Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
einzubrechen und die Papierakten zu durchwühlen? Oder sollte er lieber einen menschlichen Mitarbeiter während der Tagesstunden zur Stadtverwaltung schicken, um eine Kopie der Urkunde zu beantragen? Der letztere Vorschlag war wohl klüger. Bestimmt waren die Sicherheitsvorkehrungen im Rathaus noch strikter als je zuvor, nachdem der Oberste Gerichtshof den Weg für homosexuelle Ehen in Kalifornien geebnet hatte, und folglich Demonstrationen zwischen Befürwortern und Gegnern der gleichgeschlechtlichen Ehe vor dem Rathaus an der Tagesordnung waren. Deshalb war ein Einbruch der letzte Ausweg.
Thomas schrieb eine E-mail, in der er bat, eine Kopie der Urkunde zu beschaffen und schickte diese an die zentrale Arbeitszuteilungsabteilung bei Scanguards. Dann schob er seinen Stuhl zurück, legte seine Füße auf den Schreibtisch und starrte zur Decke. Seine entspannte Haltung wurde durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen.
„Herein.“
Die Tür öffnete sich und Cain steckte seinen Kopf herein. „Hi! Hast du eine Minute Zeit?“
Thomas deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und nahm seine Füße herunter. „Was kann ich für dich tun?“
„Ich sah die Profile, die du hochgeladen hast.“
Thomas setzte sich gerade auf. „Sind dir die Typen über den Weg gelaufen?“
„Kann ich nicht hundertprozentig sagen. Ich sah heute Abend vier Vampire. Aber ich habe ihre Beschreibung erst vor ein paar Minuten im System gesehen. Hast du keine bessere Beschreibung von diesen Typen?“
Verdammt! Thomas spürte Ärger in sich hochkommen. Aufgrund dessen, was in jener Nacht mit Eddie geschehen war, sowie der Begegnung mit einem von Kaspers Anhängern hatte er den Vorfall nicht früher gemeldet. Er hatte es vermasselt.
„Leider nicht. Ich musste vorsichtig sein, damit sie mich nicht bemerkten und sah sie nur flüchtig. Aber ich hörte sie reden. Ich würde mit Sicherheit ihre Stimmen wiedererkennen. Wo hast du sie gesehen?“
„Ich sah sie in Sergios Buch Emporium hineingehen.“
„Wann?“
„Vor über einer halben Stunde.“
Thomas sprang von seinem Stuhl hoch und griff nach seiner Jacke. „Haben sie dich gesehen?“
„Nein. Wir sind ihnen nicht gefolgt. Zu dem Zeitpunkt waren keine anderen Kunden im Laden und wir wären aufgefallen wie bunte Hunde. Außerdem haben sie nichts Verdächtiges getan. Sie haben sich nur bei den Büchern umgeschaut.“
„Lass uns gehen. Mit etwas Glück sind sie noch dort.“ Dann zögerte er für einen Moment. „Mit wem warst du auf Patrouille?“
„Mit Oliver.“
„Wo ist er jetzt?“
„Unsere Schicht war vorbei und er sagte, er würde nach Hause gehen.“
„Hast du gesehen, dass er ging?“
Langsam schüttelte Cain den Kopf und seine Augenbrauen zogen sich zu einem Stirnrunzeln zusammen. „Du glaubst doch nicht, er würde was Dummes anstellen? So was wie den Helden spielen?“
Thomas glaubte es nicht, aber er ging der Sache lieber nach. Er zog sein Handy aus der Tasche, während er gefolgt von Cain aus seinem Büro lief. Beim Aufzug klingelte das Handy. Thomas sprang zusammen mit Cain in den Aufzug und drückte den Knopf für die Lobby-Ebene.
„Thomas?“, beantwortete Oliver das Telefonat.
„Wo bist du?“
„Unterwegs nach Hause.“
Erleichterung überkam Thomas. „Planänderung. Geh zurück zu Sergios Buch Emporium. Sorge dafür, dass dich die vier Vampire, die hineingegangen sind, nicht sehen und warte auf Cain und mich. Wir sind in zehn Minuten dort.“
Im Erdgeschoss öffneten sich die Aufzugtüren. Thomas und Cain durchquerten eilig die Lobby und verließen das Gebäude.
„Sollten wir nicht Verstärkung beantragen?“, fragte Cain.
„Ruf die Zentrale an.“ Er blickte zu seinem Motorrad, das vor dem Gebäude geparkt war, dann wandte er sich an Cain. „Wo ist dein Auto?“
„Ich war zu Fuß unterwegs.“
Thomas winkte ihm zu, ihm zum Motorrad zu folgen. „Spring drauf, so sind wir schneller.“ Er nahm den Helm vom Gepäckträger des Motorrads und bot ihn Cain an, der seinen Kopf schüttelte.
„Nimm du ihn“, sagte Cain.
Thomas setzte seinen Helm auf und stieg auf das Motorrad. Der Motor heulte auf und Cain hüpfte hinter Thomas auf.
„Halte dich fest.“
Cain legte einen Arm um Thomas’ Taille und sie bogen in die belebte Straße ein. An der nächsten Kreuzung schlugen sie die Richtung nach North Beach ein, wo sich Sergios Buch Emporium befand. Thomas hörte, wie Cain mit Scanguards‘ Zentrale telefonierte und Verstärkung
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