Thondras Kinder - Am Ende der Zeit
stapften leise lachend zu ihren Pferden zurück.
Doch plötzlich ertönte über ihnen ein Ruf, und ein Soldat
in rotem Umhang stand über ihnen. An einer schweren Eisenkette führte er einen der zotteligen Bergtrolle mit sich, der bereits wütend knurrte.
»Bleibt stehen, im Namen König Scurrs!«
»Lauf!«, rief Falkann und stieß Rijana weiter.
Eilig hasteten sie den Hügel hinunter, aber in dem tiefen Schnee kamen sie nicht schnell genug vorwärts. Schon hörten sie den keuchenden Atem und das Brüllen des Bergtrolls, der seinem Herrn den Weg bahnte. Das Wesen war mindestens drei Kopf größer als Falkann und mehr als doppelt so breit. Aus einem zotteligen Gesicht ragten spitze Fangzähne, die sichtbar wurden, als der Bergtroll seine Kampfansage brüllte.
Falkann blieb stehen und zog sein Schwert.
»Lauf zu den Pferden, ich halte sie auf.«
»Nein, du kannst nicht allein gegen sie kämpfen«, rief Rijana entsetzt.
»Hol die Pferde, dann können wir fliehen«, schrie Falkann und rannte auf den Bergtroll zu, dessen Schritte den Boden erbeben ließen.
Rijana zögerte, doch dann gehorchte sie und lief los.
Bald hatte der Troll Falkann erreicht und schlug mit einer großen Keule auf ihn ein. Der Soldat stand zufrieden grinsend hinter dem Troll und wartete ab. Falkann wehrte sich mit seinem ganzen Geschick. Der Troll war zwar plump, aber ungeheuer kraftvoll, und Falkann war durch den Schnee behindert, denn er konnte nicht so schnell ausweichen, wie es gerade jetzt notwendig gewesen wäre. Nach kurzer Zeit verließ ihn die Kraft trotz seines magischen Schwertes. Es fiel ihm immer schwerer auszuweichen, wenn er die Keule ganz dicht an seinem Kopf vorbeisausen hörte.
In diesem Moment kam Rijana angaloppiert. Sie stoppte in einiger Entfernung und zögerte. Falkann würde nicht schnell genug zu ihr kommen können. Daher ließ sie die Pferde zurück und lief etwas weiter abseits bergauf. Dort griff sie den
überraschten Soldaten von hinten an, der vor Schreck die lange Kette des Bergtrolls losließ.
Falkann blickte nach oben. Er hatte Angst, dass Rijana nicht allein zurechtkäme, doch seine Sorgen waren unbegründet. Sie war eine hervorragende Kämpferin, und nach kurzer Zeit lag der Soldat tot im Schnee. Gerade wollte Rijana Falkann zu Hilfe kommen, als ein heftiges Beben die Berge erschütterte. Der Boden erzitterte, und Felsbrocken rollten von den Bergen herab. Der gewaltige Bergtroll wurde von den Füßen gerissen und polterte mit einer Lawine den Berg hinunter, die auch Falkann erfasste. Rijana hielt sich an einem Felsen fest und sah entsetzt, wie beide in einer wirbelnden Schneemasse verschwanden.
Als es endlich aufhörte zu beben, war weder Falkann noch der Troll zu sehen. Rijana lief den Berg hinunter, fiel aber in dem tiefen Schnee immer wieder hin und kämpfte sich tapfer weiter. Dann stieß sie auf den pelzigen Fuß des Bergtrolls, der aus dem Schnee ragte, aber von Falkann fehlte jede Spur.
»Falkann, Falkann«, rief sie immer wieder und begann, im Schnee zu graben.
Tränen der Wut und der Verzweiflung liefen über ihr Gesicht, dann ließ sie sich resigniert in das kalte Weiß sinken. Aber da erblickte sie neben sich etwas im Schnee. Ohne viel Hoffnung ging sie darauf zu, und es war tatsächlich ein Stück von Falkanns Umhang. Sie begann, mit beiden Händen den Schnee wegzuschaufeln, und hatte ihren Freund nach kurzer Zeit freigelegt. Aber er bewegte sich nicht, und Rijana nahm ihn in den Arm.
»Falkann, verdammt noch mal, du kannst mich doch nicht auch noch im Stich lassen«, schrie sie in ihrer Verzweiflung und schüttelte ihn heftig.
Als er anfing zu husten, konnte sie es zunächst gar nicht glauben, aber dann öffnete er die schneeverklebten Augen und sagte heiser: »Ich dachte schon, du wärst der Troll.«
Rijana lachte und weinte gleichzeitig, umarmte ihn und klopfte ihm den Schnee von den Kleidern. »Und ich dachte, du wärst tot.«
Er schüttelte den Kopf und blickte auf die Lawine. »Da muss ich dich enttäuschen.«
»Blödmann! Fehlt dir irgendetwas?«
Falkann versicherte, dass es ihm gut ging, und blickte ihr tief in die Augen. »Rijana, wenn dir das jetzt zu plötzlich erscheint, dann musst du nicht antworten«, sagte Falkann ernst und ein wenig unsicher. »Ich weiß, dass du mich niemals so lieben wirst wie Ariac, aber ich …«
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen und sagte: »Hör auf, er hat mich verlassen.«
»Ich liebe dich über alles, Rijana. Könntest du dir
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