilatation (vagale Synkope).
•Selektiver Abfall der intrakraniellen Blutförderleistung (Thrombembolie, Tumor).
•Anämie oder Hypoglykämie.
Eine länger als 3 Minuten andauernde Bewusstlosigkeit kann bleibende neurologische Folgeschäden hervorrufen.
Symptome
•Abrupter Sturz und Bewusstlosigkeit.
•Je kürzer die Bewusstlosigkeit, umso schneller die Rückkehr zum Normalzustand.
Diagnostik
Die direkte Diagnose ist normalerweise selten. Die Diagnosestellung beruht auf einer genauen Anamnese mit Feststellen folgender Umstände:
•Bewusstlosigkeit ohne andere Symptome (schwierig bei anhaltender Bewusstlosigkeit, da Konvulsionen auftreten können).
•Rasche Rückkehr des Bewusstseins.
Therapiegrundsätze
• Durch Anstrengung hervorgerufene Synkopen aufgrund einer Kardiopathie: Nach Aortenstenose oder anderer angeborener Missbildung suchen, v. a. nach Fallot-Tetralogie.
• Spontane Synkopen, Hypoglykämie, Anämie unabhängig von Anstrengung: Müssen unmittelbar an ein Stokes-Adams-Syndrom (
StokesAdams-Erkrankung
) denken lassen (AV-Block 3. Grades).
• Reflexsynkopen: vagale Hypertonie oder sympathische Hypotonie. Diese neurovegetative Labilität kann durch den Befund einer Karotissinus-Hyperreflexie aufgedeckt werden: eindrucksvolle Bradykardie bei festem Druck auf den Sinus carotis oder auf die Augäpfel (v. a. bei brachygnathen Tieren).
• Vagovasale Reflexe: Erschrecken, abdominale Traumata, starke viszerale Schmerzen, Manipulation des Mesenteriums bei chirurgischen Eingriffen: Atropin, 40 μg/kg/d (3 Dosen) p. o.
• Läsionen des Nervensystems:
•Zerebrale Thrombembolie.
•Hirntumor.
Syringomyelie (Dysrhaphie)
Definition
Missbildung des Rückenmarks, hervorgerufen durch mangelnden Schluss des Neuralrohrs während der Embryogenese. Ausweitung oder Verdoppelung des Ependymkanals, Bildung intramedullärer, zystenartiger Höhlen, gefüllt mit Liquor cerebrospinalis.
Prädisposition: Weimaraner, Irish Setter.
Symptome
Zum Zeitpunkt des Absetzens: hüpfender Gang, Unfähigkeit zu stehen.
Verminderte Propriozeption der Hintergliedmaßen.
Manchmal progressive Deformation der Wirbelsäule.
Nicht progressiv.
Diagnostik
Schwierig. Alter bei Auftreten und nicht-progressiven Charakter der Symptome berücksichtigen.
MRT.
Therapie
Keine.
Tachykardie (paroxysmale)
Tachykardie (paroxysmale)
Definition
Abrupt beginnende und endende Anfälle erhöhter Herzfrequenz mit regulärem und stabilem Rhythmus, ausgelöst durch ein ektopisches atriales Zentrum oder ein Zentrum im AV-Knoten, das zu einer Stimulation in hoher Frequenz führt.
Symptome
•Verängstigtes Tier, wenn die Krise bei gesundem Herzen auftritt.
•In Verbindung mit anderen Symptomen einer Herzinsuffizienz, Digitalisintoxikation oder Hyperthyreose.
•Synkopen.
Diagnostik
Ausschließlich elektrokardiographisch
EKG mit stark erhöhter Frequenz (240 – 260/min bei einem basalen Rhythmus von 130/min), mit regelmäßigen, in ihrer Dauer normalen, aber
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