Three-Night-Stand (German Edition)
lassen? Seit ihrem ersten Gespräch darüber, hatte es ihn in den Fingern gejuckt, es wieder hervorzuholen und noch einmal durchzulesen. Vor vier Monaten hatte der letzte Verlag es abgelehnt. ‚Aller guten Dinge sind drei‘ hatte er sich damals gesagt, doch nachdem die letzte Absage gekommen war, hatte er sich gewünscht, dass er es nicht weiter versucht hätte und die Seiten wütend auf seinem Dachboden verstaut.
Während der letzten zwei Tage schließlich, in denen er sich erfolglos einzureden versucht hatte, dass er Lisa nicht vermisste, hatte er es schließlich wieder hervorgekramt und sich ein wenig im Selbstmitleid gesuhlt. Ausgleichsschmerz war wohl der passende Begriff dafür.
„Ich ... Es tut mir leid, Nick.“ Lisa legte endlich den zusammengehefteten schweren Stapel Seiten neben sich ab und sah ihn zerknirscht an. „Du hast Recht, ich hätte es nicht tun dürfen, aber was ich bis jetzt gelesen habe, ist wirklich fantastisch. Nur wenige Autoren haben das Talent, ihre Leser bereits mit den ersten Worten in ihren Bann zu ziehen und-“
„Hör zu, wir müssen das hier abbrechen“, unterbrach er sie harsch.
„Oh Nick, bitte. Jetzt lass es mich doch erklären und schick mich nicht weg, wie ich dich neulich. Wir müssen lernen, über Konflikte zu–“
„Nein“, wehrte er ab, „ich muss wirklich los. Der letzte Anruf kam von Hannah. Sie braucht dringend einen Babysitter, weil sie zu einem wichtigen Termin muss.“ Ja, es war gelogen und er sagte es obendrein mit so viel Nachdruck, dass es einem Rausschmiss gleichkam. Einem extrem rüden noch dazu. Später würde er sich selbst dafür treten, würde sich Vorwürfe machen, dass er nicht ein bisschen erwachsener gehandelt hatte.
Noch etwas später, nach einem riesigen Wutanfall, würde ihm auffallen, dass Lisa seine Arbeit gemocht hatte. Zumindest den Teil, den sie gelesen hatte. Das Gespräch mit Liam hatte etwa fünfzehn oder zwanzig Minuten gedauert. Wenn Lisa nach einigem Hin- und Hergehen das Manuskript zur Hand genommen und dann darin geblättert hatte und vielleicht sogar in der Kunst des Querlesens bewandert war, hatte sie wirklich genug lesen können, um das auch zu beurteilen. Aber er hatte wie ein Kleinkind reagieren müssen. Und von der Party hatte er ihr auch noch nichts erzählt. Super Nick, wirklich ganz großes Kino.
Kapitel 15
„Bist du sicher, dass du das tun willst?“ Karen sah Lisa eindringlich an und konnte allein an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass sie das Ganze für eine furchtbar dumme Idee hielt. Liam hatte Lisa vor wenigen Stunden angerufen, zu seiner Party am Abend eingeladen und hinzugefügt, dass er eine Absage nicht akzeptiere. Nick würde schließlich auch kommen und seine Party wäre doch der perfekte Anlass, ihre kleinen Streitigkeiten beizulegen und wieder auf die spaßige Seite des Lebens zu wechseln. Lisa hatte ihm nach einem Moment des Zögerns versichert zu kommen und dann in aller Eile einen Plan für den Abend und ihren künftigen Umgang mit Nick gefasst. Einen Plan, der ihr, wenn sie ehrlich war, ziemliche Bauchschmerzen bereitete, an dem sie sich nun aber festgebissen hatte, weil sie glaubte, nur auf diese Weise die nächsten Wochen überstehen und vor TFP Haltung bewahren zu können.
Lisa versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass Karens Bemerkung, jetzt, wo sie vor Liams Villa gehalten hatten, ihre eigene Unsicherheit bezüglich ihrer Idee noch weiter schürte, straffte die Schultern und nickte schnell. „Absolut!“
Das war eine glatte Lüge. Sie war sich nicht nur nicht sicher, ob sie ihren Plan ausführen wollte – ein Teil ihrer selbst sträubte sich mit Händen und Füßen dagegen. Der Teil, der sich längst eingestanden hatte, dass sie sich hoffnungslos in Nick verknallt hatte, dem sich ihre Vernunft aber bisher erfolgreich hatte entgegenstellen können. So hatte sie es sogar geschafft, sich selbst einzureden, dass es der außergewöhnlich gute Sex war, nach dem sie sich sehnte, und nicht Nick selbst, dass sie nur lernen musste, ihre Triebe besser in den Griff zu bekommen, um mit ihm wieder wie mit einem guten Freund umgehen zu können. Ihre vernünftige Seite hatte auch diesen Plan entwickelt, über den Karen bisher nur den Kopf hatte schütteln können...
„Nick, wir hatten das ja schon am Telefon besprochen, aber da wir heute wieder solche Probleme damit hatten, normal miteinander umzugehen, wollte ich noch einmal klarmachen, dass ich bezüglich unseres letzten sexuellen
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