Throne of Glass – Die Erwählte
Dunkelheit lichtete sich.
Neben ihr stöhnte Nehemia: »Heute Abend führt eine Schauspieltruppe eines der Lieblingsstücke der Königin auf und sie hat mich dazu eingeladen. Willst du mich begleiten? Ich könnte eine Übersetzerin gebrauchen.«
Celaena runzelte die Stirn. »Ich fürchte, ich …«
»Du kannst nicht mitkommen.« Nehemia war die Enttäuschung anzuhören und Celaena warf ihrer Freundin einen entschuldigenden Blick zu.
»Es gibt da gewisse Dinge, die …«, setzte Celaena an, aber die Prinzessin schüttelte den Kopf.
»Wir alle haben unsere Geheimnisse – obwohl ich schon gern wüsste, warum du so streng von diesem Captain überwacht wirstund man dich nachts in deine Gemächer sperrt. Wenn ich naiv wäre, würde ich sagen, sie haben Angst vor dir.«
Die Assassinin lächelte. »In solchen Dingen sind Männer einfach albern.« Sie dachte darüber nach, was die Prinzessin davor gesagt hatte, und ihr Bauch zog sich zusammen. »Du verstehst dich inzwischen also mit der Königin von Adarlan? Zu Anfang hast du dich nicht wirklich … darum bemüht.«
Die Prinzessin nickte und reckte das Kinn. »Wie du weißt, ist das Verhältnis zwischen unseren Ländern im Moment nicht besonders erfreulich. Zuerst war ich Georgina gegenüber ein bisschen distanziert, aber dann ist mir klar geworden, dass es in Eyllwes bestem Interesse ist, wenn ich mir mehr Mühe gebe. In den letzten Wochen habe ich also das Gespräch mit ihr gesucht, um ihr hoffentlich deutlich zu machen, wie wir unsere Beziehungen verbessern könnten. Ich glaube, die Einladung heute Abend bedeutet, dass ich schon Fortschritte gemacht habe.« Celaena war klar, dass Nehemia über Georgina auch das Ohr des Königs von Adarlan zu erreichen hoffte.
Sie biss sich auf die Lippe, lächelte dann aber schnell. »Ich bin sicher, deine Eltern wären erfreut darüber.« Als sie um eine Ecke bogen, erfüllte plötzlich Hundegebell die Luft. »Wo sind wir eigentlich?«
»Bei den Zwingern.« Nehemia strahlte. »Der Prinz hat mir gestern die Welpen gezeigt – aber ich glaube, er hat nur einen Vorwand gesucht, um eine Weile dem Hofstaat seiner Mutter zu entkommen.«
Es war schon schlimm genug, dass sie ohne Chaol herumliefen, aber die Zwinger zu betreten … »Dürfen wir denn hier sein?«
Nehemia straffte die Schultern. »Ich bin Prinzessin von Eyllwe«, sagte sie. »Ich kann hingehen, wo ich will.«
Celaena folgte ihr durch eine große Holztür. Die Nase über den strengen Geruch rümpfend, ging sie an Käfigen und Verschlägenmit Hunden verschiedenster Rassen vorbei. Manche waren so groß, dass sie ihr bis zur Hüfte reichten, andere wiederum hatten Beine, die so lang waren wie ihre Hände, und einen Rumpf so lang wie ihr Unterarm. Sie fand alle Rassen faszinierend und wunderschön, aber die geschmeidigen Windhunde begeisterten sie am meisten. Ihre gewölbten Flanken und die schmalen, langen Beine waren voller Anmut und Schnelligkeit; sie kläfften nicht wie ihre Artgenossen, sondern saßen vollkommen still da und sahen sie mit ihren dunklen, klugen Augen an.
»Sind das alles Jagdhunde?«, fragte Celaena, doch Nehemia war verschwunden. Sie konnte ihre Stimme hören, dazu noch eine andere, und dann tauchte aus einem Verschlag eine Hand auf und winkte sie zu sich. Celaena eilte dorthin und sah über das Gatter.
Dorian Havilliard lächelte sie an und Nehemia ließ sich gerade auf dem Boden nieder. »Oh hallo, Lady Lillian«, begrüßte er sie mit sanfter Stimme und setzte einen braungoldenen Welpen ab. »Ich hatte nicht erwartet, Euch hier zu sehen. Aber angesichts von Nehemias Leidenschaft für die Jagd überrascht es mich nicht wirklich, dass sie Euch endlich hierhergeschleppt hat.«
Celaena starrte auf die vier kleinen Hunde. »Das sind die Bastarde?«
Dorian nahm einen hoch und streichelte ihm über den Kopf. »Ein Jammer, nicht wahr? Ich bin trotzdem ganz vernarrt in sie.«
Als zwei der Hunde auf die lachende Prinzessin zuhüpften und sie unter feuchten Zungen und wedelnden Schwänzen begruben, öffnete die Assassinin vorsichtig den Verschlag und schlüpfte hinein.
Nehemia deutete in die Ecke. »Ist der da krank?«, fragte sie. Da war ein fünfter Welpe, ein bisschen größer als die anderen, das Fell von silbrigem, seidigem Gold, das im Schatten schimmerte. Er öffnete die dunklen Augen, als wüsste er, dass über ihn gesprochenwurde, und beobachtete sie. Es war ein wunderschönes Tier, und hätte Celaena es nicht besser gewusst, hätte sie es
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