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Thorn - Die letzte Rose

Thorn - Die letzte Rose

Titel: Thorn - Die letzte Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kastenholz
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haben.“
    „Und seine Geliebte?“ Allmählich wurde Wiesners Neugier geweckt.
    „De Bors konnte ich schon vorher schwer verletzen, sie blieb außer Gefecht. Er hat sie sich über die Schulter geworfen und hat Fersengeld gegeben.“
    „Immerhin steht es jetzt eins zu null für Sie.“
    Dem vermochte sie nicht zuzustimmen, sie ging gar nicht darauf ein:  „Die Aktion brachte nichts ein, außer dass mich das BKA in hohem Bogen gefeuert hat. Was soll’s ... Irgendwie war’s ohnehin nur ein Ersatz für mich. Ein Job!“
    „Vampire zu jagen ist hingegen Ihre Berufung.“
    Mit großen Augen sah sie ihn an. So präzise hätte sie die Angelegenheit nicht auf den Punkt bringen können.
    „Ich hab meine Wunden geleckt und wieder Kontakt mit der Rose aufgenommen“, fuhr sie ein wenig konsterniert fort, „und die haben mich sofort wieder in Dienst gestellt. Sie haben mich sogar zur Ritterin befördert.“
    Er schenkte es sich, sie dafür zu beglückwünschen.
    „So!“
    Vor ihnen tauchte ein verwitterter Brückenbogen auf, der einst zur Hindenburgbrücke gehört hatte, bevor sie von den Nazis gesprengt worden war, um die alliierten Truppen daran zu hindern, auf die rechte Rheinseite zu gelangen. RÜDESHEIM AM RHEIN - WILLKOMMEN stand in großen, goldenen Lettern darauf, doch Thorn dachte nicht daran, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und sich für den Willkommensgruß zu bedanken.
    „Den weiteren Weg müssen Sie mir zeigen“, meinte sie.
    „Vorerst immer geradeaus. Dann nach rechts, hoch in Richtung Niederwalddenkmal.“
     
    *
     
    „Weshalb erzählen Sie mir das alles?“, kam Pfarrer Wiesner schließlich doch nicht umhin, die Frage zu stellen, die ihm auf der Zunge brannte, seitdem Thorn ihn in Mainz abgeholt und kurz darauf mit ihrer Lebensgeschichte begonnen hatte. Wollte sie ihn damit ängstigen? Oder gar langweilen? Oder benutzte sie ihn einfach nur als psychologischen Mülleimer, wie es einst Gang und gebe gewesen war, während man sich heutzutage lieber auf die Couch eines Psychologen fläzte?
    „Um Ihnen klar zu machen, es war richtig, sich an den Kardinal zu wenden. Ich weiß, Sie haben gezögert. Das ist nicht ehrenrührig, jeder würde das. Man hat Angst, von der Obrigkeit verspottet zu werden.“
    „Fünf Menschen sind in den letzten Tagen verschwunden. Drei weitere wurden ermordet und völlig blutleer gefunden. Der oder die Mörder haben versucht, sie zu begraben ...“
    „Ja, das tun sie gern, um ihre Spuren zu verwischen“, grinste sie zynisch. „Aber meist sind sie nicht sorgfältig genug, richtige Dilettanten. Das Fatale ist - Vampire wissen, dass die Allgemeinheit nicht an sie glaubt. Das nutzen sie schamlos aus, und oft genug ist es für die Zweifler dann zu spät.“
    „Der Hund eines Spaziergängers hat die Leichen freigescharrt. War in der Nähe vom stillgelegten Forsthaus Schwarzholtz.“
    „Wenn dieses Forsthaus abgelegen und unbewohnt ist - ideal! Keine Nachbarn, die einen beobachten. Vampire verschanzen sich bevorzugt in verlassenen Gebäuden. Oder im Haus, das einem der Sucker gehört.“
    Sie bog rechts ab, in Richtung Niederwalddenkmal, wo die altehrwürdige Dame Germania seit fast hundert Jahren über den Rheingau wachte, Reichsapfel und Schwert fest umklammert. Die schmale Straße führte steil bergauf, vorbei an Gaststätten und Souvenirläden.
    „Häuser, Bunker, Lagerhallen ... Sie sind da nicht wählerisch. Irgendwas eben, wo sie vor dem Tageslicht geschützt sind. Vampire schlafen übrigens nicht tagsüber, wie man gemeinhin annimmt, sie brauchen überhaupt keinen Schlaf. Nur Schutz vor der Sonne.“
    „Deshalb sind wir auch ausgerechnet jetzt unterwegs?“
    „Richtig“, bestätigte sie. „Die Sonne ist mein mächtigster Verbündeter. Und ihr größter Feind! Ich schlafe auch prinzipiell nur am Tag. Na ja, nicht nur wegen der Vampire, ich bin sowieso Nachteule ...“
    „Vorletzte Nacht bin ich durch den Wald gefahren“, berichtete der Pfarrer mit leiser, ernster Stimme. „Ich war auf dem Weg zu einer letzten Ölung. Im Schwarzholtz brannte Licht. Kein elektrisches, sondern offenbar Kerzen. Ich vermutete eine Satanssekte, wollte aber nicht gleich die Polizei holen, um mich nicht lächerlich zu machen. Vorher holte ich Rat ein und habe mich an den Kardinal gewandt.“
    „Das war die richtige Entscheidung.“
    „Ich wusste mir einfach nicht anders zu helfen.“
    „Leider kann der Vatikan nicht alle Priester einweihen, nur die Spitze und einige Auserwählte.

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