Thors Valhall
und Weise.“
„So ist er eben.“ In der Tat war es nicht das erste Mal gewesen, dass Thor, ohne Dylan darüber aufzuklären, abgereist war.
„Und das tolerierst du so einfach?“
„Er ist mir keine Rechenschaft schuldig.“
Es hörte sich wie eine unverrückbare Feststellung an, mit einer Tatsache, die Dylan vielleicht selbst nicht überzeugte. Dabei bearbeitete er seine Haare noch sorgfältiger als sonst. Eine passende Gelegenheit, um ihm erneut ins Gewissen zu reden?
„Wir sollten noch mal über dein Trinkverhalten sprechen“, begann Tony mit ruhiger Stimme. Er wollte Dylan nicht unnötig reizen.
„Was gibt es da zu besprechen?“, erwiderte Dylan, ohne sich umzudrehen.
„Du weißt genau, dass du mehr trinkst, als gesund ist“, erinnerte Tony. „Und fang jetzt bitte nicht wieder an zu schreien, aber es ist schlimmer geworden, seitdem du Thor hast.“
Er dachte gezwungenermaßen daran, wie der Alkohol Dylan inzwischen verändert hatte. Wutausbrüche waren seltener, doch stattdessen war sein Gemüt schwächer, sein Körper anfälliger, sein Verhalten verstörter geworden.
„Was heißt hier, seitdem ich Thor habe ? Das klingt ja so, als wären wir verheiratet.“
Tony winkte ab. „Oh my god, wahrscheinlich würdest du auch das wollen …“
Dylan stieß ein Lachen aus.
„Vermutlich …“
Doch Tony war nicht zu Scherzen aufgelegt. Es musste doch irgendeinen verdammten Weg finden, um Dylan von seinen Illusionen befreien zu können?
„Was willst du eigentlich von diesem Menschen? Du weißt überhaupt nicht, woran du an ihm bist. Das kannst du doch nicht als Beziehung betiteln, als etwas Dauerhaftes, etwas Ehrliches. Der macht dir doch etwas vor, der behandelt dich wie einen Pausenclown …“
Tony Stimme bebte. Er selbst hatte versucht, aus Thor ein paar klare Fakten herauszukitzeln, ein paar Statements, Aussagen darüber, wie er zu Dylan stand. Doch nichts, nichts war von Fahlstrøm gekommen. Das allein war für Tony Antwort genug.
Dylan biss sich auf die Unterlippe. Tonys Worte machten ihn ganz betroffen. Es stimmte doch nicht, oder? War er Thor wirklich so gleichgültig?
Hatten die letzten Monate nicht gezeigt, dass sie viel mehr verband, als Außenstehende annehmen konnten? Oder war das alles nur wieder ein Spiel gewesen? Eine Täuschung? Er wusste es nicht, fand keinen Weg, um Tonys Anschuldigungen entgegen zu treten. Die folgende Frage machte ihn zornig.
„Hattest du überhaupt schon jemals einen festen Freund?“
„Was soll die Scheiße?“, fauchte er. Inzwischen war sein Haar fertig frisiert. Er begann, seine Sachen zu packen. Er musste sich abreagieren, irgendwie. Und dass er so offensichtlich dieser Frage auswich, zeigte Tony nur zu gut, dass Dylan sich in Beziehungsdingen wohl tatsächlich nicht gut auskannte.
„Die Scheiße bedeutet, dass du wohl das erste Mal in deinem Leben tatsächliche Liebe spürst“, stellte Tony demzufolge fest. Er seufzte. „Zu meinem Leidwesen leider für den Falschen …“
„Woher willst du wissen, dass er der Falsche ist?“, schrie Dylan plötzlich. Da war sie wieder, die Wut, der Zorn, die aufgestaute Energie des Dylan Perks. Er zitterte angespannt, ersehnte einen Drink, einen Weg, um dieser erschütternden Diskussion ausweichen zu können, aber Tony stand direkt vor ihm, gab ihm keine Möglichkeit, um den Tatsachen zu entfliehen.
„Ich spüre das einfach“, entgegnete Tony. Und das war wirklich so. Seitdem er das erste Mal von Thor Fahlstrøm gehört, dazu das Funkeln in Dylans wachsamen und neugierigen Augen bemerkt hatte, wusste er, dass die Verbindung zwischen den beiden Männern nur Unglück bringen würde. Es hatte sich in der Vergangenheit sogar mehrfach bestätigt.
„Du trinkst mehr, weil es dich fertigmacht, stimmt’s?“ Tony berührte Dylan sanft am Arm. Er musste Zugang zu ihm finden, vielleicht war sonst alles zu spät. Und er wollte doch nichts sehnlicher, als Dylan helfen, und ihn wieder glücklich sehen zu können.
„Du trinkst, weil dieser Arsch dich zappeln lässt, weil er dir nicht zeigen kann, was er eigentlich von dir will.“
Dylan erstarrte, sah zu Boden. Leicht schüttelte er sein Haupt, doch wirklich protestieren konnte er gegen diese Aussagen nicht.
„Wo soll das hinführen?“, fragte Tony, dabei musste er mit Mühe Tränen zurückhalten. „Du willst doch nicht als kranker Säufer enden? Das ist Fahlstrøm doch nicht wert!“
Kraftlos löste sich Dylan aus seinem Griff. Er musste sich setzen,
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