Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
tun.
Schließlich kehrte Bocan mit zwei großen Proviantbeuteln zurück. »So, das dürfte einige Zeit reichen. Wasser findet
ihr hier in den Bergen genügend.« Er grinste Ariac an. »Verdammt, dass ich das noch erlebe, dass ein Mensch mich besiegt.«
Ariac deutete ein Lächeln an und verstaute die Proviantbeutel in den Satteltaschen seines Hengstes.
Der Zwerg zögerte. »Falls ihr jemals in Schwierigkeiten geraten solltet und andere Zwerge in der Nähe sind, dann nennt meinen Namen, dann werden sie euch sicherlich helfen«, sagte er zum Abschied.
»Du überschätzt deinen Einfluss ein wenig«, erwiderte Rolcan scherzhaft, und sein runzeliges Gesicht verzog sich zu tausenden von Falten.
Bocan machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Das war ein Scherz«, erklärte Rolcan augenzwinkernd zu Rijana und Ariac gewandt. »Er ist der zweitälteste Sohn unseres Zwergenkönigs.«
»Und wo ist euer König?«, fragte Rijana überrascht.
»Ach, der alte sturköpfige Narr, der sich mein Vater nennt, ist immer noch in den nördlichen Bergen«, knurrte Bocan. »Wenn er nicht bald herkommt, wird einer der Orks seine brüchigen Knochen fressen.«
»Ha, dein Vater und von einem Ork gefressen werden«, sagte Rolcan lachend. »Er kämpft noch immer besser als alle diese jungen Zwerge, die noch grün hinter den Ohren sind. Außerdem würde sich wohl jeder Ork an ihm die Zähne ausbeißen. Er ist verdammt zäh.«
Bocan brach in dröhnendes Gelächter aus, winkte den Menschen noch einmal zu und verschwand in der Höhle.
Rolcan verabschiedete sich ebenfalls. »Es ist eine große Ehre, dass Bocan euch seine Hilfe anbietet. Normalerweise ist er nicht so gut auf Menschen zu sprechen.«
»Wir werden auch allein zurechtkommen«, sagte Ariac und schwang sich auf sein Pferd.
Doch Rijana wandte sich mit einem einnehmenden Lächeln
an den alten rothaarigen Zwerg. »Vielen Dank, ihr wart sehr nett zu uns.«
Rolcan lächelte zurück und blickte den beiden nachdenklich hinterher.Vielleicht würden diese jungen Menschen den Frieden bringen können. Dann seufzte er. Wirklich daran glauben konnte er allerdings nicht.
KAPITEL 13
Steppe
S ieben Tage lang stiegen Rijana und Ariac stetig bergab. Am Anfang war es noch sehr steil, und viele Felsbrocken machten das Laufen schwer und das Reiten unmöglich. Einmal rutschte Rijanas Stute so unglücklich aus, dass sie den Abhang auf der Seite hinunterrutschte. Doch zum Glück trug Lenya außer einigen Schürfwunden keine Verletzungen davon. Ab dem vierten Tag wagten Rijana und Ariac es wieder zu reiten. Die Abhänge wurden ein wenig sanfter, die Wälder lichter. Dank der Zwerge hatten sie genügend zu essen, aber Ariac fing trotzdem immer wieder Wildhühner aus den Wäldern und manchmal auch Fische aus einem der klaren Bäche.
In der siebten Nacht, als sie schon beinahe im Tal angelangt waren, erschütterte erneut ein heftiges Erdbeben das Donnergebirge. Ariac fuhr aus seinem Schlaf hoch, und Rijana, die gerade auf einem Felsen gestanden und Ausschau gehalten hatte, kam erschrocken zurück. Die Bäume schwankten bedenklich, und als ein dicker morscher Stamm nicht weit von ihnen herunterkrachte, galoppierten die Pferde panisch davon. Ariac nahm Rijana an der Hand und rannte mit ihr unter den spärlichen Schutz eines vorstehenden Felsens. Überall krachten Steine und Äste herab, und der Boden bebte ohne Unterlass.
Als der Morgen dämmerte, war es endlich vorbei. Die ersten Vögel begannen zu zwitschern, und die beiden Pferde kehrten zurück. Nawárr hatte eine lange Schnittwunde an
der linken Flanke, wahrscheinlich von einem heruntergefallenen Ast.
»Ich bin froh, wenn wir auf der Ebene sind«, sagte Ariac mit zusammengezogenen Augenbrauen und legte einige Kräuter auf die Wunde. Nawárr schnaubte, blieb jedoch stehen. »Dort unten kann uns zumindest kein Ast oder Felsen auf den Kopf fallen.«
Noch bis etwa zur Mittagszeit ritten sie die letzten, sanft verlaufenden Hügel hinab, dann erstreckte sich die Steppe vor ihnen. Hier, in der Nähe der Berge, war das Gras noch grün und saftig. Es reichte den Pferden bis weit die Beine hinauf. In der Ferne war ein großer See zu sehen.
Ariacs Augen begannen zu glänzen.
»Wollen wir galoppieren?«, fragte er.
Rijana nickte, und schon stoben die beiden Pferde davon durch das wogende grüne Meer, das sich vor ihnen erstreckte. Wie Pfeile schossen Nawárr und Lenya nebeneinanderher. Ihre Hufe schienen kaum den Boden zu berühren. Nach einiger Zeit ließen
Weitere Kostenlose Bücher