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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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Ächzen.
    Der Griff um seine Waffe wurde fester, der Vampirjäger wagte kaum zu atmen. Sein Gaumen war trocken, als habe er das Tal des Todes ohne Proviant durchwandert, dafür rann ihm ein wenig Schweiß in die Augen. Seine Hand zuckte nervös wie Butch Cassidys gesamter Körper, als er von der Bolivianischen Armee durchlöchert wurde.
     Es kostete ihn Überwindung, es nachzuprüfen. Er war auf alles gefasst, redete er sich ein. Nichts und niemand, keine noch so seltsame Kreatur konnte ihn noch überraschen.
    Hey-ho, let’s go!, sagte er sich und sprang aus seiner Deckung.
    Was er entdeckte, überraschte ihn dann doch: eine bleiche, fast nackte Gestalt, sie trug lediglich einen zerschlissenen Lendenschurz. Ein großer Kopf ruhte auf hageren Schultern, die Augen blickten verdutzt drein, und das Maul, in dem einige braune Stümpfe darüber Auskunft gaben, dass einst darin Zähne gewachsen waren, stand sperrangelweit überrascht offen.
    Der Ghoul zog einen Sack hinter sich her, der um ein Vielfaches größer war als er selbst.
    „Was tot ist, kann nicht sterben, sagt man“, zischte der Knappe auf Englisch und hoffte, er wurde verstanden. „Wollen wir’s doch austesten ...“
    Wie erstarrt war der Ghoul. Er konnte sich weder rühren, noch schreien. Abwehrend hob er beide Hände, als wolle er damit zeigen, er trug keine Waffen.
    „Was schleppst du da?“ Cesaro trat einen Schritt an ihn heran.
    „Vorräte“, antwortete der Leichenfresser ebenfalls auf Englisch.
    Cesaro entschied, besser nicht nachzusehen, was der Kerl unter ‚Vorräte’ verstand. Ob er ahnte, wen er vor sich hatte - der Knappe vermutete es. Um als Bewohner durchzugehen, hätte er sich mindestens zusammengewachsene Brauen ankleben müssen, damit man ihn vielleicht für einen Mondvampir gehalten hätte.
    „Ich ... ich hab euch nichts getan“, sprudelte es unerwartet aus dem Maul. „Ich habe noch nie getötet, wir versorgen nur die Leute hier ...“
    „Aber du frisst Menschen“, stellte der Gun-Man ungerührt fest. „Tote, die sich nicht mehr wehren können.“
    „Von irgendetwas muss ich mich ernähren!“, argumentierte er dagegen. „Und die Toten merken nichts mehr davon, ich schade niemandem. Ihr begrabt sie auf großen Friedhöfen und überlasst sie dann den Würmern. Dabei ist das gutes, nahrhaftes Essen! Viel zu schade für die Würmer. Alles ist ein Kreislauf, Recycling sozusagen ...“
    „Halts Maul!“ Bedrohlich deutete er mit der Mündung seiner Waffe auf den Leichenfresser. „Du weißt, wie leicht ich dich umlegen könnte?“
    Ein Nicken war die Antwort, vielleicht zitterte er aber auch nur so sehr vor Angst, dass es wie ein Nicken aussah.
    „Du kannst deinem rotäugigen Meister bedingungslos loyal sein oder überleben. Du hast die Wahl.“
    „Aber wenn ich den großen Adamus hintergehe, dann ist mein Schicksal bestimmt. Manchmal ist der Tod das kleinere Übel, als sich mit ihm anzulegen. Niemand hat ihn bis jetzt ungestraft ...“
    „Dann wird’s ja höchste Zeit, dass einer den Anfang macht“, unterbrach er den plappernden Ghoul erneut. „Ich will nur eines wissen: Wird hier Susanna Sinclair festgehalten? Und wenn ja: wo?“
     
    *
     
    Mit federnden Schritten hatte Adamus den luxuriös eingerichteten Raum betreten. An den Wänden großzügige Regalschränke mit ledergebundenen Büchern unbekannten Inhalts. Vermutlich waren sie durchweg mit der Hand geschrieben und gemalt, uralt in längst ausgestorbenen Sprachen, die höchstens ein Erster noch nicht gänzlich vergessen hatte.
    Der Kamin, in dem ein Feuer vor sich hin prasselte und die edlen Teppiche sollten dem Raum ebenso ein behagliches Ambiente geben wie die Lüster mit den brennenden Kerzen und die edle, schwarzlederne Sitzgarnitur, die um einen weißen Marmortisch drapiert war.
    Sie konnten nicht über die Identität des Hausherrn hinwegtäuschen.
    Man hatte Thorn auf die Couch, auf der anderen Seite des Tischs, gelegt. Ohne Fesseln. Handschellen waren nicht nötig, wenn man sich in den Händen eines Vampirmeisters befand. Lediglich die Waffen hatten die Lamier ihr abgenommen.
    „Es ist nicht nötig, sich zu verstellen“, stellte Adamus fest und ließ sich in einem der Sessel nieder; er wirkte völlig ruhig. „Dein Herzschlag verrät dich, du bist bei Bewusstsein.“
    „Mhm“, knurrte die Vampirjägerin und schlug die Augen auf, da es offenbar keinen Zweck hatte, sich zu verstellen. Sie wischte sich widerspenstige eine Strähne aus der Stirn.
    „Bist du

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