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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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Überraschungsangriff vorbereitet, nicht umsonst hatte er Susanna Sinclair in seine Gewalt gebracht. Früher oder später würde Thorn hier auftauchen, geradewegs in der Höhle des Löwen, aus der es für sie kein Entkommen gab.
    Aber jetzt bestand noch keine Gefahr! Anhand des trippelnden Takts der Schritte stellte Adamus fest, es musste sich um einen der Lamier-Eunuchen handeln. Automatisch entspannte sich sein Körper. Nur einen Atemzug später wurde die Tür aufgerissen.
    „Herr!“, zischte der aufgedunsen wirkende Blutsauger; sein Gesicht war blasser als ohnehin, ein Zeichen seiner Nervosität.
    Der Erste hielt ihn nicht für wert zu antworten.
    „Thorn ...“ stammelte der Lamier. „Tatjana Thorn ...“
    Die Erwähnung dieses Namens jagte einen heißkalten Schauer über den Rücken des Albinos, doch er gab sich nicht die Blöße vor einem Diener, es sich ansehen zu lassen.
    „Wir haben sie!“
    „Was?“ Adamus fuhr herum und sah sein Gegenüber durchdringend an. Zu unfassbar klangen die Worte. „Wie ist das möglich?“
    „Sie lag auf der Lauer, außerhalb der Festung.“ Der Vampir, dem Teint seiner Haut zufolge aus dem arabischen Raum stammend, jappte nach Luft, das Treppensteigen hatte ihn angestrengt. „Kreyven, der Chupacabra in Eurem Dienst, hat sie entdeckt und überwältigt.“
    „Lebt sie?“
    „Kreyven wusste, Ihr würdet sie lebend haben wollen.“
    „Gut. Bringt sie in die Bibliothek. Und der Chupacabra soll sofort herkommen.“ Eine ärgerliche Geste des Ersten bedeutete dem Diener, das Gemach zu verlassen.
    Wie der Lakai, der er war, verbeugte er sich tief und trollte sich, rückwärts gehend, nach draußen.
    Adamus wusste nicht, was er denken, wie er fühlen sollte. Teils war er erleichtert, teils aber auch zornig. Thorn in seiner Gewalt - darauf hatte er lange hingearbeitet. Andererseits: Niemandem außer ihm selbst stand es zu, Thorn zur Strecke zu bringen, dafür waren sie zu gute Feinde.
    Wenigstens lebte sie noch. Das gab ihm Gelegenheit, über ihre Zukunft zu entscheiden.
    Er hätte sie zu gern zu seiner Konkubine gemacht. Dies hätte seinen Triumph perfekt gemacht. Nicht weil es sich bei Thorn um eine außergewöhnlich schöne Frau handelte, ein Mensch hätte Susanna Sinclair vermutlich attraktiver eingeschätzt. Doch mit anzuhören, wie die einst erbitterte Erzfeindin vor Lust quiekte wie ein Schwein, wäre für Adamus die letzte, die größte Genugtuung gewesen. Nektar für seine unsterbliche Seele und seinen ewigen Körper.
    Er mochte all diejenigen hassen, die sich der ROSE anschlossen und es dadurch auf ihn abgesehen hatten, doch nichts bereitete ihm mehr Vergnügen, als deren aktiven Kriegerinnen in sein Bett zu holen und sie zu unterwerfen. Nur aus diesem Grund hatte er einst Francine de Bors zur Vampirin gemacht, nur aus diesem Grund hatte er sich mit ihr abgegeben, wenngleich es ihr gelungen war, ihm die eine oder andere Nacht zu verkürzen.
    Ob er dazu imstande war, würde sich zeigen. Deshalb hatte er auch gelernt, nicht wählerisch zu sein. Solange er als endgültiger Sieger hervorging, genügte es ihm auch, Thorn den Kopf abzuschlagen, ihn in einem Glas mit Formaldehyd zu konservieren und ihn sich als Trophäe auf den Kaminsims zu stellen.
     
    *
     
    Cesaro wurde vor Aufregung fast schlecht, als er behutsam durch eine der Schießscharten in den Hof der Festung blickte:
    Was sich dort im gespenstischen Schein von Fackeln tummelte, übertraf selbst die kranke Phantasie eines Horror-Schriftstellers: Etwa hundert Kreaturen hatten sich dort unten versammelt, und keiner von ihnen wäre der Knappe gern unfreiwillig in einer dunklen Gasse begegnet. Oder wenigstens nicht erschöpft und waffenlos: Vampire aller Couleur: Lamier, Onis, Wurdalaken, Rattenkönige, aber auch Monster und Dämonen, für die er keinen Namen hatte.
    Fast durchweg trugen sie säbelzahnartige Zähne. Tentakel ragten aus ihren Köpfen und ihren Schultern, Hörner richteten sich in den nächtlichen Himmel. Angesichts der zahllosen böse leuchtenden Augen der Bestien hätte es der Fackeln gar nicht bedurft.
    Sie tuschelten miteinander in fremden Sprachen und Dialekten. Aus einigen Stimmen konnte er Bewunderung heraushören. Unverhohlene Bewunderung für den etwa drei Meter großen, wuchtigen Fledermauskerl, den Cesaro liebend gern mit seinem Gewehr hätte Bekanntschaft machen lassen. Das Biest war völlig nackt, ohne dass Geschlechtsorgane zu erkennen waren. Es ruhte auf zwei stämmigen Beinen, die

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