Three-Night-Stand (German Edition)
entstammte, nicht seinem, an der er aber damals hatte ungewollt teilhaben müssen. Damals, als sie beide zufällig in dem Café aufgekreuzt waren, in dem sie mit einem anderen Mann gesessen und wohl mit ihrer Zunge nachgefühlt hatte, ob dieser noch seine Mandeln besaß.
Es war das erste Mal gewesen in der Zeit, die sie sich kannten, dass Liam sich ernsthaft in eine Frau verliebt hatte. Bis dato hatte er es eher mit lockeren Beziehungen gehalten, von denen keine länger als ein paar Wochen hielt und das Wort ‚Beziehung‘ auch nicht wirklich verdient hatten.
Er hatte erst fünfundzwanzig werden und auf eine etwas ältere Frau treffen müssen, die ihn mit ihrem verruchten Augenaufschlag von der ersten Sekunde an um den Verstand gebracht hatte. Alles an ihr schrie ‚Lebensmotto: glücklicher Dauersingle‘, doch diese Botschaft war bezüglich Liam in etwas so wirkungsvoll gewesen wie das ausdrückliche elterliche Verbot an ein Kind, auf gar keinen Fall aus der so wunderbar duftenden Keksdose zu naschen. ‚Nach jahrelangem Herumirren‘ hatte er endlich geglaubt, die Person gefunden zu haben, auf die er – ‚ohne es zu wissen!‘ – sein Leben lang gewartet hatte. Dass diese Person sich eher geschmeichelt gefühlt hatte, von einem fünfzehn Jahre jüngeren Mann umworben zu werden und einfach nur ihren Spaß hatte haben wollen, als an etwas auch nur annähernd Ernsthaftem interessiert zu sein – davon hatte ihn kein einziges der von Nick mit Engelszungen gesprochenen Worte überzeugen können. Beiderseitige Bindungsstörungen waren nichts, was man als Garant für funktionierende Zweisamkeit nehmen sollte. Es war eine harte Lehre gewesen, durch die Liam gegangen war, und sie hatte ihm ein schickes Rückflugticket ins Land der One-Night-Stands und anderer lockerer Techtelmechtel gebracht, einem Lebensstil, der ihn garantiert vor weiteren emotionalen Narben schützen würde.
Und genau dieser jemand stand jetzt vor ihm und redete wie ein Wasserfall, brachte noch mehr Chaos in Nicks Gedanken und seine Entscheidung, Lisa so weit, wie es nur ging, auf Abstand zu halten. Nick fühlte sich wie ein Teenager, dem man klarmachte, dass seine Vorstellung von erwachsenem Verhalten und Reife sich nicht mit der Realität deckten.
Es war wirklich genug. Oh Gott, wie es ihm reichte! Er war unausgeschlafen, die Kopfschmerztablette gegen seinen süßen-Rotwein-geschädigten Brummschädel wirkte noch nicht und Kaffee, Alkoholnachwirkungen und ein fehlendes Frühstück kämpften um ihr Recht, an seiner Übelkeit schuld zu sein. So an die fünf Mal pro Stunde, in denen er sich in der vergangenen Nacht schlaflos im Bett hin- und her gewälzt hatte, hatte Nick mehr oder weniger ernsthaft überlegt, einfach einen Flug nach Irgendwo-nur-nicht-hier zu buchen und diesen ganzen verrückten Teil der Welt für eine Weile hinter sich zu lassen. Meine Güte, so oft dachte er normalerweise nur an Sex oder seinen Roman oder –
Aaah, kein gutes Thema. Nicht, dass er es hätte vergessen können. Ein kindlich-gutgläubiger Teil seiner Selbst hatte sich einzureden versucht, dass er das Richtige getan hatte, dass es so das Beste oder zumindest die einzig mögliche Lösung sei, doch nicht einmal nachdem die Flasche Muscadet leer gewesen war, hatte er sich auch nur annähernd geglaubt.
Anstatt die Möglichkeit zu bekommen, sich allein weiter in Selbstmitleid und eventuell einem Sektfrühstück (ohne den essbaren Teil) zu suhlen, hatte es gegen halb elf geklingelt und Liam hatte tatsächlich gewartet, bis er geöffnet hatte. Fünf Minuten später hatte Nick mit einem großen Kaffee und einer Flasche Mineralwasser – laut Mama Liam „mit viel Kalium und Natrium, das brauchst du jetzt“ – auf der Terrasse gesessen, war aber schon nach kurzer Zeit wieder aufgestanden und hatte begonnen, rastlos herumzulaufen. Wenn schon nicht mit der buchstäblichen Tür, war Liam doch mit der figurativen Version davon ins Haus gefallen und hatte Nick einen noch verkrampfteren Magen und Herzschmerzen verursacht. Liam war nach eigener Aussage am Vorabend unfreiwilliger Zeuge von Lisas Flucht aus Nicks Haus gewesen.
„… aber sie hat mich nicht gesehen und sich in ihr Auto gesetzt. Die Straßenlaterne stand sehr günstig… Sie hat geweint, Nick. Ich wollte zu ihr gehen und fragen, was los ist, aber irgendwie hielt ich es nicht für angebracht. Sie wollte sicher allein sein… Was zur Hölle war denn bloß los?“
Nick hatte in etwa so viel Lust darauf, die
Weitere Kostenlose Bücher