Thors Valhall
als gegen ihn zu wettern“, erwiderte Tony, ohne sich der Wirkung seiner Worte im Klaren zu sein.
Dylan schluckte. Das, was Tony forderte, klang gespenstisch und doch … hatte er nicht auch irgendwie recht?
Kapitel 17
‚Du machst ja doch immer nur das, was du willst’, hatte Tony noch gesagt. Dylan war klar, dass er sich nur sorgte und ihn vor weiteren Leichtsinnigkeiten bewahren wollte.
Der Gedanke, dass Dylans Entscheidung auch negative Folgen haben könnte, war nicht abwegig. Inzwischen wusste er, dass es nicht ungefährlich war, sich in Fahlstrøms Nähe aufzuhalten. Nicht nur einmal hatte es gespannte Situationen zwischen ihnen gegeben.
Trotzdem hielt ihn nichts auf.
Sein inneres Bauchgefühl hatte ihn noch nie getäuscht. Er musste fahren, musste erneut den Weg in die Wildnis auf sich nehmen, eine andere Möglichkeit kam gar nicht infrage.
Zudem musste er feststellen, dass er sich regelrecht befreit fühlte, kaum hatte er England verlassen. Der Flug nach Norwegen verschaffte ihm einen klaren Geist. Er konnte sich endlich wieder unbekümmert bewegen, ohne sich vor Reportern rechtfertigen oder präsentieren zu müssen.
Lediglich, als er erneut in dem Mietwagen die Sognsveien entlangfuhr und kurz an dem Häuschen hielt, in dem Thors Großvater Mats Saarheim wohnte, schnürte ihm die Ungewissheit die Kehle zu.
Still betrachtete er den alten Mann, der im Garten hantierte und ihn nicht bemerkte.
Nach einigen Minuten fuhr er weiter, doch dabei hielt seine Hand die kleine Flasche Wodka, aus der er alle paar Meter einen Schluck nahm, fest umklammert.
Ungewollt verspürte er Angst. Wovor? Vor Ablehnung? Der Erkenntnis, dass tatsächlich alles nie so werden würde, wie er es sich ersehnte? Furcht davor, dass Tonys Worte stimmen konnten? Dass sein sehnlicher Traum eine riesige Seifenblase war, die jeden Moment zerplatzen würde?
Er wusste es nicht genau, doch die Fragen wurden immer erdrückender, je näher er den Häusern kam, in denen Thor und Erik wohnten.
Letzterer befand sich noch in England. Zusammen mit Tony genoss er die Tage der Ruhe, gemeinsam, inzwischen im Bungalow und nicht mehr im Hotel.
Vor dem ersten Haus parkte er den Wagen auf dem sandigen Vorplatz. Kaum hatte er das Auto verlassen, kamen auch schon die Hunde auf ihn zu gerannt. Sie bellten kurz, schließlich sprangen sie schwanzwedelnd an ihm empor.
Dylan entspannte sich ein wenig. Wenigstens die Hunde empfingen ihn voller Freude.
Thor dagegen wirkte wie immer ein wenig überrascht, als er aus der Haustür trat, mit schulterfreiem Shirt und dunkler Hose bekleidet, und seinen unangekündigten Gast erblickte.
„Die können dich unmöglich schon entlassen haben!“, war das Erste, was er Dylan an den Kopf warf, als der vor ihm stand. Die noch immer sichtbaren Blessuren sprachen Bände.
Sofort wich Dylan dem Blick aus. „Ich bin abgehauen … Krankenhaus ist nichts für mich.“
Thor schüttelte den Kopf, dabei sah er sein Gegenüber nachdenklich an.
„Perk, du benimmst dich zwar nicht unbedingt wie ein dummes Schaf, doch du folgst einem wie ein Bumerang. Kaum dreht man dir den Rücken zu, stehst du schon wieder vor einem.“
„Tja?“ Dylan hob die Schultern ein wenig an. Konnte sich Thor denn nicht denken, warum er sich so verhielt? „Wenn ich ungelegen komme …?“
„Nein, eigentlich nicht“, erwiderte Thor, doch dazu deutete er auf Eimer und Angelruten, die in der Ecke standen, und welche er jetzt an sich nahm. „Ich wollte bloß gerade fischen gehen.“
Er musterte Dylan, der einen langen Männerrock und Netzshirt trug, ein wenig argwöhnisch.
„Weiß nicht, ob dein Outfit dafür passend ist.“
„Kein Problem!“ Dylan lachte, dabei hob er seinen Rock ein wenig an, sodass man auf seine hochgeschnürten Boots blicken konnte. „Ich trage festes Schuhwerk.“
Wenig später saßen sie am Ende des Steges, ließen die Beine baumeln und genossen das herrliche Wetter und die Stille, den Blick auf’s Wasser.
Der See lag nur wenige Meter hinter dem Haus. Umringt von hohen Tannen, war dieser Fleck ein idyllisches Plätzchen.
Dylan hatte seine Sonnenbrille aufgesetzt, den Kopf ein wenig in den Nacken gelegt. Wärmend spürte er die Sonne auf seiner Haut, im Gesicht und den Armen.
„Wirklich herrlich, hier“, sagte er. Er wirkte völlig entspannt, ausgeglichen. Es war ein Gefühl, das er in letzter Zeit des Öfteren vermisst hatte.
Die Sonne strahlte auf die glatte Oberfläche des Sees. Insekten schwirrten dicht
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