Three-Night-Stand (German Edition)
in die Augen sehen, geschweige denn mit ihm sprechen – jedenfalls nicht, ohne dabei vor Scham im Erdboden zu versinken. Was bedeutete, dass sie irgendwie aus dem Bett herauskommen musste, ohne ihn zu wecken. Bloß wie?
‚Erst einmal tief durchatmen und dann weiter sehen, Lisa‘, sprach sie sich selbst zu. ‚Du kannst das. Konzentrier dich einfach besser. Vielleicht täuschen dich ja auch deine Erinnerungsfetzen und du hast gar nicht mit diesem Mann geschlafen. Immerhin wart ihr sehr betrunken. Vielleicht seid ihr nur ins Bett gefallen und dann gleich eingeschlafen… nackt – gut – aber auch das muss ja nicht gleich zum Letzten geführt haben.‘
Lisa atmete tief ein und aus, bewegte sich ein wenig, testete an, was ihre Bewegung bei dem Mann hinter ihr auslöste. Seine Atmung veränderte sich und sein Arm zuckte kurz, dann lag er wieder still. Vielleicht konnte sie ihn ja dazu anregen, seinen Arm von ihrem Körper zu nehmen, wenn sie ein wenig herumruckelte – vorsichtig natürlich, damit er bloß nicht aufwachte.
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, als sie sich wieder bewegte, ein wenig ihre Hüfte anhob. Der Mann hinter ihr gab nun ein leises Grummeln von sich und schien sich auf den Rücken zu drehen. Zumindest glitt sein Arm von ihrem Körper und landete stattdessen schwer auf der Matratze. Lisa schloss erleichtert die Augen. Das war doch schon die halbe Miete. Nun galt es nur noch aus dem Bett herauszukommen, ohne dieses dabei zu sehr wackeln zu lassen oder Geräusche zu verursachen, die ihre Kurzbekanntschaft vielleicht doch noch wecken würden. Sie hob die Lider wieder und schob vorsichtig ein Bein über den Bettrand, tastete mit den Zehenspitzen nach dem Fußboden. Da war er, glatt und kühl, nicht allzu tief unter ihr. Sie zog die dünne Bettdecke, die ihren Körper bedeckte, noch ein wenig höher über ihren Brustansatz, spannte ihren Körper an und setzte sich auf – ein wenig zu schnell, denn der Raum begann sich sofort unangenehm um sie zu drehen. Glücklicherweise hielt der Schwindel nicht lange an und sie konnte einen vorsichtigen Blick auf den Mann in ihrem Bett werfen.
Sie hob überrascht die Brauen. Er hatte zwar seinen Kopf auf die andere Seite gedreht, sodass sie sein Gesicht nicht so richtig sehen konnte, doch wahrscheinlich hätte sie dafür eh keine Augen gehabt – bei diesem Körper! Das Betttuch war ihm bis zu den schmalen Hüften hinuntergerutscht und entblößte somit nicht nur seine muskulöse, leicht behaarte Brust, sondern auch den straffen Bauch und diese feine Linie dunkler Haare, die bis hinunter zu der stattlichen, sich deutlich unter dem Laken abzeichnenden Erhebung zu führen schien. Lisa wurde heiß und kalt zur selben Zeit und sie kämpfte mit aller Macht gegen die beschämenden Erinnerungen an, die sofort wieder in ihr hochkommen wollten. Sie musste hier weg – ganz schnell!
Ihr Versuch aufzustehen geriet durch ihr wachsendes Schamgefühl etwas zu hektisch und unkoordiniert und ließ sie völlig vergessen, dass man dazu eigentlich zwei Beine brauchte. Dass eines davon sich in der Decke ihres Liebhabers verfangen hatte, hatte sie zuvor gar nicht wahrgenommen – nun war es zu spät. Ihre Vorwärts-Aufwärts-Bewegung wurde so ruckartig gestoppt, dass sie das Gleichgewicht verlor, sich einmal um sich selbst drehte, mit wild um sich rudernden Armen zwei hilflose Hopser nach hinten machte, bevor sie ihr Bein aus der Decke ziehen konnte, und dann mit einem lauten Poltern zu Boden ging.
Für einen langen Augenblick blieb sie einfach nur liegen, kniff die Augen zusammen und wünschte sich, dass die Erde sich auftat und sie verschluckte. Nackt auf dem Boden vor dem Bett eines ihr wildfremden Mannes zu liegen und diesem zur Begrüßung am Morgen gleich den blanken Allerwertesten entgegen zu recken, weil man einfach die ungeschickteste Person auf der ganzen Welt war, war etwas, was vom Grad der Peinlichkeit und des Schamgefühls kaum noch überboten werden konnte. Und sie war so laut gewesen, das der Fremde in dem Bett davon ganz bestimmt aufgewacht war.
Sie lauschte mit klopfendem Herzen und glühend heißen Wangen in die Stille hinein, doch da war nichts außer weiterhin recht regelmäßig klingenden Atemzügen. Sie hob ein wenig den Kopf, sah über ihre Schulter hinüber zum Bett. Er lag noch genauso da wie zuvor, schlief tief und fest. Konnte sie wirklich so viel Glück haben?
Sie stütze sich mit den Händen ab und richtete sich auf, griff rasch nach dem Laken, das
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