Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
Ariac sah erleichtert, dass sie wohl wirklich mit ihren Eltern abgeschlossen hatte und nicht mehr ganz so traurig war. Einige Tage lang regnete es ununterbrochen. Die beiden waren sehr froh um ihre Elfenmäntel, die auch den stärksten Regen nicht durchließen. Einmal kämpften Rijana und Ariac gegen eine Gruppe von drei Soldaten, die sich hinterrücks angeschlichen hatten. Die Männer in den roten Umhängen konnten von Rijana und Ariac aber schnell erledigt werden, ohne dass den beiden selbst etwas passiert war. Dann hörte der Regen auf, und Rijana und Ariac mussten wachsam sein, denn ihre Spuren waren auf dem weichen Boden gut zu sehen. Eigentlich wollten sie in Richtung Westen abbiegen, um nach Catharga zu gelangen, aber ihre Pläne wurden durchkreuzt.
Es war ein schöner, sonniger Herbsttag. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen, und der Boden dampfte nach einem Regenschauer. Rijana und Ariac trabten nebeneinander durch die weit auseinander stehenden Bäume des nördlichen Gebietes von Northfort. Plötzlich tauchten westlich von ihnen
Soldaten in roten Umhängen auf. Ariac parierte Nawárr erschrocken durch und blickte sich um. Auch von Süden her kamen mehrere Soldaten.
»Wir müssen fliehen«, rief er, »es sind zu viele.«
Rijana nickte und wendete Lenya in Richtung Norden. Ariac löste seinen Bogen vom Sattel. »Schnell, reite los, ich halte noch ein paar auf«, rief er.
Rijana galoppierte an. Hinter sich hörte sie Schreie, und als sie sich umdrehte, kam zu ihrer Erleichterung Ariac hinterhergeprescht. Sie galoppierten eine ganze Zeit lang im Zickzack durch die Bäume, aber die Soldaten ließen sich nicht abschütteln. Ariac hielt kurz an und hob den Bogen. Rijana, die Nawárrs Sprünge nicht mehr hinter sich hörte, drehte sich kurz um und sah erschrocken, wie Ariac plötzlich getroffen wurde und sich überschlagend vom Pferd fiel.
»Ariac!«, schrie sie panisch und wendete ihr Pferd.
Schon kamen die Soldaten näher. Erleichtert sah sie, dass Ariac sich gerade mühsam wieder aufrappelte. Mit ihrem Bogen schoss sie einen Soldaten vom Pferd.
»Kannst du reiten, Ariac?«, fragte sie mit ängstlich aufgerissenen Augen.
Er nickte, presste sich eine Hand auf die Schulter und zog sich wieder in den Sattel. Die beiden galoppierten in rasendem Tempo durch den Wald. Rijana warf immer wieder ängstliche Blick nach hinten, aber Ariac hob beruhigend die Hand. Als die Soldaten ein wenig zurückgefallen waren, hielt Rijana abrupt an.
»Was ist mit dir?«, fragte sie ängstlich.
»Nichts«, erwiderte Ariac mit zusammengebissenen Zähnen.
»Aber du blutest ziemlich heftig«, sagte sie und blickte auf sein durchgeweichtes Hemd. »Wir sollten das zumindest verbinden.«
Ariac schüttelte den Kopf. »Wir müssen weiter, sie sind hinter uns.«
Tatsächlich hörte man bereits wieder Schreie und galoppierende Hufe. Rijana wollte noch etwas sagen, aber Ariac galoppierte bereits an ihr vorbei, immer weiter in Richtung Norden durch die Bäume hindurch. Er sprang über Bäche und umgekippte Bäume. Er galoppierte am Ufer eines Sees entlang in der Hoffnung, die Soldaten würden so ihre Spur verlieren. Auch als es bereits dämmerte, hielt er nicht an. Wahrscheinlich hatten sie jetzt die Grenze nach Errindale passiert, denn es wurde steiniger, die Wälder noch lichter, und der Boden war mit blühendem Heidekraut bewachsen. Man hörte schon seit einiger Zeit keine Rufe oder Pferde mehr. Endlich hielt Ariac hinter einer Gruppe Felsen an. Er ließ sich vom Pferd rutschen und sagte keuchend: »Ich glaube, wir haben sie abgehängt, wir können kurz ausruhen.«
Rijana sprang von ihrer Stute und nahm Ariacs Gesicht in ihre Hände. Er atmete heftig und hatte die linke Hand gegen die rechte Schulter gepresst.
»Was ist los? Hat dich ein Pfeil erwischt?«
Er schüttelte den Kopf und ließ sich langsam auf den Boden sinken.
»Ein Armbrustbolzen, aber er ist zum Glück durchgegangen.«
Rijana betrachtete seine Schulter im schwindenden Licht.
»Aber es blutet so heftig«, sagte sie unglücklich und begann, in den Satteltaschen nach den Kräutern zu kramen, die Leá ihnen mitgegeben hatte.
»Es ist nicht schlimm«, murmelte er und lehnte den Kopf gegen einen der Felsen.
Rijana hatte endlich saubere Stoffstreifen und etwas von dem Kraut, das Blutungen stoppte, gefunden. Sie zerstampfte die Kräuter zu einem Brei und begann, Ariacs Hemd aufzuschnüren. Er grinste sie müde an.
»Was hast du vor?«
Sie schnaubte und sagte:
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