Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
Aber wir werden alles absuchen. Ich werde zu Rijana gehen.« Nach kurzer Zeit stieß er auf die drei Freunde, die vorsichtig durchs Unterholz strichen.
»Brogan«, rief Rijana leise. »Nawárr ist hier und …«
Der Zauberer nickte und nahm Rijana am Arm. »Rijana, ich muss dir etwas sagen.«
Sie starrte ihn mit ängstlich aufgerissenen Augen an, dann durchfuhr sie eine Eiseskälte.
»Wir haben Pagris gefunden, er ist schwer verletzt.« Brogan rang nach Worten und blickte Rijana traurig an. »Es muss ein furchtbarer Kampf gewesen sein. Scurr hat irgendeine Teufelei ausgeheckt. Die ganze Küste ist zerstört und verbrannt. Und … es tut mir so leid, mein Kind … Pagris hat Ariacs Schwert gefunden …«
Rijana sprang auf und hob abwehrend die Hände. »Hör auf, nein, er ist nicht tot. Nawárr lebt auch noch. Ariac ist irgendwo hier, er hat sich nur versteckt, er …«
Brogan nahm Rijana wieder in den Arm und drückte sie an seine Schulter. »Es tut mir leid, aber er wurde wahrscheinlich abgeworfen, und diesen Feuersturm hat er nicht überlebt.«
Verzweifelt schluchzend trommelte Rijana auf Brogans Brust ein. »Nein, er ist irgendwo hier, wir finden ihn, er ist nicht tot!«
Rudrinn und Tovion standen mit gesenktem Blick und hängenden Schultern neben den beiden. Sie wollten selbst nicht glauben, dass Ariac von ihnen gegangen war, auch sie waren tiefbetrübt. Obwohl sie ihn noch nicht lange kannten, war er ein guter Freund geworden und hatte zu ihnen gehört.
»Rijana, geh mit Brogan«, sagte Rudrinn irgendwann heiser. »Wir suchen weiter.«
»Nein, ich suche mit«, schluchzte Rijana, Tränen liefen über ihre Wangen, als sie loslief.
Die anderen folgten ihr und suchten wenig hoffnungsvoll den ganzen Wald ab. Als es richtig hell wurde, mussten sie sehr aufpassen, denn Soldaten in roten Umhängen waren hier und da zwischen den Bäumen zu sehen. Rijana wollte aber nicht
aufgeben. Sie suchte noch bis tief in die Nacht hinein. Als auch am folgenden Tag keine Spur von Ariac oder sonstigen Überlebenden zu finden war, schleifte Brogan sie mit sich zurück zum Lagerplatz. Nawárr wieherte leise, als er sie sah, und Rijana warf sich an seinen Hals.
»Du hast ihn doch bestimmt in Sicherheit gebracht, oder?«, flüsterte sie unter Tränen, während das Pferd ihr sanft am Ohr herumschnupperte.
»Rijana, er hat mich nicht an seinen Kopf gelassen, kannst du ihn dort mit Salbe einreiben?«, bat Nelja zögernd.
Rijana wischte sich die Tränen ab und strich dem Hengst etwas von der Salbe auf die Brandwunden, die er am Kopf hatte.
»Es tut mir so leid.« Saliah wollte Rijana in den Arm nehmen, aber die stieß sie zurück.
»Ariac ist nicht tot, ich werde ihn finden!«
»Rijana, ich weiß, wie du dich jetzt fühlst«, sagte Saliah vorsichtig, aber Rijana wich zurück.
»Nein, er lebt noch, das spüre ich.« Damit lief sie zum Meer, bevor einer der anderen sie aufhalten konnte. Als sie jedoch in der einsetzenden Abenddämmerung die ganze Zerstörung sah, fiel sie fassungslos auf die Knie. Rudrinn kam keuchend hinter ihr her und umarmte sie.
»Ich weiß, wie schlimm es ist, aber, Rijana, das kann er nicht überlebt haben.« Er streichelte ihr über die Haare.
»Aber Pagris lebt doch auch«, flüsterte sie verzweifelt.
Rudrinn drückte ihren Kopf an seine Schulter. »Nur weil er in einen Felsspalt geschleudert worden ist. Er hat sehr viel Glück gehabt. Ariacs Schwert lag viel näher am Meer.«
Immer wieder schüttelte Rijana stumm den Kopf und klammerte sich an Rudrinn fest, der ihr über den Kopf streichelte. Auch Brogan und die anderen kamen dazu und betrachteten Rijana voller Mitleid. Irgendwann hob sie den tränenverschwommenen Blick.
»Aber dann wird er zurückkommen, genauso wie Saliah und Falkann«, sagte sie entschieden.
Mit einem traurigen Seufzen nahm Brogan ihre Hand. »Ich glaube nicht, dass das üblich ist. Es war eine Ausnahme oder …«
Rijana funkelte ihn wütend an. »Warum soll er nicht zurückkommen? Er hat es genauso verdient wie die anderen, wenn nicht sogar mehr.«
»Das mit Saliah und Falkann war ein Ereignis, das noch niemals in der Geschichte vorgekommen ist. Rijana, es tut mir selbst so leid, ich hatte Ariac doch auch gern.«
»Nein, er wird zurückkommen, ich weiß es, er lebt noch.« Damit entfernte sie sich von den anderen.
Rudrinn wollte ihr nachgehen, doch Brogan hielt ihn auf.
»Nein, lass sie. Sie braucht Zeit.«
»Aber … aber könnte es nicht wirklich sein, dass er
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