Thomas' Entscheidung (Scanguards Vampire - Buch 8)
anforderte. Dann steckte dieser sein Handy ein und schlang auch seinen zweiten Arm um Thomas‘ Taille.
Es war selten, dass jemand bei ihm auf dem Motorrad mitfuhr, doch es störte ihn nicht. Noch spürte er Begierde oder Erregung, als er Cains Oberschenkel gegen seine drücken fühlte, und seine Arme ihn umschlangen. Er mochte Cain, doch das war alles.
Thomas schlängelte sich durch den Verkehr und wich Autos und Fahrrädern, Bussen und Taxis aus, ohne zu blinzeln. Motorradfahren war ihm wie angeboren. Er konnte es praktisch im Schlaf tun. Er beugte sich tiefer in die nächste Kurve und kippte das Motorrad fast fünfundvierzig Grad zur Seite.
„Ich hoffe du weißt, was du tust“, meinte Cain hinter ihm. „Ich lande ungern auf meinem Arsch.“
„Das wirst du nicht. Versprochen.“ Ein Lächeln stahl sich unfreiwillig auf Thomas‘ Mund. Wenn Eddie mit ihm fahren würde, würde er in der Aufregung der Fahrt schwelgen, und je schneller und waghalsiger er fuhr, desto besser.
Als er den Häuserblock erreichte, in dem sich Sergios Geschäft befand – auf einer schmalen Nebenstraße der Columbus Avenue – verlangsamte er das Motorrad auf ein Schneckentempo und suchte nach einem geeigneten Parkplatz. Vor einer heruntergekommen Bar hielt er an. Cain sprang ab und Thomas stellte das Motorrad ab und sah sich um.
Raues Lachen drang aus der Bar, deren Tür offen stand. Im Eingangsbereich des Hauses daneben sah er Oliver warten.
„Was gibt‘s?“, fragte Oliver und gesellte sich zu ihnen.
„Die vier Vampire, die ihr gesehen habt; ich sah sie vor zwei Nächten. Sie haben von einer Übernahme gesprochen. Und von irgendwelchen Plänen und einem großen Boss. Es hat mir nicht gefallen.“
„Schauen wir sie uns mal genauer an.“ Oliver schien erpicht darauf zu sein, etwas zu unternehmen.
„Wenn sie noch da sind“, warf Cain ein.
„Es gibt nur eine Weise, auf die wir das herausfinden können. Bleibt hier und wartet auf Verstärkung.“ Thomas überquerte die Straße und benutzte die Bäume und geparkten Autos zur Deckung.
Der Laden war geschlossen – das behauptete jedenfalls das Schild in der Tür – aber ein schwaches Licht schien aus dem hinteren Bereich zu kommen, wo sich Büro und Lagerraum befanden. Thomas duckte sich zwischen zwei Autos, richtete seine Augen auf das Licht und konzentrierte sich. Die Tür zum Büro schien nur angelehnt zu sein, doch nichts bewegte sich dort.
Sich duckend ging er ein paar Schritte in Richtung Eingangstür der Buchhandlung und griff nach der Türklinke. Er drückte vorsichtig und stellte überrascht fest, dass sie nicht abgesperrt war. Er öffnete die Tür einen Spalt und spähte in den dunklen Raum. Der Laden war groß. Es gab sechs oder sieben Reihen von Bücherregalen, die über zwei Meter hoch waren, eine gemütliche Sitzecke, in der Kunden durch die Bücher stöbern konnten, und eine Kasse in der Mitte des Raumes. Der Duft der Bücher schwebte zu ihm. Es erinnerte ihn an die Bibliothek, die sein Vater in seinem Zuhause in England gehabt hatte. Für einen Moment schloss er die Augen und atmete tiefer ein.
Ein durchdringender zweiter Geruch ließ ihn schockiert zurückprallen und fast das Gleichgewicht verlieren.
Verdammt!
Er drehte sich um und winkte Cain und Oliver, sich zu nähern. Sie folgten seinem Befehl sofort und gesellten sich zu ihm am Eingang, als Thomas sich erhob. Es gab keinen Grund, sich weiter zu verstecken. Er wusste, dass die Vampire weg waren.
Als er die Tür weiter öffnete und eintrat, folgten Cain und Oliver ihm. Der Geruch wurde stärker, aber es war nicht der Duft von Büchern und Papier.
„Scheiße!“, rief Oliver aus.
„Schweinehunde!“, presste Cain hervor.
Thomas stieß die Tür zum Hinterzimmer auf und der unverwechselbare Geruch menschlichen Blutes schlug ihm entgegen. An einen umgestürzten Stuhl gefesselt lag eine Frau in einer Lake ihres eigenen Blutes. Ihr schwangerer Bauch war mit Stichwunden übersät.
Thomas fiel neben ihr auf die Knie. Seine Hand streichelte über ihren runden Bauch und ungläubig suchten seine Augen die seiner Kollegen. Er kannte die Frau. Er war ihr ein- oder zweimal begegnet.
„Sie ist Sergios blutgebundene Gefährtin.“
„Wer würde so etwas tun?“, rief Oliver aus.
„Schau dort!“, antwortete Cain und zeigte auf eine Stelle ein paar Meter entfernt auf dem Boden.
Thomas drehte sich um und bemerkte die feine Schicht Asche, die den Fußboden bedeckte. Darauf lagen ein paar Münzen, ein
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