Thondras Kinder - Roberts, A: Thondras Kinder
sie.
Als Rijana zurückkam, war Ariac scheinbar eingedöst. Sie entzündete ein kleines Feuer und begann, einen Tee aus Weidenrinde zu kochen. Anschließend ging sie zu Ariac und legte ihm ein kaltes Tuch auf die heiße Stirn.
Er öffnete etwas mühsam die Augen, und sie flüsterte: »Trink das bitte.«
Er runzelte die Stirn. »Was ist das?« »Tee aus Weidenrinde«, antwortete sie und hielt ihm eine Schale hin.
Ariac erhob sich ein wenig und sagte missbilligend: »Du solltest doch kein Feuer entzünden.«
»Ich mache es gleich wieder aus«, erwiderte sie, »trink das, dann sinkt dein Fieber.«
Er seufzte und trank die Schale mit dem Tee aus. Rijana schüttelte den Rest des Tees in die beiden Schüsseln und deckte sie zu. Anschließend löschte sie das Feuer und setzte sich neben Ariac.
»Wie geht es dir?«, fragte sie ängstlich.
Er lächelte und nahm ihre Hand in seine. »Ganz gut, bitte mach dir keine Sorgen.«
Sie nahm das bereits wieder heiße Tuch von seiner Stirn. »Aber du hast Fieber«, sagte sie unglücklich.
»Das geht vorbei«, antwortete er und legte seinen Kopf an ihre Schulter. »Es ist schön, dass du hier bist«, murmelte er und war kurz darauf eingeschlafen.
Rijana ließ ihn vorsichtig auf den Boden sinken, holte die beiden Decken und legte sie über ihn. Sie lief noch einmal auf den Hügel, aber alles war ruhig. Anschließend tauchte sie noch einmal die Tücher ins kalte Wasser und legte sie Ariac auf die Stirn, woraufhin er leise stöhnte, kurz aufwachte, aber gleich wieder einschlief.
Später in der Nacht erwachte er, als Rijana ihre Hand auf seine Stirn legte.
»Trink noch etwas, dann kannst du wieder schlafen«, flüsterte sie.
Er schüttelte den Kopf, setzte sich auf und trank dann von dem Tee.
»Nein, jetzt schläfst du«, sagte er kurz darauf.
»Ariac, du bist verletzt, du brauchst den Schlaf«, erwiderte sie.
Er lächelte sie liebevoll an. »Ich habe solche Sachen schon ganz allein durchgestanden. In Ursann hatte ich niemanden, der mir Wasser gebracht oder Tee gekocht hat.«
Sie setzte sich neben ihn und blickte ihn überrascht an. Er hatte noch nie von Ursann gesprochen.
»Aber sie müssen euch doch geholfen haben, wenn ihr verletzt wart«, sagte sie entsetzt.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, jeder war auf sich gestellt. Nur die Starken haben überlebt. In Ursann hast du dich entweder allein zur Ruine von Naravaack zurückgeschleppt, oder du bist von den Krähen gefressen worden.«
Rijana schüttelte fassungslos den Kopf und nahm seine Hand. Ariac fuhr fort und schien in eine andere Zeit zu blicken. »Ich war vielleicht fünfzehn, als einer der älteren Jungen mir einfach mitten in den Bergen das Schwert in den Rücken gerammt hat.« Er lächelte bitter. »Da musste ich auch allein zurechtkommen.«
»Das kann doch nicht sein«, flüsterte Rijana. »Aber ihr wart doch Gefährten. Jemand hätte dir helfen müssen.«
»In Ursann herrschen andere Gesetzte, wobei es mir ja noch gut erging.«
»Wieso?«, fragte sie.
»Solange du nicht siebzehn bist, achten sie sogar noch ein wenig auf dich, denn du könntest ja einer der Sieben sein. Wenn sich herausstellt, dass du es nicht bist, lassen sie dich gnadenlos verrecken.«
Rijana drückte Ariacs Hand. »Das ist ja furchtbar. Ich habe früher oft an dich denken müssen, aber ich hatte keine Ahnung, wie schrecklich es dir ergangen ist.«
Ariac lächelte müde. »Du hast mich, ohne es zu wissen, vor dem Verrücktwerden gerettet.«
Sie runzelte die Stirn. Ariac erzählte nun von den grausamen Bestrafungen, den Peitschenhieben, den vielen Tagen und Nächten in dem engen Verlies oder auf dem eiskalten
Turm. Er holte den Stein aus der Tasche, den er immer bei sich getragen hatte.
»Das war meine letzte Verbindung zu meinem alten Leben, die mich immer daran erinnert hat, wer ich wirklich bin«, sagte er zum Schluss. »So konnten Scurr und Worran mich nicht vollständig brechen und zu ihrem Werkzeug machen.« Er runzelte die Stirn. »Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie behaupteten, ihr hättet meinen Clan umgebracht.«
Rijana standen Tränen in den Augen. Sie drückte seinen Kopf an ihre Schulter und streichelte ihm über das Gesicht.
»Es tut mir so leid. Das muss furchtbar gewesen sein.«
Er nickte schläfrig. »Aber jetzt ist es vorbei, jetzt weiß ich, wo ich hingehöre.«
»Ich werde dir helfen, das alles zu vergessen«, flüsterte sie und streichelte ihn, bis er wieder eingeschlafen war.
Am Morgen war das
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