Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
legte der Zauberer ihm eine Hand auf die Schulter. »Es ist schon in Ordnung. Wir bringen dich zurück nach Gronsdale, wo Nelja sich um deine Wunden kümmern wird.«
Mit bedrückter Miene deutete Pagris nach rechts. »Ich … ich habe Ariacs Schwert gefunden. Es liegt unter dem Moos dort.«
Nelja stieß einen erschrockenen Laut aus, Brogan wurde bleich.
»Ist er tot?«
Pagris zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, alles war verbrannt. Ich glaube kaum, dass noch jemand überlebt hat.«
Mit zitternden Beinen ging Brogan zu der Stelle, die Pagris beschrieben hatte, und holte Ariacs magisches Schwert hervor. Das Feuer hatte ihm nichts anhaben können. Nachdenklich kam der Zauberer zurück.
»Wir bringen Pagris hinauf in den Wald, sobald es dämmert gehe ich hinunter zum Meer.«
Nelja nickte, in ihren Augen brannten Tränen. Zu zweit schleppten sie Pagris, der unterwegs das Bewusstsein verlor, hinauf hinter den Hügel. Dort strich Nelja ihm eine Heilsalbe auf die verbrannte Haut. Im ersten Licht des Tages lief Brogan hinunter zum Meer. Ein entsetzlicher Anblick bot sich ihm. Direkt an der Küste war alles nur noch Asche, weiter landeinwärts sah man verkohlte Leichen und Schutt. Brogan versuchte, Ariac auszumachen, aber er konnte Freund von Feind nicht unterscheiden.
»Der Teufel persönlich hat hier gewütet!«, flüsterte er in den kalten Seewind.
Unverrichteter Dinge kehrte er zu Nelja zurück. Rijana und die anderen hatten sich noch nicht wieder eingefunden. Nelja warf ihm einen erwartungsvollen Blick zu, aber Brogan schüttelte nur den Kopf. Dann weckte Brogan Pagris auf, der unruhig schlief.
»Es tut mir leid, aber ich muss dich das jetzt fragen. Wo hast du das Schwert gefunden?«
Pagris blinzelte und richtete sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ein wenig auf.
»In der Nähe des Meeres, bei den Überresten des verbrannten Hafengebäudes.«
Brogan schloss die Augen. Ariac konnte das nicht überlebt haben, dort war außer Schutt und Asche nichts mehr zu finden.
»Schlaf weiter!«
»Die arme Rijana, wie sollen wir ihr das nur sagen?«, schluchzte Nelja.
»Auf manche Fragen weiß selbst ein Zauberer keine Antwort.«
Rijana und die anderen Krieger suchten den Wald verzweifelt nach einer Spur von Ariac ab, aber sie konnten nichts finden. Beinahe wollten sie schon aufgeben, als Rijana ein schwaches Wiehern hörte und Nawárr auf sie zutrabte. Zunächst war sie erleichtert, doch dann sah sie, dass er auf drei Beinen humpelte und seine ganze linke Seite Brandwunden aufwies. Schnell sprang sie von ihrer Stute.
»Nawárr, wo ist Ariac?«, flüsterte sie.
Das Pferd, das offensichtlich große Schmerzen hatte, legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Tränen rannen über Rijanas Gesicht.
»Wo ist er nur?«, schluchzte sie.
»Wir suchen weiter, bring du Nawárr zu Nelja«, meinte Rudrinn.
Rijana schüttelte den Kopf, während sie ziellos draufloslief. »Ariac, Ariac«, schrie sie immer wieder, bis Rudrinn sie einholte und ihr den Mund zuhielt.
»Nicht, wer weiß, ob Scurrs Männer in der Nähe sind.«
»Aber wir müssen ihn doch finden. Nawárr ist verletzt, und wenn Ariac irgendwo hier ist …«
Rudrinn nahm sie in den Arm. »Wir werden ihn finden. Wenn er in der Nähe ist, dann werden wir ihn auch entdecken, aber du darfst nicht laut rufen!«
»Du hast ja Recht. Saliah, kannst du Nawárr zurückbringen?«
Saliah zögerte. Das Pferd war schlimm zugerichtet, und es war sehr wahrscheinlich, dass Ariac entweder selbst auch so schwer verletzt oder sogar tot war. In dem Falle wäre es besser, wenn Rijana ihn nicht unbedingt als Erste fand.
»Ich weiß nicht, er lässt doch keinen außer euch an sich ran«, erwiderte sie vorsichtig.
Doch Rijana drückte Saliah, die noch auf ihrer Schimmelstute saß, bereits die Zügel in die Hand. »Er hat hauptsächlich vor Männern Angst. Bitte, ich muss Ariac suchen.«
Saliah warf Tovion und Rudrinn einen ängstlichen Blick zu, aber diese signalisierten ihr mit den Augen, dass sie auf Rijana achten würden.
Daher war Saliah die Erste, die bei Brogan und Nelja eintraf. Während Nelja versuchte, das verstörte Pferd zu behandeln, erzählte Brogan ihr, was er wusste. Daraufhin ließ Saliah sich entsetzt zu Boden sinken.
»Oh nein, das kann nicht sein«, flüsterte sie schockiert und blickte entsetzt auf Ariacs Schwert. »Aber wenn das Pferd noch lebt …« Sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben.
Doch Brogan schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich wurde er abgeworfen.
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