Therapielexikon der Kleintierpraxis
über Lymphbahnen mit dem tumortragenden Gesäugekomplex verbunden sind.
•Zu berücksichtigendes Operationsschema: Bei Tumoren mit einem Durchmesser von < 5 mm ist eine begrenzte Exstirpation (Tumorektomie) möglich.
Hündin: Bei Befall beider Gesäugeleisten ist die Exstirpation in zwei Sitzungen durchzuführen, nachdem die Narbenbildung einer Seite beendet ist. Allerdings ist es oft möglich, die vier hinteren Gesäugekomplexe auf beiden Seiten gleichzeitig zu entfernen (M4 und M5) ( Tab. 1.126 ).
Tab. 1.126 Chirurgisches Vorgehen bei Gesäugetumoren
Betroffene Gesäugekomplexe
Zu entfernende Gesäugekomplexe
M1
M1 + M2 + M3
M2
M1 + M2 + M3
M3
M1 + M2 + M3 oder besser M1 − M5
M4
M4 + M5
M5
M4 + M5
(M1 oder M2 oder M3) und (M4 oder M5)
M1 − M5
Kätzin: Es ist von Vorteil, systematisch alle vier Gesäugekomplexe einer Leiste zu entfernen, sobald in dieser Leiste ein oder mehrere Tumoren vorliegen.
•Zusätzliche Therapien:
• Strahlentherapie könnte nützlich sein:
–Präoperativ vor Exstirpation eines infiltrierenden Tumors.
–Postoperativ im selben Fall und bei Lymphknotenhypertrophie mit Ruptur der Kapsel.
• Chemotherapie: Bei Bestätigung der kanzerösen Natur des Gesäugetumors in der pathologisch-anatomischen Untersuchung kann eine unterstützende Chemotherapie (Doxorubicin [div. H. M.], Fluorouracil [div. H. M.]) zur Rezidivprophylaxe durchgeführt werden. Ein Protokoll aus einer Kombination von Doxorubicin (div. H. M.) (30 mg/m 2 i. v. an Tag 1) mit
Endoxan
® (H. M.) (50 mg/m 2 p. o. von Tag 3 bis Tag 6) imVerlauf eines 21-Tage-Zyklus stellt eine interessante Begleittherapie dar. Es sind sechs Zyklen durchzuführen.
• Immuntherapie: Die verschiedenen Versuche sind bis heute nicht überzeugend.
• Prävention: Die Kastration der weiblichen Tiere vor dem zweiten Östrus hat erwiesenermaßen einen präventiven Effekt. Ob eine gleichzeitige Kastration und Tumorexstirpation die Rezidivneigung verringert, bleibt allerdings noch fraglich.
Tumoren des Geschlechtsapparates
Weibliches Tier
Vulva, Vestibulum
• Klinisch-anatomische Untersuchung: meist benigne Tumoren: Fibrom, Lipom, Leiomyom. Maligne Tumoren sind selten.
• Symptome: nur lokal.
• Diagnostik: klinisch.
• Prognose: günstig.
• Therapie: chirurgische Exzision.
Vagina
• Klinisch-anatomische Untersuchung: selbst bei multiplem Vorkommen meist benigne Tumoren: Fibrom, Leiomyom. Maligne Tumoren sind selten (
Tumor (venerischer): Sticker-Sarkom
). Sehr selten Leiomyosarkom oder Stachelzellkarzinom.
• Symptome: blutiger oder purulenter Vaginalausfluss, Verformung des Perineums, bei raumgreifenden Tumoren Koprostase oder Miktionsstörungen.
• Diagnostik: klinisch.
• Prognose: günstig. Bei Leiomyomen häufig Rezidive. Die Ovariohysterektomie reduziert das Rezidivrisiko.
• Therapie: chirurgische Exzision. Je nach Lokalisation der Läsionen sind drei Zugänge möglich:
•Gestielter, kaudal liegender Tumor: Ligatur des Stiels und direktes Absetzen.
•Festsitzende, in der Vagina verstreute Tumoren: Abtragen nach Episiotomie.
•Kranial gelegener, raumfordernder Tumor: abdominale Laparotomie erforderlich.
Bei Leiomyomen, die hormonabhängig zu sein scheinen, ist aufgrund der Rezidivgefahr eine begleitende Ovariektomie anzuraten.
Uterus, Ovarien
• Klinisch-anatomische Untersuchung:
•Uterus: Fibrom, Leiomyom, Lipome, sehr selten Leiomyosarkome oder Adenokarzinome.
•Ovarien: meist unilaterale Tumoren des Oberflächenepithels (Adenome, Adenokarzinome).
•Granulosazelltumoren.
•Keimzelltumoren: Dysgerminome, Teratome.
• Symptome: blutiger Vaginalausfluss, Zyklusstörungen (außer bei Granulosazelltumoren mit Hyperöstrogenismus), Umfangsvermehrung des Abdomens.
•Entwicklung in Richtung peritoneale Karzinomatose möglich.
• Diagnostik: klinisch, röntgenologisch, sonographisch, chirurgisch (Laparotomie). Ein Hormonstatus deckt meist eine übermäßige Estradiolsekretion auf.
• Prognose: ohne peritoneale oder viszerale Metastasen günstig.
• Therapie: chirurgisch (Ovariohysterektomie). Bei ovariellem Adenokarzinom mit Metastasen wurde mit Erfolg in Ergänzung zur Chirurgie eine Therapie auf Cyclophosphamidbasis durchgeführt. Bei peritonealen Metastasen: Einsatz von Cisplatin (div. H. M.) i.p. möglich (50 mg/m 2 ), 3 Injektionen im Abstand von 3 Wochen.
Männliches Tier
Skrotum
•Die häufigsten Tumoren des Skrotums sind Karzinome, Melanome und Mastozytome.
•In allen
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