Three-Night-Stand (German Edition)
Es ist ja nicht so, dass ich dir das nicht dein halbes Leben lang gepredigt habe, aber diesmal schien es tatsächlich zu funktionieren. Du hattest Spaß, hast dich fallen lassen und… tja, bist dann gleich wieder du selbst geworden. Versteh’ mich nicht falsch, so bist du eben. Nicht der Mann für nur eine Nacht – damit wirst du nicht glücklich. Aber hey, das ist eben dein Ding und das hab’ ich jetzt kapiert. So wie ich mir eine Beziehung vielleicht in manch alkoholdurchtränkter Nacht heimlich wünsche – und wenn du das je wieder erwähnst, werde ich leugnen, dich zu kennen – sie aber weder bereit noch imstande bin zu realisieren …“ Er stutzte. „Na toll, jetzt habe ich den Faden verloren, aber ich hab ja noch mein Improvisationstalent und daher sage ich dir: Hol sie dir oder ein anderer tut es. Und wenn ich es bin, um dich aus deiner verdammten Lethargie zu reißen, du kleiner Phleggie.“
Liam sah ihn eindringlich an und hoffte wohl auf eine eifersüchtige bis alarmierte Reaktion seinerseits. Doch die kam nicht. Nick hatte einfach keine Kraft dafür und er nahm seinen Freund auch nicht wirklich ernst.
Der Schauspieler schüttelte verärgert den Kopf. „Dir ist echt nicht mehr zu helfen“, stieß er resigniert aus, wandte sich um und lief zurück ins Haus.
Nick seufzte zum wiederholten Male, als er die Tür hinter seinem Freund zuschlagen hörte. Hatte es irgendwo ein Memo gegeben, dass bitte alle möglichen Probleme über ihn hereinbrechen sollten? Liam mit seinen gutgemeinten Ratschlägen hatte ja keine Ahnung.
„Da steht eine langersehnte Sahnetorte vor dir und du sagst, du seiest auf Diät. Meine Güte, Nicolas. Solchen Mist fabriziere ich, aber nicht du“, hatte Liam ganz am Anfang gesagt, ohne zu wissen, in was für einem Dilemma Nick wirklich steckte. Wie sollte er auch? Seine Instruktionen bezüglich Meggies ‚Projekt Lisa‘ hatten nur bis zu ein paar Extraportionen Schmeicheleinheiten für die junge Autorin gereicht, über alles andere war er – nicht nur von Meggies Seite aus – im Unklaren gelassen worden. Er wusste weder etwas von dem zweiten Drehbuch noch, dass sein bester Freund…
Seine eigenen Gedanken verkrampften Nick die Eingeweide und ein unangenehmes Ziehen war die Folge. In was zum Teufel hatte er sich da hineingeritten? Seit Tagen zermarterte er sich das Hirn, ob es nicht irgendeine Möglichkeit gab, die ganze Sache doch noch zu einem guten Abschluss zu bringen. Jasper und er hatten die zweite Version fertig und somit war auch das letzte Fünkchen trügerischer Hoffnung gewichen, die er sich bewahrt hatte, solange die letzten Seiten noch unbearbeitet offen gestanden hatten. Jasper hatte einen noch fulminanteren Cliffhanger geplant, als es ihn bereits im Original gab, und Nick hätte ebenso gut einer Wand erklären können, dass sie hier nicht den nächsten ‚xXx‘-Teil drehten. Doch was machte es schon aus? Es hatte endlos anmutende Wortgefechte mit Jasper gegeben und Nick hatte all seine Überredungskünste aufbieten müssen, damit dieser Schmalspurkritzler nicht das ganze Werk versaute. Für Jasper beinhaltete das Drehbuch ‚zu viel Dialog und zu wenig Handlung‘, wobei er letzteres leider mit Action gleichsetzte. Ohne Nicks zahllose Argumente oder wahlweise leichte Drohungen wäre aus ‚Gefallener Engel‘ ein Machwerk der allerübelsten Sorte geworden, das nicht einmal ein begnadeter Regisseur wie Cooper hätte retten können. Dabei war Jaspers erste eigene Drehbuchfassung des Romans gar nicht so schlecht gewesen. Nick konnte sich selbst kaum erklären, was plötzlich in diesen Mann gefahren war.
Wie dem auch war und wie er es auch drehte und wendete, eins war klar: Ungeschoren würde Nick aus der Sache nicht herauskommen. Und genau das war der Hauptgrund, der all seine Versuche, sich einzureden, dass Liam vielleicht Recht hatte und er der Beziehung zwischen sich und Lisa eine Chance geben sollte, zum Einsturz brachte. Lisa würde ihm diesen Vertrauensbruch sicher nie verzeihen, da brauchte er nicht einmal versuchen, die Sache aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Er selbst war doch schon ausgerastet, weil sie seinen Roman nicht nur ungefragt gelesen, sondern aus reinem Gutwillen an ihre Verlegerin geschickt hatte. Sie hatte an ihn geglaubt und ihm helfen wollen und sich nicht auf seinem Rücken einen Vorteil verschaffen wollen. Und was hatte er getan? Er hatte ihr Vertrauen missbraucht, sie betrogen, sie von Anfang an hintergangen. Da würde es
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