Three-Night-Stand (German Edition)
dachte daran, dass sie ihr vielleicht ein wenig Vernunft hinsichtlich ihrer absurden Ideen bezüglich ihrer Hilfsorganisation eintrichtern könnten“, erklärte Tony und Nick konnte sein schmieriges Lächeln fast durch das Telefon hören. „Frauen sind oft so blauäugig und naiv, glauben, dass sie die Welt tatsächlich verändern könnten, wenn sie nur ein wenig mehr Geld hätten. Und letzten Endes geben sie es dann doch nur für neue Schuhe aus.“ Tony lachte schallend über seinen eigenen Witz, während Nick nur mit bitterer Miene den Kopf schütteln konnte. So ein Arschloch. Leider konnte er ihm das nicht ins Gesicht sagen, wenn er nicht bald arbeitslos sein wollte. Zu Schweigen war schon frech genug. Das Lachen des Mannes verstummte und für einen Augenblick war es still am anderen Ende der Leitung. Dann war ein Räuspern zu vernehmen.
„Wissen Sie, was ich so an den Mitarbeitern bei TFP schätze, Mr. Jordan?“ sagte Chester-Millington und klang nun deutlich kühler als zuvor. „Dass sie der Firma so extrem loyal gegenüberstehen. Sie wissen es zu schätzen, dass sie Teil dieser Firma sein dürfen und tun alles dafür, damit es ihr weiterhin gut geht. Denn nur dann wird es ihnen selbst auch gut gehen…“
Nick biss fest die Zähne aufeinander, während sich seine Hände zu Fäusten ballten. Das war nicht mehr nur eine versteckte Drohung – das war Erpressung.
„Ich kann doch davon ausgehen, dass Sie ganz ähnlich denken, nicht wahr, Mr. Jordan?“ fuhr diese Ratte nun fort. „Wir sitzen doch alle in einem Boot. Kann ich weiterhin auf Ihre wundervolle Kooperation zählen?“
‚Sie können sich diese liebend gern ganz weit in den Arsch schieben‘, wollte Nick gern sagen, doch das tat er nicht. Stattdessen sagte er brav „Natürlich.“ und hasste sich selbst dafür, hasste seine Abhängigkeit von diesem Unternehmen und seine Angst davor, es einfach mal zu riskieren, ganz allein auf seinen eigenen Beinen zu stehen.
„Na, wunderbar!“ musste sich Mr. Oberar... mleuchter nun auch noch freuen. „Dann wünsche ich Ihnen noch einen wunderbar fruchtbaren Arbeitstag mit unserer Lieblingsautorin. Und… gönnen Sie sich die eine oder andere Freude zwischendurch, ja? TFP steht in jeder Hinsicht voll hinter Ihnen!“
Nick sagte nichts mehr. Er beendete das Gespräch einfach und starrte dann sein Handy für ein paar Sekunden nur fassungslos an, so als hätte sich dieses Gerät gerade so furchtbar rückgratlos gezeigt und nicht er selbst. Enttäuschung, Sorge und Wut begannen zu einem gefährlichen Gefühlsmix in seinem Inneren zusammenzufließen und er brauchte ein paar Minuten, um sich selbst wieder so weit in den Griff zu bekommen, dass Lisa ihm nicht sofort ansehen konnte, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Vielleicht war es besser, die Arbeit am Skript auf den morgigen Tag zu verschieben. Er war wirklich nicht in der Verfassung, sich heute auch noch auf anstrengende Streitgespräche bezüglich des Drehbuchs einzulassen.
Er ging wieder zurück ins Wohnzimmer und blieb für einen Moment stehen, beobachtete Lisa, die so ganz in ihren Text versunken auf der Couch saß. Das durch eines der Fenster fallende Sonnenlicht ließ ihre Haare wie feines Gold leuchten und verlieh ihrer Haut einen seltsam unwirklichen Schimmer. In was sie da so vertieft war, wurde ihm erst ein paar Sekunden später klar und sein Magen zog sich unangenehm zusammen.
„Wo hast du das her?!“ herrschte er sie an und streckte die Hand nach dem Manuskript in ihren Händen aus.
„Es…“, sie sah ihn ein wenig erschrocken an. „Es lag auf dem Tischchen da drüben.“
„Ach und da dachtest du, du nimmst es dir einfach und liest mal lustig rein…“
„Es… es ist wirklich toll, Nick…“ sagte sie ausweichend.
Wie lange hatte sie darin gelesen? Wie viel hatte sie gelesen? Die zwei Telefongespräche hatten schon eine Weile gedauert – wenn sie also relativ zeitnah nach ihm die Küche verlassen hatte, durch das Wohnzimmer geschlendert war, das Manuskript gefunden, vielleicht sogar ein wenig mit sich und ihrem Gewissen gerungen hatte …
„Du wusstest, dass ich es niemandem zeigen wollte“, erinnerte er sie ärgerlich und spürte, dass sich nun auch noch seine ganze Wut über sich selbst und die verzwickte Situation, in die er geraten war, völlig ungerechtfertigt auf sie richtete. „Dass du Gast in diesem Haus bist, bedeutet nicht, dass du hier überall herumschnüffeln darfst!“
Wieso hatte er das blöde Ding herumliegen
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