Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
ebenfalls wieder zurückgeschickt wird?«, fragte Saliah unsicher.
Brogan seufzte. »Das glaube ich nicht, obwohl ich mir nichts mehr wünschte.«
Rijana wusste nicht, was sie denken sollte. Es tat so furchtbar weh, dass sie es kaum noch länger ertragen konnte. Sie wollte einfach nicht glauben, dass Ariac tot war, sie konnte sich damit nicht abfinden. Als sie ein leises Geräusch hörte, war es ihr beinahe egal, ob es ein Soldat war, der sie umbringen wollte. Doch es war nur Nawárr, der sie traurig anblickte.
»Du glaubst doch auch, dass er noch lebt, oder?« Sie streichelte dem Pferd zärtlich über den Kopf.
Schließlich ging sie zu den anderen zurück, die sie abwartend ansahen.
»Komm, du hast seit zwei Tagen nicht geschlafen und kaum etwas gegessen.« Brogan deutete auf die Decke, die am Boden lag.
Sie legte sich zwar hin, blieb jedoch mit offenen Augen liegen
und starrte in den Nachthimmel. Sterne blitzten durch die Baumkronen hindurch.
Saliah kam zu ihr, setzte sich neben sie und streichelte ihr vorsichtig über die Haare.
»Versuch, wenigstens ein bisschen zu schlafen.«
Rijana schüttelte den Kopf. Aber irgendwann übermannte sie die Erschöpfung, und sie fiel in einen unruhigen Schlaf. Ihre Freunde saßen trauernd in ihrer Nähe.
»Wie soll es denn jetzt weitergehen, wo Ariac das Schwert nicht zu den Elfen bringen kann?«, fragte Tovion irgendwann behutsam.
Brogan fuhr sich über die Augen. »Tja, dann wird Scurr zu unser aller Lebzeiten wohl nicht endgültig besiegt werden können.«
»Könnte wirklich nur Ariac ihn vernichten?«
Brogan nickte bekümmert. »Ich befürchte, ja. Ariac war in seinem ersten Leben Norgonn, und nur der, der damals den bösen Zauberer Kââr getötet hat, kann auch seinen Geist vernichten.«
»Dann ist wohl alles verloren«, brummte Rudrinn düster und warf einen Ast ins Gebüsch.
»Nein«, erwiderte Brogan entschieden. »Wir können trotz allem dafür kämpfen, dass es den Menschen in allen Ländern besser geht, und Scurr in sein verfluchtes Ursann zurückdrängen.«
»Aber endgültig vernichten können wir ihn nicht«, murmelte Nelja verzagt, während ihr Tränen über das Gesicht liefen. »Ich mochte Ariac, er war mutig.«
Tovion nahm sie in den Arm. »Wir alle hatten ihn gern, Rijana braucht uns jetzt ganz besonders.«
Rijana blinzelte, als der Morgen dämmerte. Im ersten Augenblick dachte sie, dass sie nur einen schrecklichen Traum gehabt hatte, doch dann wurde ihr die grausame Wirklichkeit
wieder bewusst. Erneut traten Tränen in ihre Augen, doch sie versuchte, den mitleidigen Blicken der anderen auszuweichen. Sie wollte jetzt nicht getröstet werden.
»Kommt, lasst uns Pagris nach Gronsdale bringen, dann überlegen wir weiter«, schlug Brogan vor.
Rijana ging wie mechanisch zu ihrer Stute und warf noch einen letzten Blick hinter sich, bevor sie aufstieg und Nawárrs Zügel nahm.
Schweigend ritten sie davon. Rijana brachte den ganzen Tag keinen Ton heraus. Als Rudrinn sie am Abend in den Arm nehmen wollte, sagte sie nur: »Ihr braucht mich nicht zu trösten. Ariac kommt zurück, das weiß ich.«
»Das würde mich sehr freuen, aber du darfst dich nicht zu sehr daran klammern.«
»Er kommt zurück«, erwiderte sie fest, aber in ihren blauen Augen sammelten sich Tränen.
Sanft nahm Rudrinn sie in den Arm.
»Was hätte es denn für einen Sinn, dass Ariac den Stachel der Feuerechse überlebt und dann einfach stirbt?«, schluchzte Rijana verzweifelt.
»Manche Dinge haben keinen Sinn«, flüsterte Rudrinn und streichelte sie, bis sie endlich eingeschlafen war.
»Sie tut mir so leid«, sagte Saliah traurig, als sie sich neben Rudrinn setzte, der Rijana behutsam auf die Decken gelegt hatte.
»Und ich kann sie so gut verstehen«, antwortete er. »Als sie dich damals gefunden haben …«
Saliah nickte und umarmte ihn fest. »Ich bin froh, dass ich dich habe.«
»Und ich erst«, erwiderte er und blickte in die dunkle Nacht hinaus.
Auch in den nächsten Tagen hoffte Rijana heimlich immer wieder darauf, dass Ariac plötzlich vor ihr stand. Je mehr Zeit
verging, desto verzweifelter wurde sie jedoch. Ihre Freunde bemerkten, wie sehr Rijana versuchte, sich zusammenzureißen, und machten sich große Sorgen.
Als sie die Grenze zu Gronsdale passiert hatten und es nur noch etwa zwei Tagesritte bis zu den Höhlen waren, tauchte wie aus dem Nichts ein Trupp Soldaten vor ihnen auf. Alle bis auf Pagris machten sich zum Kampf bereit, während Nelja und
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