Therapielexikon der Kleintierpraxis
verlaufen, nur die Haut oder die tiefen Strukturen betreffen, am Ober- und/oder Unterlid lokalisiert sein. Die klinische Untersuchung zeigt ein Erythem, häufig mit Schwellung und Juckreiz verbunden, den das Tier durch vorsichtiges Reiben zu lindern versucht. Ferner kann man je nach Schweregrad folgende Symptome beobachten: Alopezie, Exsudation, Schuppen- und Krustenbildung, Blepharospasmus infolge der Störung oder der Schmerzen. Begleitend können auch eine Konjunktivitis oder eine Keratitis auftreten. Auch wenn die klinische Diagnostik meist sehr einfach ist, sollte man die Blepharitis ätiologisch präzisieren: Probenentnahme und kulturelle Untersuchungen zur Feststellung der Bakterien- oder Parasitenart, Biopsieentnahme.
Nachfolgend einige Blepharitiden, deren Ursachen bekannt sind.
Bakterielle Blepharitis
Klinik
Die Symptome entsprechen denen einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Entzündung. Eine Kultur von Material vom Lidrand ist zuverlässiger als von der Lidhaut. Häufig findet man auf der gesunden Haut Staphylokokken. Die Interpretation der Ergebnisse kann schwierig sein.
Therapie
Applikation von Breitspektrumantibiotika-Salben (Neomycin, Gentamicin, Fusidinsäure).
•Bei allergischen Reaktionen oder starken und/oder sehr schmerzhaften Schwellungen ist eine vorübergehende Kombination mit Kortikoiden sinnvoll (z. B. Dexamethason-Augensalbe oder Kombi-Präparate wie
Isoptomax
® [H. M.]).
•Bei generalisierter Seborrhö wie beim Cockerspaniel (
Keratinisierung (Primärstörungen)
) ist die ätiologische Therapie äußerst wichtig, weil in diesem Fall die Blepharitis nur ein Symptom von vielen ist.
Mykotische Blepharitis
Diese Form tritt seltener auf, wenn man von den Lidläsionen der Dermatomykosen absieht. Man kann sie jedoch als Folge von lokalen oder systemischen Langzeitbehandlungen mit Kortikoiden beobachten.
Ätiologische Diagnostik
Wie in der Dermatologie erfolgen eine direkte Untersuchung (Entnahme eines Geschabsels, Klärung mit Kalilauge, evtl. Färbung mit Lactophenol Cotton Blue, und mikroskopische Untersuchung) sowie eine Untersuchung mit der Wood-Lampe, eine Pilzkultur mit Sabouraud-Agar bzw. eine histopathologische Untersuchung.
Therapie
Bei oberflächlicher Erkrankung wird lokal mit fungiziden Salben behandelt. Die Behandlung von Erkrankungen, die tiefer gehen, erfolgt nach dem gebräuchlichen Behandlungsschema von Dermatophytosen.
Allergische Blepharitis
Die allergische Blepharitis ist Bestandteil der allergischen Reaktion des Körpers auf ein Allergen.
Klinik
Manchmal spektakuläres Ödem und Hyperämie.
Das Auftreten erfolgt i. d. R. plötzlich, mit akuter Manifestation. Juckreiz ist häufig.
Therapie
Behandelt wird mit systemischen Kortikoiden: Methylprednisolon (div H. M.), Prednison (div. H. M.) 0,5 mg/kg/d (
Kortikoidtherapie
), sowie lokal (Dexamethason-Augensalbe). Systemisch verabreichte Antihistaminika, z. B. Dexchlorpheniramin
(Polaronil
® H. M.), 1 mg/kg/d auf 2 Gaben verteilt, können bei sehr jungen Tieren eingesetzt werden, v. a. wenn die Reaktion in Verbindung mit einer Impfung auftritt.
Parasitäre Blepharitis
Am häufigsten treten eine „Demodex-Blepharitis“ auf, die systematisch untersucht werden muss, sowie eine „Sarkoptes-Blepharitis“. Im letzteren Fall ist die Lidentzündung nur ein sekundäres Symptom innerhalb des klinischen Bilds.
Bei einer die Pyodemodikose sowie bei einer die Sarkoptesräude begleitenden Blepharitis löst der Juckreiz Kratzen aus, was wiederum zur Krustenbildung führt und manchmal eine regelrechte Verstümmelung der Lidhaut durch die Krallen, besonders die Daumenkralle, hervorruft.
Die Therapie erfolgt spezifisch, hier sei auf die entsprechenden Stichwörter verwiesen.
Blepharitis des inneren Kanthus
Chronische, ulzerative Blepharitis, die anfänglich das untere Augenlid befällt, sich jedoch auf beide Lider ausbreiten kann.
Sie ist vor allem beim Pudel und beim Deutschen Schäferhund zu beobachten, aber auch beim Langhaardackel, zusammen mit einer Hypertrophie der Nickhaut und einer punktförmigen ulzerativen Keratitis, die vermutlich auf eine Dysfunktion des Immunsystems zurückgeht.
Bei Durchführung einer zytologischen Untersuchung eines Hautabklatsches kann man Lymphozyten und Plasmazellen feststellen, die eine Immunantwort belegen.
Der diskoide Lupus scheint die häufigste Erkrankung zu sein. In der Regel werden immunmodulatorische Therapien mit Tetracyclin-Nicotinamid-Kombinationen bevorzugt.
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