Therapielexikon der Kleintierpraxis
Die ultima ratio besteht in der Therapie mit syste mischen hochdosierten Kortikoiden, evtl. in Kombination mit Azathioprin. Beide Therapien werden häufig mit kortikoidhaltigen Augensalben kombiniert (Dexamethason-Augensalbe).
Die Rezidivgefahr nach Ende der Therapie ist nicht unbeträchtlich.
Blutgerinnung
Hämostasestörungen
.
Bluttransfusion
Unterstützendes Therapeutikum, um die Transportkapazität des Bluts für Sauerstoff wiederherzustellen oder um Gerinnungsfaktoren zuzuführen (Cumarinintoxikation, disseminierte intravasale Gerinnung). Bei der Zuführung von Gerinnungsfaktoren muss unbedingt frisch entnommenes Blut verwendet werden.
Vollblut wird zur Kompensation von Hypovolämien oder Anämien eingesetzt.
Plasma (frisch oder tiefgefroren) kann zur Therapie von Hypovolämien genutzt werden oder um nichtanämischen Tieren Gerinnungsfaktoren zuzuführen.
Indikationen
Tab. 1.18 .
Tab. 1.18 Indikationen für eine Bluttransfusion
Hund
Katze
Hämatokrit (%)
< 15
< 10
Hämoglobin (g/dl)
< 5
< 4
Erythrozyten (/μl)
< 2 000 000
< 2 000 000
Kontraindikationen
•Unverträglichkeitsreaktion zwischen Spender und Empfänger.
•Immunvermittelte hämolytische Anämien.
•Fortgeschrittene Niereninsuffizienz.
•Leberinsuffizienz.
Blutentnahme
Das Blut ist gesunden Tieren zu entnehmen. Bei Katzen muss eine Infektion mit dem Leukämievirus oder Immundefizienzvirus systematisch ausgeschlossen werden.
Das Blut wird in Flaschen oder Beuteln mit ACD-Medium (Citronensäure: 0,47 g, Natriumcitrat: 1,33 g, Glukose: 3 g in 100 ml Aqua dest.) aufgefangen. Man nimmt 50 ml dieser ACD-Lösung für 200 ml Blut.
Lagerung: 10 Tage zwischen 1 und 4 °C.
Kompatibilitätsprobe
Der Hund besitzt so gut wie keine natürlichen Agglutinine oder Hämolysine, sodass Zwischenfälle einer Unverträglichkeitsreaktion bei einer Ersttransfusion die Ausnahme sind.
Allerdings gibt es beim Hund sieben Blutgruppen. Nur ein Antigen hat in der Praxis tatsächlich Bedeutung, das Antigen A, das zwischen einer Gruppe A + und einer Gruppe A − unterscheiden lässt. Aus diesem Grund kann ein A + Hund Blut von jedem Spender empfangen, ein A-Hund nur Blut von einem A—Spender. Die Gruppe A − kann also nach erster Abschätzung als Universalspender angesehen werden.
Das Antigen A kommt bei 65 – 75 % der Hunde vor.
Bei der Katze kennt man drei Blutgruppen: A, B und AB. Die Kompatibilität muss vor jeder Transfusion getestet werden (siehe den unten beschriebenen Test).
Die Kompatibilität muss untersucht werden, wenn die Spendergruppe nicht sicher A − ist und wenn vom Empfänger bereits mehrfach Blut transfundiert wurde.
2 ml Spenderblut und 2 ml Empfängerblut in EDTA-Röhrchen geben. Zentrifu gie ren bei 3000 U/min, eine Minute lang. Plasma abnehmen. Erythrozyten 3 × in physiologischer Kochsalzlösung waschen. Eine 2 %ige Erythrozytenlösung in physiologischer Kochsalzlösung herstellen.
• Große Kreuzprobe: 2 Trp. Erythrozytensuspension des Spenders mit 2 Trp. Plasma des Empfängers mischen.
• Kleine Kreuzprobe: 2 Trp. Erythrozytensuspension des Empfängers mit 2 Trp. Plasma des Spenders mischen.
• Kontrolle: 2 Trp. Erythrozytensuspension des Empfängers mit 2 Trp. Plasma des Empfängers mischen. Die drei Röhrchen 30 min bei 25 C inkubieren.Dann 1 min bei 3000 U/min zentrifugieren. Bei Agglutination ist der Test positiv, und die Blutproben werden als inkompatibel beurteilt.
Durchführung der Transfusion
Gelagertes Blut sollte vorher in einem 38 – 40 °C warmen Wasserbad für 10 Minuten angewärmt werden.
Die Injektion erfolgt über die V. cephalica, die V. saphena oder die V. jugula ris. Bei Katzen oder Welpen kann eine intraperitoneale oder intramedulläre Injektion (Femur) angewendet werden.
Um das zu transfundierende Blutvolumen berechnen zu können, muss der Hämatokrit des Empfängers bekannt sein und der erwünschte Hämatokrit festgelegt werden.
Das normale Blutvolumen beträgt beim Hund 90 ml/kg und bei der Katze 75 ml/kg.
Beispiel:
Ein 20 kg schwerer Hund mit einem Hämatokrit von 10 %, der auf 30 % gebracht werden soll. Das Blutvolumen dieses Hundes kann auf 1800 ml geschätzt werden (90 ml Blut/kg). Das Erythrozytenvolumen entspricht damit: 10 % von 1800 = 180 ml.
Um das Erythrozytenvolumen auf 30 % (oder 540 ml) zu erhöhen, muss ggf. folgendes Volumen verabreicht werden:
540 ml – 180 ml = 360 ml.
Um 360 ml Erythrozyten über Blut eines Hundes mit einem Hämatokrit von z. B. 40 % zuzuführen,
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