Throne of Glass – Die Erwählte
für reinrassig gehalten.
»Es ist ein Weibchen«, sagte Dorian. »Sie ist nicht krank, sie hat nur keinen guten Charakter. Sie hält sich von allen fern – ob Mensch oder Hund.«
»Aus gutem Grund«, sagte Celaena, stieg über die Beine des Kronprinzen und näherte sich dem fünften Welpen. »Warum sollte sie sich von jemandem wie Euch berühren lassen?«
»Wenn sie nicht auf die Menschen hört, wird man sie töten müssen«, sagte Dorian abschätzig. Das traf Celaena wie ein Blitz.
»Sie töten? Sie töten ? Aus welchem Grund? Was hat sie Euch getan?«
»Aus ihr wird nie ein gutes Haustier werden und zu was anderem sind diese Hunde nicht zu gebrauchen.«
»Ihr würdet sie also wegen ihres Temperaments töten? Dafür kann sie doch nichts!« Sie blickte sich um. »Wo ist ihre Mutter? Vielleicht braucht sie sie.«
»Die Mutter säugt die Welpen nur und hat ein paar Stunden zusätzlichen Kontakt. Ich ziehe diese Hunde in aller Regel zum Rennen und Jagen auf und nicht zum Schmusen.«
»Es ist grausam, sie von ihrer Mutter zu trennen!« Celaena bückte sich und hob das Hündchen hoch an ihre Brust. »Ich lasse nicht zu, dass Ihr ihr ein Haar krümmt.«
»Wenn sie ein schwieriges Wesen hat«, sagte Nehemia versöhnlich, »wäre sie eine Last.«
»Eine Last für wen?«
»Kein Grund, sich aufzuregen«, erklärte Dorian beschwichtigend. »Jeden Tag werden massenweise Hunde schmerzlos eingeschläfert. Ich verstehe nicht, warum ausgerechnet Ihr etwas dagegen habt.«
»Aber die da nicht!«, sagte Celaena. »Ich werde sie nehmen – wenn Ihr sie sonst tötet.«
Dorian musterte sie. »Wenn Euch so viel daran liegt, lasse ich sie nicht töten. Ich suche ein Heim für sie und werde Euch sogar um Eure Zustimmung bitten, bevor ich die endgültige Entscheidung treffe.«
»Das würdet Ihr tun?«
»Was liegt mir an Leben oder Tod einer Hündin? Wenn es Euch Freude macht, soll es so sein.«
Ihr Gesicht brannte, als er auf die Füße sprang und dicht neben ihr stand. »Versprecht Ihr es?«
Er legte die Hand aufs Herz. »Ich schwöre bei meiner Krone, dass die Hündin am Leben bleibt.«
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie sich beinahe berührten. »Ich danke Euch.«
Nehemia beobachtete sie vom Boden aus mit gerunzelter Stirn, bis einer ihrer Leibwächter am Gatter erschien. »Es ist Zeit zu gehen, Prinzessin«, sagte er auf Eyllwe. »Ihr müsst Euch für Euren Abend mit der Königin umkleiden.«
Nehemia stand auf und schob die übereinanderkrabbelnden Welpen zurück. »Magst du mich begleiten?«, fragte sie ihre Freundin auf Adarlan.
Celaena nickte und öffnete das Gatter für sie. Als sie es wieder zumachte, sah sie zum Kronprinzen zurück. »Und? Kommt Ihr nicht mit uns?«
Er ließ sich auf den Boden fallen und sofort begannen die Welpen, auf ihm herumzukrabbeln. »Vielleicht sehe ich Euch später am Abend.«
»Wenn Ihr Glück habt«, gab Celaena in einem gekünstelten Tonfall zurück und ging davon. Sie lächelte in sich hinein, während sie durchs Schloss liefen.
Irgendwann wandte sich Nehemia ihr zu. »Magst du ihn?«
Celaena verzog das Gesicht. »Natürlich nicht. Warum sollte ich?«
»Ihr redet so ungezwungen miteinander. Es wirkt, als hättest du … einen Draht zu ihm.«
»Einen Draht?« Celaena verschluckte sich beinah. »Es macht mir einfach Spaß, ihn zu ärgern.«
»Es ist kein Verbrechen, wenn du ihn attraktiv findest. Ich gebe zu, ich habe ihn falsch eingeschätzt; ich habe ihn für einen aufgeblasenen, egoistischen Idioten gehalten, aber so schlimm ist er gar nicht.«
»Er ist ein Havilliard.«
»Der Vater meiner Mutter war ein Anführer, der meinen anderen Großvater väterlicherseits zu stürzen versuchte.«
»Wir albern gern herum. Es ist nichts.«
»Er scheint großes Interesse an dir zu haben.«
Celaenas Kopf schnellte herum, ihre Augen voll lang vergessener Wut, die in ihrem Bauch rumorte. »Lieber schneide ich mir eigenhändig das Herz heraus, als einen Havilliard zu lieben«, zischte sie.
Den Rest des Wegs legten sie schweigend zurück, und als sie sich trennten, wünschte Celaena Nehemia schnell einen angenehmen Abend, bevor sie sich in ihren Flügel des Schlosses aufmachte.
Die wenigen Leibgardisten, die ihr folgten, blieben auf rücksichtsvoller Distanz – eine Distanz, die jeden Tag größer wurde. Aufgrund von Chaols Anweisungen? Es war gerade Nacht geworden und der Himmel noch von einem tiefen Blau, das die Schneehäufchen auf den Fenstersimsen einfärbte. Sie könnte
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