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Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser

Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser

Titel: Thomas Mann - Ein Portraet fuer seine Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Kurzke
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Mai/Juni 1934 (hauptsächlich nach New York), dann Juni/Juli 1935 mit einem Besuch in Washington bei Präsident Roosevelt, dann April 1937 (New York). Es folgte schließlich eine lange Vortragsreise mit vielen Stationen von Februar bis Juni 1938, die zur endgültigen Übersiedlung in die USA führte. Von Oktober 1938 bis März 1941 wohnen die Manns in Princeton, von 1941 bis 1952 in Pacific Palisades in Kalifornien.
    Die künstlerische Kontinuität unter diesen unruhigen Lebensumständen sicherte der Roman
Joseph und seine Brüder
, der in den Jahren von 1926 bis 1942 entstand und wie immer viel länger wurde als geplant. Der erste Roman,
Die Geschichten Jaakobs
, erschien im Oktober 1933, der zweite,
Der junge Joseph
, im April 1934, beide noch in Berlin bei S. Fischer. Der dritte,
Joseph in Ägypten
, kam im Oktober 1936 in Wien heraus, wohin der S. Fischer Verlag inzwischen hatte ausweichen müssen, konnte aber ebenfalls noch, wenn auch mit Behinderungen, in Deutschland verkauft werden. Der vierte Band,
Joseph der Ernährer
, erschien im Dezember 1943 in Stockholm und fand unter den Bedingungen des Exils nur noch ein kleines Publikum. Auch der Goethe-Roman
Lotte in Weimar
, der vom Herbst 1936 bis Herbst 1939 in die Joseph-Arbeit eingeschoben wird, ist ein Buch aus der Stockholmer Zeit des Verlags und konnte das innerdeutsche Publikum vorerst nicht erreichen.
    Die ersten drei Emigrationsjahre hatte Thomas Mann sich politisch zurückgehalten. Im Februar 1936 bekennt er sich in einem Offenen Brief, der in der
Neuen Zürcher Zeitung
erscheint, zum Exil und greift Hitlerdeutschland scharf an. Das wird zu seiner Ausbürgerung führen. ImNovember 1936 wird Thomas Mann Staatsbürger der Tschechoslowakischen Republik, zwei Wochen bevor die nationalsozialistischen Behörden ihm die deutsche Staatsbürgerschaft aberkennen. Die amerikanische Staatsbürgerschaft folgt im Juni 1944 und gilt bis ans Lebensende. Von 1936 bis 1945 hat Thomas Mann in einer Fülle von Reden und Artikeln seinen publizistischen Kampf gegen Hitler fortgesetzt. Zu den wichtigsten gehören seine Radiobotschaften
Deutsche Hörer!
(1940–1945), die, weil sie über BBC gesendet wurden, auch in Deutschland abgehört werden konnten. Weitere sind die Kampfansage
Briefwechsel mit Bonn
(1937), der Essay
Bruder Hitler
(1938) und die großen amerikanischen Reden
Vom kommenden Sieg der Demokratie
(1938),
Schicksal und Aufgabe
(1943) und
Deutschland und die Deutschen
(1945). Die im engeren Sinne literarische Essayistik tritt in diesen Jahren zurück. Jedoch entstehen noch zwei bedeutende mythische Erzählungen: die indische Legende
Die vertauschten Köpfe
(1940) und die Moses-Erzählung
Das Gesetz
(1943).
    1945–1952: Im Kalten Krieg
    Thomas Mann sah in dem Essay
Deutschland und die Deutschen
im März 1945 sein Herkunftsland in der Rolle des Teufelsbündlers Faust. Das Kriegsende erlebte er als dessen Höllenfahrt, nicht als Anlaß zum Jubeln. Theoretisch hätte jetzt die Möglichkeit bestanden, zurück nach Deutschland zu ziehen. Klaus und Golo Mann kamen 1945 als amerikanische Soldaten, Erika Mann als britische Korrespondentin nach Deutschland. Was sie berichteten, war abschreckend und traurig: Verwüstung der Städte und der Herzen, Verdrängung der Schuld, unausgerotteter Faschismus. Thomas Manns Stimme war in der deutschen Presse gleich im Mai 1945 mit dem anklagenden undzur Reue auffordernden KZ-Artikel
Die Lager
zu vernehmen. Im Oktober folgte
Warum ich nicht nach Deutschland zurückgehe
– ein Artikel, der eine heftige Kontroverse mit der Inneren Emigration nach sich zog. Es zeigte sich, daß die drinnen und die draußen so verschiedene Erfahrungen gemacht hatten, daß sie kaum mehr miteinander sprechen konnten. Das alles führte zu großer Bitterkeit. Die erste Europareise erfolgte erst 1947, nach der Fertigstellung des großen Romans
Doktor Faustus
, und führte hauptsächlich in die Schweiz. Dort war inzwischen mit großem Presseecho der
Doktor Faustus
erschienen. In den Westzonen, die seit Mai 1949 die Bundesrepublik Deutschland bildeten, war der Roman praktisch erst ab 1948 greifbar, in der Ostzone bzw. der im Oktober 1949 gegründeten DDR erst ab 1952 (wobei die Grenzen damals noch durchlässig waren). Der Osten lud Heinrich Mann ein, die Präsidentschaft der Berliner Akademie der Künste zu übernehmen, aber dieser zögerte und verstarb im März 1950.
    Im Goethe-Jahr 1949 kam es zu einer zweiten großen Europareise. Sie führte

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